Smile 2 (Filmkritik)

Skye Riley (Naomi Scott) ist Sängerin mit einer tragischen Geschichte. Überfahren von ihrem Erfolg, vollgepumpt mit Drogen und einer ganzen Prise an Hass, verursacht sie einen Autounfall bei dem ihr Partner, der Schauspieler Paul Hudson ums Leben kommt und sie trägt schwere Verletzungen davon.

Ein Jahr später ist sie scheinbar bereit für ihr Comeback. Nur ihre Schmerzen im Rücken sind immer noch schlimm, also holt sie sich im Geheimen – weil weder ihre Mutter (Rosemarie DeWitt) als ihre Managerin noch ihr Stage-Manager Joshua (Miles Gutierrez-Riley) dürfen das wissen – Schmerzmittel bei einem alten Kumpel. Der sich dann vor ihren Augen ziemlich brutal umbringt.

Und dann geht es bergab. Skye beginnt Tote zu sehen und immer Menschen in ihrem Umfeld treten ihr mit einem ziemlich beängstigenden Grinsen gegenüber …

Nachdem mich der erste „Smile“ damals zwar unterhalten aber nicht so richtig überzeugt hat, war ich in keiner Eile mir den Nachfolger anzusehen. Ich habe aber mitbekommen, dass der Film als er 2024 in die Kinos gekommen ist ziemlich viel positive Kritik bekommen hat. Weit besser als der erste Teil solle er sein, mutig und furchteinflössend und außerdem noch quasi ein Meisterwerk (jedesmal einen Euro, wenn ein neuer Film an den in fünf Jahren niemand mehr denkt, als „Meisterwerk“ bezeichnet wird und ich wäre reich).

Nun, nein. Ein Meisterwerk ist „Smile 2“ in meinen Augen und für mein Empfinden nicht. Wo ich jedoch zustimme: Er ist in so ziemlich allen Belangen besser als sein Vorgänger (vom Schauspiel abgesehen, denn da gab es schon im ersten Film nichts auzusetzen). Viele der Klischees und der völlig abgenutzten Szenen – also die Standard-muss-in-jedem-Horrorfilm-vorkommen-Szenen – werden hier großteils außen vor gelassen oder – wenn auch erst gegen Ende – auf den Kopf gestellt. Das fand ich schon mal super.

Tatsächlich gibt es für mich drei Faktoren, die den Film trotz seiner bekannten, altbackenen und vorhersehbaren Geschichte das Gefühl von etwas Neuem verleihen:

Die Anfangssequenz, die ein (digital korrigierter und verknüpfter) One-Take ist. Ein Herr aus dem ersten Teil (keine Spoiler hier) will den Smile-Fluch loswerden und ihn zwei Drogendealern umhängen. Geht natürlich schief und endet ziemlich schwarzhumorig und blutig. Aber der Take – also die gesamte Kamerafahrt – wow, sag ich nur. Das war mal ein verdammt cooler und beeinddruckender Einstieg.

Dann – nach dem Vorspann – beginnt der eigentliche Film mit der Einführung von Skye, die sich ihren ersten Pressetermin in der Talkshow von Drew Barrymore gibt. Und dann sind wir auch schon mittendrin.

Und das ist der zweite Faktor: Das Setting.

Wir sind hier in Popstar-Welten, erleben mit, wie getanzt und choreografiert wird, wie die Pressetermine und Fan-Events ablaufen – all das ist in dieser Form neu und in Kombination mit dem „Smile-Fluch“ auch bedrohlich. Wenn ein Fan Skye völlig durchgeknallt angrinst, dann stellt sich – für Skye als auch für die Seher:innen – natürlich die Frage: Fluch? Oder einfach ein überdrehter Fan? Das hat Potential.

Das Setting wird im Film wirklich gut genutzt und die Tatsache, dass Skye ja ob ihres Comebacks quasi unter permanenter öffentlicher Beobachtung steht, macht alles was passiert noch unangenehmer. Wenn ihr euch also leicht für andere schämt, dann macht einen Bogen um diesen Film, denn der Fluch, der mit Skyes Kopf spielt hat es richtig gut drauf Skye immer und immer wieder öffentlich zu blamieren. Fremdschämen ist also quasi vorprogrammiert.

Der dritte Faktor ist die Naturgewalt Naomi Scott. Die Frau spielt als ginge es wirklich um ihr Leben. Jede Minute, die der Film nicht mit der Kamera auf ihr Gesicht gerichtet verbringt, ist schade, denn die Frau geht hier absolut durch alle Emotionen und jede einzelne kann man ihr am Gesicht ablesen. Grandios. Ist manches Over-The-Top? Klar. Wie auch nicht? Es ist ein Smile-Film. Trotzdem – ihr zuzusehen verursacht schon einen ganz eigenen Sog.

Extrem toll war auch noch eine Szene, die sich ein wenig bei Dr. Who bedient: Eine Gruppe von Menschen mit dem typisch-abstoßenden Grinsen stürmt auf Skye zu, bewegt sich aber nur wenn sie nicht hinsieht. Einerseits optisch ein Hammer, denn die Menge vor ihr sind ihre Backgroundtänzer- und -innen. Allein die Optik, wie sie auf Skye zustürmen, in der Bewegung eingefroren – das ist ein Albtraum aus grinsenden Menschen. Hammer. Als dann noch eine zweite Gruppe aus einer anderen Richtung kommt – mit dem gleichen „Hinsehen-Gimmick“, da wird die Spannungsschraube nach ganz oben gedreht.

Und dann ist da noch das Finale bzw. die Auflösung des Finales und die damit einhergehenden Probleme.

Denn ein Riesenproblem hat der Film für mich sehr wohl: Das Drehbuch.

Die einzelnen Szenen sind super, reißen mit und sind spannend. Und wenn man sich fragt, wie kann das jetzt ausgehen – Tada! Der Kopf hat dir einen Streich gespielt. Ist ja gar nicht wirklich passiert. Schwache Lösung. Und kommt leider zu oft vor. Auch als letzter Twist – ich verrate nichts – wird etwas verwendet, was ich einfach schwach fand. Außerdem sieht man das innere Monster und das wirkt zwar grotesk, aber grotesk lächerlich. Und das „wirkliche“ Ende … das hätte besser sein können. Ohne jetzt zu spoilern: Am Ende gibt es natürlich noch einen Tod. Und zwar durch einen eher ungewöhnlichen Gegenstand. Da kam mir wirklich ein Lachen aus. Aber gut. War vermutlich Absicht.

Alles in allem verlässt sich der Film zu sehr auf seine „Alles im Kopf“-Joker-Karte, aber das Setting, einzelne Szenen und deren visueller Aufbau (erneut: Smile-Dancer-Szene) sowie das wirklich mitreissende Spiel von Naomi Scott halten bei der Stange. Und das Gefühl des Films, also die Atmosphäre, ist tatsächlich richtig frisch und fühlt sich fast ein wenig frech an. Fand ich großartig.

Wenn jetzt Parker Finn (der für beide Smile-Filme Drehbuch und Regie verantwortet) für den dritten Teil, der scheinbar schon in der Mache ist, auch noch ein Drehbuch schreibt, welches nicht immer den leichten Ausweg nimmt, dann könnte das was richtig, richtig Großes werden.

„Smile 2“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, durch sein Setting und seine Hauptdarstellerin wirklich seinen Vorgänger übertreffende, Punkte.


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