Dana (Hannah Gonera) ist gut behütet, denn ihre Mutter hat in ihrer Jugend während einer Pyjama-Party ein Massaker miterlebt und ist also einzige mit dem Leben davon gekommen. Aber die Zeiten ändern sich und nach Drängen, Bitten und Flehen darf die Tochter nun doch mitfahren in eine Hütte und dort Party machen.
Was Danas Mutter nicht weiß: Aber dann kommt alles ein wenig anders als geplant, was bereits damit beginnt, dass sich ein blinder Passagier in die Gruppe eingeschlichen hat. Nun gut, nach kurzer Neuplanung darf sie dabei bleiben, wenn sie sich benimmt. Dann bricht das Auto noch an einer denkbar ungünstigen Stelle nieder und beim Hilfe holen werden die Damen (teilweise) bereits mit den Augen vernascht. Man ahnt, was kommen und passieren muss.
Aber man ahnt falsch. Und dann kippt alles was man bis jetzt gesehen und gedacht hat um 180 Grad …
Remakes. Meist ein Fluch. Selten ein Segen. Und im Regelfall eh okay. Ich war ja sehr skeptisch, als ich gesehen habe, dass es ein Remake bzw. eine Neuinterpretation des alten Corman-Films (Roger Corman ist übrigens vor einer Woche verstorben … RIP) gibt, aber ja, meine Neugier war geweckt. Und auch dieses Mal wurde das Muster, dass Drehbuch und Regie von einer Frau gemacht werden, beibehalten. In diesem Fall hat Danisha Esterhazy die Regie übernommen und das Drehbuch von Suzanne Keilly verfilmt. Keilly hat bereits das Drehbuch für eine Folge von „Ash vs Evil Dead“ verfasst (und die Serie ist ja doch großartig schräg) und arbeitet aktuell bei der Serie „Warrior Nun“ mit. Kann man jetzt gut oder schlecht finden, ist aber so. Auch Esterhazy ist mittlerweile im Seriengeschäft, allerdings bei „Ginny & Georgia“ oder „SurrealEstate“.
Was sie jedoch hier abgeliefert haben ist ein seltsamer Hybrid, der einerseits fast wie eine Persiflage auf Slasher-Filme funktioniert, aber dennoch ein Slasher-Film ist. Also fast ein wenig „Scream„, ohne diesen zu kopieren. Es ist schwer in Worte zu fassen bzw. muss ich dazu ein wenig ausholen.
Der Einstieg des Films ist im Grunde eine Kurzversion vom allerersten Film – mit dem Ergebnis, dass Danas Mutter überlebt. Dann springen wir in der Zeit nach vorne und es geht mit Danas Abschied zur Party los, dann der Weg dorthin – und dann die Erkenntnis, was dort wirklich los ist und geplant ist. Und gegen Ende gibt es dann noch einen Twist, der halbwegs Horror verursacht und den ich echt nicht kommen gesehen habe.
Ich denke nicht, dass man das näher beschreiben kann ohne einerseits zu spoilern und andererseits ist es oftmals auch einfach die Art, wie die Regie vorgeht. Es gibt zum Beispiel auch dieses Mal eine Polsterschlacht. Allerdings von Jungs. Und – keine Sorge – das ergibt im Kontext des Films durchaus Sinn. Und ja, als die Mädels das sehen sind sie auch halbwegs überrascht und irritiert. Und beiden Jungs gibt es zwei, die haben nicht mal einen Namen, sondern heißen einfach nur „Guy“ und „Guy 2“, was zu einem coolen, witzigen Dialog innerhalb der Gruppe führt. Und auch zu Panikattacken, weil die beiden in dem Moment begreifen, dass sie nur Kanonenfutter sind.
Ja, es ist diese Art von Film.
Auch eine Duschszene kommt vor. Halbnackt. Mit Seife und passender Musik. Auch mit einem Herren. Klingt seltsam, wenn ich jetzt meine, dass das für mich richtig witzig war – weil man das einfach in seiner Inszenierung erlebt haben muss, damit man weiß, was daran witzig ist. Und ich denke es ist auch nur dann witzig, wenn man andere Slasher-Filme mit den typischen Frauen-Duschszenen kennt. Ich zumindest hatte meinen Spaß. Jetzt weiß ich, wie es Frauen geht, wenn sie sich in Horrorfilmen immer ansehen müssen, wie ihre Geschlechtsgenossinnen von der Kamera gestreichelt werden. Seltsame Erfahrung, sag ich nur.
Freilich muss man das mögen – die Umkehr der Geschlechter, die Witze auf Kosten der Jungs und die Power der Powerfrauen. Alles in Summe Geschmacksfrage und ich kann mir vorstellen, dass viele Leute diesen Film eine „woke“ Agenda unterstellen oder ihn als männerfeindlich bezeichnen, dabei ist er das in meinen Augen in beiden Fällen eben genau nicht.
Keilly umgeht in ihrem Drehbuch die üblichen Fallen, wie die völlige Unantastbarkeit der Held:innen, sondern gibt ihnen Charakter, Motivationen und vor allem lässt sie die Gruppe oftmals Mist bauen und völlig anders reagieren als sie ursprünglich besprochen haben. Da gibt es wirklich ein paar sehr coole Momente im Film. Zum Beispiel relativ gegen Ende: Breanie, das „sexy Chick“ der Truppe (die dieses Klischee den ganzen Film über verkörpert hat) greift in ihren Ausschnitt, holt zwei Polsterungen bzw. Push-Ups hervor, schmeißt sie zur Seite und seufzt erleichtert mit einem Blick auf ihre nun doch bedeutend kleiner wirkenden Brüste und meint sinngemäß „Na endlich. Puh. Wie können andere mit solchen Dingern laufen?“.
Außerdem finde ich die Figur von Mila Rayne super. Und ja, generell mag ich die Truppe und wie sie miteinander umgeht – das sind einfach Verhaltensmuster miteinander die man fast mögen muss. Alles wirkt organisch und nicht gestellt. Deshalb hat dann das richtige Ende auch umso mehr wehgetan, denn wenn man denkt, der Film sei zu Ende geht er noch ein wenig weiter. Mit überraschendem Ergebnis. Gut, weil überraschend und doch noch schockierend. Schlecht, weil … ich mochte die alle.
Noch ein kurzes Wort zum Driller-Killer, der ja bis jetzt von mir gar nicht erwähnt wurde: Ja, der ist dabei. Ja, der ist irre. Ja, er ist super gecastet und gespielt. Rob van Vuuren kann das. Aber der hat hier weit weniger die Hauptrolle als zB im ersten Teil der Reihe. Was unerwarteterweise richtig gut passt.
Das hier ist für mich also eines jener Remakes, die man nicht mit dem Original vergleichen kann, die aber als Ergänzung wunderbar funktionieren. Und ich muss echt sagen: Wow. Ich war wirklich positiv überrascht und beeindruckt. Gedreht wurde der Film übrigens in Südafrika und auch die Besetzung stammt zu einem großen Teil (scheinbar) von dort. Das merkt man dem Film allerdigns, wie ich meine, weder positiv noch negativ an.
„Slumber Party Massacre 2021“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, Humor und Härte ausgleichend einsetzende, Punkte.