Star Wars Jedi: Survivor (Game-Review)

Die Crew der Mantis hat sich in alle Winde zerstreut und Cal Kesits arbeitet daran im Auftrag von Saw Gerrera dem Empire, wo immer es auch geht, Schaden zuzufügen. Dazu ist er mit einer neuen Truppe unterwegs, die „der Sache“ dienen. Mit dabei auch Söldner Bode, der mit Cal schon einige Abenteuer erlebt hat.

Wie es das Schicksal (oder die Macht) will, ändert sich jedoch alles: Cal findet Hinweise auf einen Planeten, der hinter einem abartigen, undurchdringlichen Nebel verborgen ist und dort wäre man vor dem Imperium sicher. Für Cal, der ohnehin aufgrund des letzten dramatischen Fehlschlags eines Auftrags an einer Möglichkeit für einen Sieg über das Imperium zweifelt, wäre das vielleicht sogar eine Chance, das Leben als Jedi und Gejagter hinter sich zu lassen.

Als die Mantis beschädigt wird und notlanden muss, schafft Cal es, sie auf dem Planeten abzusetzen, den Greez, sein ehemaliger Pilot und Besitzer der Mantis, niedergelassen und eine Bar eröffnet hat. Beim Versuch die Mantis wieder flugtauglich zu machen, entdeckt Cal ein altes, verborgenes Geheimnis. Und er erweckt eine mächtige Person, die alles andere als ein Freund des Imperiums ist, aber auch kein Freund der Rebellion.

Also macht Cal sich auf, um den Weg zu dem kleinen Paradies, welches Sicherheit bedeuten würde, zu finden und sammelt so auch nach und nach seine alte Crew wieder ein. Und als wäre das nicht genug, gibt es auch noch andere Themen, die ihn beschäftigen, denn ein Jedi darf keine Gefühle haben. Keinen Hass. Keine Liebe. Aber Cal spürt beides in sich. Und das kann den Ausgang seines Abenteuers drastisch verändern ..

Ja, es ist da und ja, es ist gut geworden. „Survivor“ ist tatsächlich mindestens genauso gut wie sein Vorgänger „Fallen Order“ geworden. Wundert auch kaum, da sich die grundlegende Formel und Ausrichtung ja nicht wesentlich verändert hat.

Was mich am Anfang schon mal positiv gestimmt und abgeholt hat, ist die Tatsache, dass sich Respawn nicht auf das typische Re-Setting verlässt und den Spieler:innen alle Fortschritte aus dem ersten Teil wieder nimmt. Das klassische „Gedächtnisverlust“-Spielchen, das (simpel und einfallslos) erklären soll, warum wir die Fähigkeiten der Spielfigur erst wieder lernen müssen, meine ich damit. Nein, hier ist das nicht so. Wir spielen mit dem Cal, der am Ende von „Fallen Order“ da ist. Er kann die Wall-Runs, den Double-Jump und gut mit Lichtschwertern und der Macht umgehen. Fand ich schon mal fein.

Der Auftakt ist von der Story her dramatisch gehalten und passt gut, wenn er auch sehr vorhersehbar ist und sich nach gefühlt jedem anderen Star Wars-Produkt anfühlt. Wenn man dann aber erstmal Schiffbruch hatte, Greez ins Spiel kommt und die Erkundung der Planeten anfängt, dann geht die Sache richtig los.

Und da sind wir schon beim Stichwort „erkunden“, denn „Survivor“ baut diesen Teil des Gameplays massiv aus. Die Planeten bzw. Orte, die man besucht sind zwar weniger als im Vorgänger, dafür sind sie größer und es gibt massiv mehr zu entdecken. Das könnte jetzt bei manchen ein Schulterzucken auslösen, aber die Macher:innen waren dieses Mal ein wenig besser darauf vorbereitet und man findet wirklich Dinge, die man auch finden mag – Cal kann man dieses Mal wirklich neu einkleiden, Frisuren ändern und einen Bart verpassen (anstatt nur die Poncho-Farbe zu wechseln) und außerdem findet man Perks für gewisse Eigenschaften und noch vieles anderes, zum großen Teil wirklich nützliches, Zeug.

Vor allem aber ist dieses Mal so, dass der Weg noch viel mehr das Ziel ist als davor. Denn meistens gibt es kleine Umgebungsrätsel, die üblicherweise auf Macht + Geschicklichkeitspassagen beruhen, damit man bestimmte Orte erreichen kann. Das macht Laune und Spaß und hin und wieder sind wirklich ein paar Kopfnüsse dabei. Fand ich gut, hat mir gefallen. Zumal man auch alle Orte, die man bereits besucht hat, nochmals betreten kann. Da hilft die neu eingeführte Schnellreise sehr. Die hatte ich beim ersten Teil hin und wieder schmerzlich vermisst.

Das Leveldesign ist wirklich gelungen, die Umgebungen verändern sich und sind abwechslungsreich und vor allem manche Story-Abschnitte haben es im Level-Design und der Kombination aus Kampf und Geschicklichkeitspassagen wirklich in sich. Das hier ist richtig hohes Niveau. Dazu kommt, dass Cal jetzt mehrere Lichtschwertstile beherrscht, von denen er jeweils zwei zeitgleich nutzen kann. Nettes Gimmick und hat mir gut gefallen.

Die Kämpfe sind immer noch stark an die Souls-Spiele angelehnt, wenn auch immer noch leichter als jene. Die Boss-Kämpfe sind cool inszeniert und – wie könnte es anders sein – das Sound-Design ist 1A. Da kracht und funkt es so richtig und ich bin immer noch der Meinung, dass die Lichtschwerter die beste Erfindung von Star Wars sind. Das fetzt einfach so richtig.

Womit wir bei der Story wären – die ist auf den ersten Blick epipsch: Neue Welt, Weg dahin, großer Gegenspieler und so weiter, aber relativ rasch ist klar, dass die Story viel persönlicher und tiefgehender ist als man denkt. Ja, da steht viel auf dem Spiel. Ja, es geht um die Rebellion und den Kampf gegen das Imperium, aber tatsächlich geht es um etwas anderes: Es geht um Cal. Es geht um die Frage, ob man sich selbst Glück erlauben darf, selbst für kurze Momente, wenn doch die Welt um einen herum den Bach runtergeht. Darf ich meinen Kampf für das Gute und die Freiheit aller unterbrechen oder – was für ein Gedanke – ganz zur Seite legen, um mir selbst so etwas wie Liebe oder zumindest Zufriedenheit zu gönnen?

Zum Glück kommt hier Merrin (mein absoluter Favourit aus dem ersten Teil) wieder ins Spiel und sie ist auch hier wieder großartig geschrieben. Dieses Mal hat sie das Universum bereist und kennt das Leben außerhalb ihres Planeten, aber das hat sie nicht weniger direkt gemacht. Ich bleibe dabei: Großartig! Dazu kommen Greez und Cere, die beide wieder mit dabei sind und auch Bode ist eine Figur, die mir wirklich rasch ans Herz gewachsen ist – immerhin will der Gute in erster Linie eins: Sicherheit für seine Tochter. Wenn das bedeutet, er muss mit dem Imperioum aufräumen, dann heißt es das halt.

Und ja, so cool wie die Second Sister im ersten Teil ist hier niemand, dafür ist das gesamte Spiel in meinen Augen weit besser erzählt. Hier nimmt man sich Zeit für Entwicklungen, Gespräche und ja, auch Enden. Und diese Ende bekommen das Gewicht, welches sie verdient haben. Ich will keine Spoiler verbreiten, aber Cal geht hier teilweise wirklich durch die Hölle und erlebt herbe Verluste – diesen wird gebührend Respekt gezollt. Es gibt da relativ am Ende einen Moment bzw. eine Abschieds/Trauerfeier, da setzt die traurige Star Wars Musik ein punktgenau langsam und ruhig ein und ich hatte in Kombination mit dem, was da gerade passiert am Bildschirm richtig Tränen in den Augen.

Das Ganze ist also in meinen Augen wirklich, wirklich gut inszeniert. Wenn man den Kampf gegen die Gegenspieler für die Story hält, dann dauert es eine Weile bis diese in Fahrt kommt, aber wenn man Cals Kampf mit sich selbst, mit der dunklen Seite und mit der Entscheidung, was und wohin er will, als Hauptstory sieht, dann ist man eigentlich von Anfang an richtig gut dabei.

Was bleibt nach einem (technisch betrachtet) ruckeligen Start? Nun, mittlerweile hatte ich auf der PS5 keinerlei Probleme oder Aussetzer. Sollte eigentlich von Anfang so sein, war aber scheinbar nicht so. Was ich mir dennoch ein paar Mal dachte, vor allem bei der Optik die Gesichter außerhalb der Cutscenes, dass die Sache irgendwie verschwommen wirkt. Und da ich „Fallen Order“ gleich darauf nochmals gespielt habe, dachte ich mir ein oder zwei Mal, wie seltsam es ist, dass die Gesichter im Vorgänger besser aussehen. Aber das ist nur ein minimals Detail, wenn das Rundherum dermaßen stimmig ist.

Der Game-Director Stig Asmussen von beiden Teilen hat ja Respawn mittlerweile leider verlassen, also bin ich gespannt, wie die Truppe einen weiteren Teil umsetzen wird. Angeblich befindet sich dieser ja bereits in Entwicklung. Ich hoffe, es wird ein würdiger Nachfolger, der ebenso alle Stärken eines Single-Player-Spiels behält und keine Multiplayer-Koop-Sache, denn das Niveau auf welchem die Geschichten hier geschrieben und inszeniert sind – das ist Star Wars wie es sein soll.

Und das fühlt sich verdammt gut an.

„Star Wars Jedi: Survior“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, sich offensichtlich von der Macht leiten lassende, Punkte.


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