A Plague Tale: Requiem (Game-Review)

Nachdem Amicia (Anna Demetriou, englische Synchro) und Hugo (Logan Hannan, englische Synchro) mitsamt ihrer Mutter der Inquisition entkommen sind und sie sogar die Plage in Hugos Blut wenn schon nicht besiegt, dann zumindest eingedämmt haben, versucht die Truppe zur Ruhe zukommen. Aber egal wohin sie gehen, egal was sie versuchen: Der Fluch in Hugos Blut erwacht immer öfter zum Leben und wird immer wilder bis es eines Tages so richtig eskaliert.

Hugo träumt immer wieder von einer Insel und einer alten Sekte, welche den Fluch in Hugos Blut anbeteten – auf der Insel, so sie existiert, könnte es eine Heilung geben. Hoffnung für Hugo.

Aber die Mutter der beiden will davon wenig bis nichts wissen, sie hat andere Pläne. Was dazu führt, dass – als sich bei einer Flucht ihre Wege trennen – Amicia Hugo unter ihre Fittiche nimmt und sie sich allein auf den Weg machen.

Und dieser Weg ist voller Gefahren, Ängste, Tod und Verderben. Und das ist in keiner Weise eine Untertreibung …

Als 2019 „A Plaque Tale: Innocence“ mit seiner grandiosen Optik, coolen (wenn auch gegen Ende völlig irren) Story, seinen feinen Charakteren und – sind wir ehrlich – ganz vielen Ratten mitsamt extrem bedrückenden, brutalen und heftigen Settings erschien, da waren sich (fast) alle einig: Ein Atomsphäre-Meisterwerk mit spielerischem Durchschnitts-Gameplay. Aber alles Rundherum hat das wett gemacht.

Ich war einer davon, der von der Story und vor allem der Beziehung von Amicia und Hugo völlig mitgerissen war. Das Drehbuch bzw. die Figuren – das war alles super geschrieben, toll vertont, klasse inszeniert und mit viel Herzblut umgesetzt.

Den Nachfolger habe ich dann seit seinem Erscheinen 2022 lange liegen gelassen, denn der Untertitel „Requiem“ hat mir sehr deutlich gemacht, wie das hier enden wird. Und ich wollte das nicht. Ich wollte, die an sich positive Stimmung und die Hoffnung für das Geschwisterpaar nicht aufgeben, nicht gezeigt bekommen, was da womöglich passiert (nochmals: Das Spiel heißt „Requiem“ … was wird passieren?).

Aber dann habe ich es doch getan.
Und fast nicht bereut.

Zuerst mal zu den Neuerungen:
Bessere Grafik? Check.
Größere Set-Pieces? Check.
Größere Herden/Mengen an Ratten? Check.
Mehr Waffen? Check.
Mehr Action? Check.
Neue Fähigkeiten? Check.
Gleicher Versuch mehr Shock-Value zu bieten? Check.

Was soll ich wem vormachen? Es ist im Grunde genau wie der erste Teil mit Umgebungsrätseln, die im Regelfall bedeuten, man muss sich seinen Weg durch a) Menschen oder b) Ratten oder c) beides bahnen. Also Licht und Schatten bzw. Feuerspiele sind wieder live dabei und im Grunde das einzige Gameplay. Neben dem Herumschleichen.

Ja, Amicia hat jetzt eine Armbrust und ich möchte sie nicht mehr missen. Aber das macht es halt auch leicht einfach x Leute über den Haufen zu knallen – und auch wenn man dann von seinen Begleiter:innen angepöbelt wird, weil man Menschen tötet, so hat es letztlich weder in der Story noch im Gameplay irgendeine Konsequenz.

Die Story ist neu – und die macht einen auf episch. So episch, dass sie mir streckenweise zu langatmig war. Ich mochte die neuen Figuren, ich mochte, dass die alten Figuren mit Respekt behandelt wurden und ich war wieder verzaubert davon, wie sehr diese beiden Geschwister durch dick und dünn gehen. So lange zumindest, bis der gute Hugo anfängt, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen.

Die Story in Summe ist in meine Augen also weit übertriebener und damit abgehobener als im ersten Teil, was der Sache ein wenig die Dramatik raubt, das wird aber durch Set-Pieces im kleineren Setting mit glaubwürdigen Widersachern ganz gut geerdet.

Tatsächlich braucht das Spiel auch relativ lange bis es zeigt, wie gut es sein kann. Lange Zeit verbringt man in ähnlichen Settings wie im ersten Teil. Das ist insofern gut, weil man sich Zeit lässt die Story zu erweitern und alles was passiert sich so natürlich und nach und nach entwickeln kann. Fand ich gut. Aber das ist auch schlecht, weil es einfach lange Zeit wirklich so wirkt als würde man 1:1 den ersten. Teil mit neuer Story spielen.

Richtig in Fahrt kommt die Story erst, als Amicia und Hugo sich am Ziel ihrer Wünsche glauben. Dann geht aber die Post ab. Und es war halbwegs heftig dabei zuzusehen, was Amicia alles (körperlich und emotional) erleiden muss, bis es dann im richtigen Finale wieder komplett irre wird.

Und das Ende … das war zu erwarten. Das nimmt der Sache allerdings meiner Ansicht nach doch einen Teil der Begeisterung, denn so stimmig und logisch und gut aufgebaut alles ist … für mich hat es die Spielfreude gedämpft.

RIESENSPOILER RIESENSPOILER
Denn wenn man es durchdenkt, dann ist alles, wirklich alles was Amicia im ersten und zweiten Teil mitsamt ihrer Familie durchmachen musste für die Katz. Das mag der Storyidee der Entwickler treu sein, ich fand es tatsächlich schwach und schade.
RIESENSPOILER ENDE RIESENSPOILER ENDE

Alles in allem spieltechnisch sicher besser als der erste Teil. Wer den nicht mochte, der oder die wird auch hiermit nicht warm werden.

„A Plague Tale: Requiem“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, leider in Sachen Story etwas schwächelnde, Punkte.


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