Watch Dogs (Game-Review)

Watch Dogs A

Sie sind unter uns, die Hacker, und das nicht nur, aber insbesondere in Chicago. Diese Stadt ist nicht nur der Lebensort der Hauptfigur von „Watch Dogs“, Aiden Pearce, sondern auch eine großartige Kulisse mit vielen engen Gassen, dunklen Orten und defekten Straßenlaternen. Wo zahlreiche Gangster-Epen gespielt haben, dürfen nun wir die Spieler abgeben, ausgerüstet mit wenig mehr als mit einem dafür umso leistungsfähigeren Handy.

Witziger Weise bleibt das „Hacken“ im Verlauf des Spiels eher im Hintergrund. Zwar lassen sich so versperrte Durchgänge genauso öffnen wie riesige Datenbestände über andere Personen verfügbar werden. Aber wenn Aiden Pearce gegen seine Widersacher vorgeht, ist das Gameplay meist viel direkter und offensiver als bloßes Handygefummel – und setzt vor allem auf Schusswaffen, Anschleichen und ziemlich heftigen Nahkampf. Das ist freilich kein Mangel: Würde Aiden von Handy-Puzzle zu Handy-Puzzle hetzen, so verkäme „Watch Dogs“ zu einem Titel, der nur mit Köpfchen zu bestreiten wäre und mit Sicherheit um vieles langweiliger wäre.

Alle Missionen, die es im Laufe der Story zu bewältigen gibt, haben somit ihren abwechslungsreichen Aufbau gemeinsam. Schleichen, Hacken oder doch der actionreichere Weg? Der Spieler entscheidet über den jederzeit wechselbaren Stil, wobei einige Male nur eine der Möglichkeiten auch das Überleben garantiert. Eine Explosion da, ein abstürzender Container dort und noch schnell die Lichter manipulieren, schon ist die sichere Flucht ins Dunkel der Nacht eine klare Sache.

Wer die 15 bis 20 Stunden andauernde Hauptstory durchgespielt hat, den erwartet noch eine Fülle an Content, dessen Bewältigung ungefähr die gleiche Zeit in Anspruch nimmt. Verbrechen verhindern oder aufklären, Autos stehlen, sich auf digitale Trips begeben oder vermisste Personen suchen. Einfach alle ctOS-Türme freischalten, schon werden sämtliche Aktionen in den Bezirken sichtbar. Durch Kameras klicken bei einem Hacking-Spiel oder das brutale Eliminieren von Gangstern in ihren Verstecken, für jeden Geschmack ist auch bei diesen Bonusinhalten etwas dabei.

Watch Dogs B

Noch mehr als zuletzt setzt Ubisoft hier auf die Always-On-Idee, die dem Spieler nach der Verbindung mit dem Uplay-Onlinekonto, ein großes Metauniversum eröffnet. Lässt man es zu, kann so ein anderer Gamer die eigene Spielwelt betreten. Wer also die Möglichkeit hat die Konsole immer online zu betreiben und nicht aus Prinzip etwas gegen diese Vorstellung hat, der wird mit zusätzlichen Invasionsmissionen belohnt, die sämtliche Fähigkeiten im Bereich Hacken, Beschatten und Rennen von uns verlangen.

Da „Watch Dogs“ als wohl eines der letzten Blockbuster-Titel auch auf den in die Jahre gekommenen Konsolen PS3 und xBox 360 erscheint, stellt sich die Frage, wie diese Versionen gegenüber ihren „großen Brüdern“ abschneiden. Ubisoft hat uns hier netter Weise einen Vergleich ermöglicht, und wir konnten die PS3- gegen die PS4-Ausgabe antreten lassen. Unser Eindruck: Wer nur eine PS3 besitzt und nur diese Version kennt, wird „Watch Dogs“ in Punko Grafik und Spielflüssigkeit für eines der besten PS3-Spiele halten. Nur die Ladezeiten fallen mitunter etwas länger aus, und eine Erstinstallation ist erforderlich.

Zu seiner wahren Größe läuft „Watch Dogs“ freilich auf der PS4 auf. Hier erblickt das Spielerauge einen Detailreichtum bei den Texturen, der mit der älteren Konsolengeneration nicht erzielbar gewesen wäre. Speziell an den Gesichtern der Figuren wird der Unterschied deutlich. Sehr erfreulich ist aber, dass selbst die PS3-Version kaum ins Ruckeln kommt. Dass die PS4-Version die zu bevorzugende Darreichungsform ist, ist klar. Ubisoft Montreal hat sich nämlich sichtlich ins Zeug gelegt, um die neuen Möglichkeiten auszunutzen und vorzuführen.

Wer ein Open-World Spielerlebnis sucht, mit beeindruckender Grafik und viel Abwechslung beim Gameplay, der ist hier genau richtig. Zusätzlich sticht noch die Tatsache hervor, dass hier auch noch der Multiplayer-Part mit der Hauptstory gekonnt vernetzt wurde, wie es derart überzeugend kaum in einem ähnlich gelagerten Spiel, je zuvor gelungen ist. Die Schwächen beschränken sich fast ausschließlich auf die etwas spannungsarmen Autofahrten, doch dies kann das starke Gefühl, dass hier von Ubisoft eine neue erfolgreiche, bald schon mehrere Teile umspannende Serie erschaffen wurde, kaum trüben.

„Watch Dogs“ bekommt 8,5/10 der Macht einer durch Hacken völlig manpulierbaren Welt verfallende Empfehlungspunkte.

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