Katie (Nicole Pastor) hat ein Problem: Sie ist Editor (macht also den Schnitt) für Filmproduktionen und zwar auf selbständiger Basis. Aber die Jobs kommen nur selten und sie sind eher schlecht bezahlt. Dazu kommt noch, dass sie mit ihrem Ex Probleme hat und ein neuer Kerl ist in ihrem Leben und alles ist in Summe „leicht“ kompliziert.
Da bekommt sie ein überaus lukratives Angebot: Sie soll einen kurzen Film schneiden und bekommt dafür eine halbwegs hohe Summe bezahlt. Sie nimmt den Job an, wohl wissend, dass da etwas ein wenig schräg ist. Der Film zeigt einen ziemlich brutalen Mord und wirkt wie ein „Snuff Film“. Aber sie redet sich ein, dass alles nicht echt ist sondern nur „Show“.
Und dann kommen mehrere Aufträge dieser Art und Katie kann das Geld wirklich gut gebrauchen, aber die Tatsache, dass ihr immer mehr dämmert, dass es sich hier um echte Aufnahmen von Folter und Mord handelt, macht ihr immer mehr zu schaffen …
Und wieder einmal war es Zufall, dass ich über diesen Film hier gestolpert bin und ich hatte eher mit einem Trashfilm gerechnet – ich bin dann aber doch ziemlich gespannt die ganze Zeit über davor gesessen. Der Film ist nämlich streckenweise ziemlich intensiv. Das liegt zum einen an der düster-deprimierenden Grundstimmung – Katie ist keine glückliche Person -, die sich durch die gesamte Optik und Musik zieht. Und in erster Linie natürlich an den Videos, die Katie schneiden „muss“ und die wir natürlich auch zu sehen bekommen. Die sind heftig.
In einem Gespräch mit Spideragent vor Kurzem habe ich den Film mit „Sinister“ verglichen, denn auch wenn die Story im Letztgenannten übernatürlich ist, so sind es in erster Linie die heftigen Videos, welche der Charakter von Ethan Hawke zu sehen bekommt, die den Film so heftig machen und die größte Parallele darstellen. Denn hier verhält es sich für mich genauso: Die eine Ebene – also die Geschichte von Katie – ist eine Sache und ja, sie hat Probleme und nein, ich möchte nicht tauschen, aber wirklich unangenehm anzusehen und Übelkeit erregend sind die Videos, die sie schneidet und das Material, welches sie dafür sichten muss.
Dass die ganze Story dann auf ein Katz- und Mausspiel hinausläuft, dass die „Absender“ des Videomaterials ihre Augen überall haben und das Ganze natürlich dann auch persönliche Dimensionen annimmt, ist zu erwarten und solide spannend gemacht. Man fühlt sehr gut, wie sehr Katie letztendlich in der Klemme steckt aus der sie nicht so einfach – wenn überhaupt – wieder rauskommt. Aber das ist im Kern eigentlich Routine und Drehbuch EinMalEins. Also nichts per se Besonderes.
Wären da nicht diese wirklich schlimmen Videos. Für jene, die es nicht wissen: „Snuff Filme“ sind eine urbane Legende, die sich schon lange hält. Nämlich die, dass es Menschen da draußen gibt, die Videos kaufen und anschauen und, nun, teilweise auch davon erregt werden, die zeigen, wie echte Menschen brutal ermordet werden. Und natürlich gibt es dafür auch Produzenten. So zumindest die Story dahinter. Inwiefern da was Wahres dran ist kann und will ich nicht beurteilen. Vorstellbar ist das Ganze (leider). Dazu gibt es übrigens einen Film mit Nicolas Cager („8mm“), der an sich schon sehr heftig ist und das Thema auch, wie ich finde, besser und ein wenig differenzierter angeht.
Hier sind die Filme und die Leute dahinter ein Mittel zum Zweck. Es wird auch per se nie aufgelöst wer jetzt defakto dahinter steckt und das ist auch nicht Thema des Films. Das Thema ist die Geschichte von Katie, wie sie da „reinrutscht“ und ob sie wieder rauskommt und welchen Preis sie dafür bezahlen muss.
Was mir richtig gut gefallen hat, ist der Einsatz der Tatsache, dass Katie eben Videoeditorin ist. Das fängt schon beim Vorspann an, in welchem die gesamten üblichen Infos (Drehbuch, Regie, usw) in den Prozess eines Videoschnitts eingebunden werden, was mir sehr gut gefallen hat. Wohl auch in erster Linie, weil ich das im Film genutzt Programm selbst nutze. So ein netter Wiedereerkennnungseffekt ist dann doch immer schön.
Der Rest des Films ist dann im Grund relativ konventionell geraten – wenn auch, wie bereits angemerkt: Heftige Videos. Schauspielerisch gibt es nichts zu klagen und es sind ein paar extrem gut geratene Szenen dabei (als Katie etwa einer Bekannten, die ins Videogeschäft einsteigen will, den Schnitt der Videos unterjubeln will und dieser beim Schneiden der Filme kotzübel wird) und ein paar andere, die in der Intention gut sind, die einen aber mit ein paar Fragezeichen zurücklassen. Ich kann hier nicht ins Detail gehen, aber es gibt eine Szene mit Katies Ex, die ich nicht besonders gelungen fand und die „Auflösung“ am Ende war auch zu 100% erwartet und lässt am Ende doch einiges, vielleicht sogar ein wenig zu viel, offen.
„Freelance“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, ein unangenehmes Bauchgefühl hinterlassende, Punkte.