Emily (Lisa Ambalavanar) kommt auf ein wenig dubiose Weise in den Besitz eines Faultiers und bringt es mit ins Wohnheim ihrer Studentinnenverbindung. Das passt insofern super, weil alle das Tier putzig finden und lieben und Emily sich ohnehin gerade als neue Präsidentin bewerben will.
Ihre Gegenspielerin findet das nicht so toll und beauftragt eine ihrer Handlangerinnen, das Tier loszuwerden. Und das gefällt dem (vielleicht gar nicht so faulen) Faultier überhaupt nicht.
Es wird Tote geben …
Bei einem Film wie diesen kann man als Filmemacher:in ja wirklich richtig viel falsch machen. Die Idee ist irre genug, aber wie soll man ein Faultier, welches ja per Definition faul und langsam ist, zu einer Killermaschine werden lassen und wie soll das in Summe denn bedrohlich wirken?
Nun, die Drehbuchautor:innen Bradley Fowler und Cady Lanigan umschiffen die Sache insofern, als dass sie ziemlich am Anfang eine Szene einbauen, die verdeutlicht was der wahre Grund für den Horror ist und vor allem: Warum das Faultier so lange damit durchkommt …
„What if the sloth plays us all for fools and they are not slow, but fast as lightning?“
So oder zumindest sinngemäß so wird die Frage gestellt. Allerdings leider so rasch im Vorbeigehen, dass man niemanden vorwerfen kann, dass er/sie das vielleicht überhört hat (was, wenn ich diverse Kommentare auf der IMDB lese, durchaus viele Leute waren). Aber das ist ja der Witz an der Sache: Wer würde vermuten, dass es ein Faultier ist, welches hier mordet (und mit Computern umgehen und Kung Fu kann)? Wo es doch so niedlich ist? Niemand.
Der größte Trick des Teufels oder so, nicht wahr?
Jedenfalls wird das im Vorbeigehen erklärt und dann geht es schon zur Sache und die holpert in ihrer Logik auf so ziemlich allen Ebenen. Und ja, ich meine buchstäblich ziemlich alle Ebenen. Das Faultier ist zuckersüß, aber eines sicher nicht: echt wirkend. Die Mädels sind hübsch, aber eines sicher nicht: Studentinnen. Es werden reihenweise Mädchen über den sprichwörtlichen Jordan geschickt, aber merkt das jemand? Nö, wie auch? Liegen ja nur tot in ihren Zimmern rum (riechen die nicht irgendwann?).
Also … wenn man diesen Film zerpflücken will, dann braucht man sich noch nicht mal anstrengen, ehrlich nicht.
Tatsächlich jedoch hatte ich richtig viel Spaß mit „Slotherhouse“. Vor allem weil der Film sich keine Sekunde lang ernst nimmt, die Figuren witzig sind (und weit weniger nervig als sie es hätten sein können), alles gut gemacht ist und ein paar der Einfälle wirklich großartig sind.
Ein Zweikampf mit Samuraischwert gegen das Faultier, welches á la Neo in der Matrix ausweicht? Immer her damit. Ein Faultier, welches seine Kills auf Instagram festhält? Bitte, ja! Ein Faultier, dass auch mal ein Auto klaut und damit zum Krankenhaus düst, um eine Zeugin zu beseitigen? Nehm ich.
Auch die Figuren mochte ich zum großen Teil. Das hat schon alles gepasst. Dazu die bunte, süße Optik, ein paar unerwartete Handlungen seitens Faultier und auch anderer Akteur:innen. Auch wer bis zum Ende hin überlebt fand ich gut – und auch die Reaktionen von manchen Personen in bestimmten Situationen fand ich überraschend frisch.
Es bleibt dabei: All das kann man schrecklich belanglos, dumm oder unkreativ finden – ich für meinen Teil tue das nicht. Auch dass es eine Nebenfigur gibt, die in jedem anderen Film vermutlich die Hauptfigur gewesen wäre fand ich absolut erfrischend.
Man merkt schon – ich hatte wirklich meinen Spaß und ich habe schon lange keine Horrorkomödie gesehen, die mich – trotz aller objektiven Schwächen – so gut unterhalten hat. Der Cast macht seine Sache über den Großteil des Films hervorragend (für diese Art von Film wohlgemerkt), die Dialoge sind frech und – wie ich vermute – absichtlich seicht gehalten, was für die eine oder andere dumme Entscheidung herhalten muss. Auch die Machart, wie zB Emojis und ähnliche Dinge im Film eingeblendet werden (siehe Trailer) hat für mich super funktioniert.
Einzig während des Showdowns am Ende leistet man sich meiner Ansicht nach einen gewaltigen Schnitzer. Zum einen verstehe ich nicht, warum das Faultier eine Weile von der Bildfläche verschwindet und seinen Mordzug nicht fortsetzt. Gerade wo es doch vorher alles in Sicht- und Reichweite metzelt. Und der daraus folgende, lange Monolog der Heimleitung … Ich verstehe was der Witz hätte sein sollen, aber das war mir einfach viel zu lange um noch irgendwie im Bereich des argumentierbaren zu sein.
Aber alles in allem fand ich den Film wirklich, wirklich gut – witzig, schräg, ein paar neue Ideen, ein wieselflinkes Faultier und dazu Figuren und Personen, denen man gern zusieht.
Ja, das passt alles.
„Slotherhouse“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, rein subjektiv so gut wie alles richtig machende, Punkte.