War | Darkagent http://darkagent.blogsit.net We love being entertained! Tue, 30 May 2023 12:04:35 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.4.4 Sisu (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/06/01/sisu-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/06/01/sisu-filmkritik/#respond Thu, 01 Jun 2023 06:00:15 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35494 Ende 1944 kommt es zu einer Einigung zwischen Finnland und der Soviet Union, dass alle aggressiven Kriegshandlungen eingestellt werden, wenn sich die deutschen Verbündeten der Finnen, aus dem Land zurück ziehen. Aatami Korpi (Jorma Tommila) ist ein Ex-Elitesoldat, ein einsamer … Weiterlesen

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Ende 1944 kommt es zu einer Einigung zwischen Finnland und der Soviet Union, dass alle aggressiven Kriegshandlungen eingestellt werden, wenn sich die deutschen Verbündeten der Finnen, aus dem Land zurück ziehen. Aatami Korpi (Jorma Tommila) ist ein Ex-Elitesoldat, ein einsamer Wolf, der nach einem persönlichen Verlust als gnadenlose Killer-Maschine gegen die Russen eingesetzt wurde.

Nun lebt er jedoch zurückgezogen mit seinem Pferd und seinem treuen Hund in der Wildnis von Lapland, wo er seine Zeit damit verbringt, nach Gold zu schürfen. Als er eines Tages auf zahlreiche Nuggets trifft, macht er sich auf die Reise das Gold von der Bank in Geld umwandeln zu lassen. Obersturmführer Bruno Helldorf (Aksel Hennie) und sein Trupp, die ihm auf seinem Weg begegnen, haben jedoch etwas dagegen, da sie seinen Fund für sich haben wollen…

Der in Finnland geborene Jalmari Helander (Big Game) ist in seiner Funktion als Drehbuchautor und Regisseur zurück und hat hier dem von ihm bereits mehrfach eingesetzten Jorma Tommila (Rare Exports) die Hauptrolle verpasst. Was dabei rausgekommen ist, ist Oldschool auf eine frei von jeglicher modernen Agenda Art und bietet brutale Action, die es mit den realistischen Überlebenschancen des Antihelden, so gar nicht ernst nimmt.

Wer es nach dem Trailer noch nicht erahnen konnte, dem lasse ich es jetzt wissen: den gesamten Film über geht es nur darum, dass ein älterer Mann auf mehr oder weniger blutige Art und Weise Nazis tötet und dabei kein einziges Wort spricht (es sei denn man zählt Schmerzensschreie als Worte). Diese Aussage alleine wird einen großen Teil von Filmfreunden sofort abschrecken und ein anderer (wohl weniger großer Teil) wird „bin sofort dabei“ rufen.

Von der Richtung her, in der die Darstellung der Exploitation-Gewalt geht, hat mich die Sache dabei an den wirklich politisch unkorrekt witzigen Mad Heidi erinnert, obwohl der Humor bei Sisu (und der kommt durchaus vor), eher rar gesät ist. Einerseits erfreut man sich an den kreativen Arten, mit denen Nazis beseitigt werden. Andererseits sieht man dem Helden zu, wie er immer wieder Verletzungen überlebt, die normalerweise den Tod bedeuten würden.

Dass man dabei mit den Nazis kein Mitgefühl hat liegt an drei Tatsachen. Erstens sind sie Nazis, das reicht aus filmtechnischer Sicht immer. Zweitens führen sie ein paar finnische Damen als Gefangene mit sich und ich lasse euch einfach raten, was die genau mit ihnen machen (keine Angst, das wird nur angedeutet). Drittens wollen die einen alten Mann, der mit dem Krieg abgeschlossen hat und nur in Ruhe gelassen werden will, sein ehrlich geschürftes Gold stehlen und ihn ganz nebenbei auch noch umbringen.

Der wiederum zuckt nie mit der Wimper, bevor er seine Gegner erledigt, dafür verabschiedet er sich von einem treuen Pferd nach dessen Tod und begibt sich für seinen Hund in Todesgefahr. Jorma Tommila spielt diesen Mann mit dieser gewissen Ausstrahlung, man hat Respekt vor ihm und will ihn nur ja niemals verärgern. Aksel Hennie (The Trip) als Anführer der Nazi-Truppe ist herrlich arrogant und egoistisch während in den Augen von Mimosa Willamo (Aurora) als Aino, ständig der Funken des Widerstands spiegelt.

Man kann sich teilweise immer Sachen (aka Weisheiten) aus Filmen mitnehmen, doch hier kommt ein Satz vor, der einfach essentiell für jeden Menschen ein Leben lang sein sollte: „Es geht nicht darum immer der Stärkere zu sein, es geht darum, einfach nicht aufzugeben“. Das genau macht den gewissen Reiz hier aus, man will einfach sehen was der Kerl noch aushält und überlebt, weil er sich einfach „weigert zu sterben“.

In Summe ein rauer, schmutziger, sehr ehrlich und direkter Film, der uns indirekt bestätigt, dass bellende Hunde nicht beißen. Die ganz stillen, das sind die, die dir Messer in den Schädel rammen. Eine gute Alternative zu Hollywood, ohne aufgesetzte Moral dafür mit Momenten der menschlichen Wärme, die kurz sind und ganz ohne Worte auskommen, doch das Gemetzel erden und Jalmari dadurch durchgehend zu Jemanden machen, den man anfeuern möchte.

„Sisu“ bekommt von mir 8/10 das Gold um jeden Preis ans Ziel bringende Empfehlungspunkte.

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Burial (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2022/11/24/burial-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2022/11/24/burial-filmkritik/#respond Thu, 24 Nov 2022 06:00:14 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=34757 Eigentlich geht der zweite Weltkrieg gerade zu Ende, doch eine kleine Gruppe von russischen Soldaten bekommt direkt von Stalin den Auftrag, die sterblichen Überreste von Hitler, von Polen nach Moskau zu bringen. Vor allem Brana (Charlotte Vega) – die einzige … Weiterlesen

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Eigentlich geht der zweite Weltkrieg gerade zu Ende, doch eine kleine Gruppe von russischen Soldaten bekommt direkt von Stalin den Auftrag, die sterblichen Überreste von Hitler, von Polen nach Moskau zu bringen. Vor allem Brana (Charlotte Vega) – die einzige Dame in der Truppe – nimmt diesen Auftrag sehr ernst, während einige ihrer Kollegen eher das Ende der Kampfhandlungen feiern wollen. Plötzlich werden sie jedoch beschossen.

Bei den Angreifern handelt es sich um die sogenannte „Werwolf“ Spezialeinheit der Nazis und ihnen scheint es offensichtlich egal zu sein, dass der Krieg vorbei ist. Das bereits reduzierte Team findet schließlich Hilfe beim Einheimischen Lukasz (Tom Felton), der zwar für kurze Zeit eine Art von Versteck bzw. Schutz liefern kann, doch auch nichts an der Tatsache ändern wird, dass die Verfolger in der Überzahl sind und die Gegend viel besser kennen…

Ben Parker ist ein englischer Regisseur (dies ist nach „The Chamber“ erst sein zweiter Film) und Drehbuchautor (die Story zu Girl on the Third Floor stammt etwa von ihm). Bei Burial hat er beide Funktionen eingenommen und auch wenn Ansätze interessant sind und temporär funktionieren, wusste er hier irgendwie nicht ganz genau, wo er mit seiner Geschichte hinwollte und auch die Dialoge profitieren davon, dass sie die Schauspieler besser rüber bringen, als sie am Papier daher kommen.

Grundsätzlich ist die ganze Story ja als Rückblick angelegt, bei der eine ältere Dame einen von ihr überwältigten Einbrecher, das einschneidendste Erlebnis ihrer Vergangenheit erzählt. Von dem her ist schon mal klar, man kann sich ganz auf die Figur der Brana einlassen, denn sie überlebt ja klarer Weise ihr Abenteuer. Das gibt Sicherheit, nimmt aber natürlich auch einiges an Spannung. Grundsätzlich soll es hier aber sowieso nicht um einzelne Personen gehen, sondern was es ausmacht ein Soldat zu sein und was das für Pflichten mit sich bringt.

Wann hört meine Pflicht auf? Wann ist es besser selber zu denken und nicht einfach Befehle zu befolgen? Muss ich selber ein Monster werden, um meine erbarmungslosen Feinde zu besiegen? All das ist in Ansätzen da, ist auch irgendwie offensichtlich ein Anspruch von Parker, doch neue Impulse sind keine dabei und Antworten schon gar nicht. Die gibt es wohl pauschal auch nicht, aber dennoch, dass du dich als rettender Soldat siehst und für Einheimische trotzdem nur eine weitere Gefahr nur eben aus einem anderen Land darstellst, wirkt zwar immer als bittere Erkenntnis, ist jedoch altbekannt.

Die „realistische“ Ebene wird dann gemischt mit Ausflügen in den Horror-Bereich. Auch hier wirkt das Geschehen etwas ziellos. In den besten Momenten, habe ich leichte Schwingungen der Marke Warhunt bekommen. Männer mit Wolfs-Kostümen, die ihre Opfer mit Halluzinationen auslösendem Rauch angreifbar machen, das hat schon Potential und man versteht die Verwirrung der Beteiligten, doch wahrer Schrecken kommt nicht richtig auf. Warum? Weil die meisten Betroffenen sowieso in die Kategorie Kanonenfutter gehören.

Charlotte Vega als Brana ist als Figur und vom darstellerischen her ein Highlight, sie ist zielstrebig, (fast) immer fokussiert und verliert nie ihre Menschlichkeit. Nach Wrong Turn ein weiterer Beweis, dass sie es drauf hat. Barry Ward (Dating Amber) als Tor ist ebenfalls von Beginn an sympathisch, ein guter Kerl und harter Kerl durch und durch, dem muss man einfach zujubeln. Tom Felton (A United Kingdom) hingegen – einer der wenigen bekannteren Namen hier – ist völlig austauschbar und kann als Lukasz keine Akzente setzen.

Die Sache mit Hitlers Körper, nun das ist zunächst irgendwie unheimlich und eine gewisse Aura des Bösen ist zu spüren, zum Finale hin – und das ist vielleicht nur mir so gegangen – geht der Umgang mit der Sache dann eher in Richtung Trash. Keine Sorge aber, hier wird Niemand wieder belebt, der Anspruch des Realismus schwebt klar über Allem. Zu viel Dunkelheit bei den Actionszenen und Schnitte hin und her bei Schusswechseln, die sich nicht richtig homogen/flüssig anfühlen, stören ebenfalls beim „Involviert sein wollen“.

Insgesamt daher ein vor allem von Vega und Ward sehr gut gespielter Film, der ein starkes Setting hat und durchaus auch eine unbehagliche Atmosphäre zu bieten hat. Leider fühlen sich einige Teile eher wie zusammen gewürfelt an, das klare Ziel vermisst man etwas und in Summe hat man hier einfach das Gefühl, alles schon einmal besser gesehen zu haben. Das betrifft auch die Bedeutung, denn zu oft hatte ich hier „bedeutungsschwanger“ beim Betrachten auf den Lippen, was selten ein Zeichen dafür ist, dass ich von einem Film gefesselt werde.

„Burial“ bekommt von mir 5/10 manche Toten einfach lieber ruhen lassen sollende Empfehlungspunkte.

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NieR: Automata (Game-Review) http://darkagent.blogsit.net/2022/01/13/nier-automata-game-review/ http://darkagent.blogsit.net/2022/01/13/nier-automata-game-review/#respond Thu, 13 Jan 2022 05:00:46 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=34151 Die Menschheit hat die Erde verlassen und sich auf den Mond zurückgezogen. Der Grund dafür ist eine Invasion. Außerirdische haben die Erde angegriffen. Ihre Armee? Eine Legion an Maschinen. Die Menschheit hat im Gegenzug Androiden erschaffen, welche die Erde für … Weiterlesen

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Die Menschheit hat die Erde verlassen und sich auf den Mond zurückgezogen. Der Grund dafür ist eine Invasion. Außerirdische haben die Erde angegriffen. Ihre Armee? Eine Legion an Maschinen. Die Menschheit hat im Gegenzug Androiden erschaffen, welche die Erde für sie von den Maschinen zurückgewinnen sollen. Dazu wurde im Orbit der Erde der „Bunker“ installiert. Eine Raumstation, die im ständigen Kontakt mit der Mondbasis der Menschheit steht, und von welcher aus die Rückeroberung der Erde strategisch und taktisch geleitet wird.

Aktuell wird die Androidin 2B (also Type 2, Model B) zur Erde geschickt, um in einer verlassenen Fabrik eine Maschine der Goliath-Klasse zu finden und zu zerstören. Allerdings wir ihre gesamte Staffel getötet, sie allein bleibt übrig. Unterstützung bekommt 2B allerdings vom Scanner-Modell 9S.

Die beiden werden von nun an eine lange Zeit ein Team sein und Geheimnisse aufdecken, welche sie in ihren Grundfesten (und nicht nur sie) erschüttern werden. Zuerst entdecken sie, dass es Maschinen gibt, welche nicht kämpfen wollen. Pazifisten eben. Und dann entdecken sie, dann entdecken sie Maschinen, welche dabei sind menschliche Verhaltensweisen zu imitieren … und das ist erst der Anfang. Ganz, ganz der Anfang.

Puh, was für ein Biest von einem Spiel. Es ist schwer zu beschreiben, was genau „NieR: Automata“ für eine geballte Ansammlung an großartigen Ideen ist. Das beginnt beim Art-Design der Figuren, geht über die Ideen in der Story bis hin zu den Referenzen und philosophischen Ansätzen, die so nebenbei im Spiel untergebracht werden, geht weiter in die Vermischung verschiedener Genres, erweitert sich dann nochmals ins Interface des Spiels (also das Spielmenü, welches tatsächlich Teil des Spiels ist) und hört noch nicht mal damit auf, dass alle Waffen(!) im Spiel eine Hintergrundgeschichte haben, die man nach und nach freischalten kann. Also eigentlich sind es keine Hintergrundgeschichten, sondern die Waffen speichern die Erinnerungen ihrer Benutzer. Und wenn man diese Geschichten so liest, nun, da waren schon wirklich, wirklich schräge Vorbesitzer dabei … nur, damit ich das nochmals betone: Ihr könnt jede Waffe bis zur Stufe 4 hochleveln. Und in jeder Stufe schaltet ihr ein Viertel der Erinnerungen der Vorbesitzer:innen frei. Das geht von kleinen Geschichten bis hinzu Poesie bis hin zu, nun, tja. Das verrate ich nicht.

Dieses Level an detailliertem Wahnsinn erstreckt sich über alle Ebenen des Spiels. Weiteres Beispiel? Ihr könnt ungefähr die ersten 45 Minuten des Spiels nicht speichern. Das hat einen Storygrund (ihr schaltet die Option erst nach ca. dieser Zeit frei, das Bewusstsein von 2B in den Bunker hochzuladen, was ja quasi nix anderes als Speichern ist). Und es hat außerdem den Bonus, dass man in diesen ersten 45 Minuten eine Bandbreite an Abwechslung (Shoot-Em Up, Bullet-Hell-Shooter, Third Person Action Adventure, 2D Jump ‚N Run, …) einen großen Teil der Spielmechaniken lernt. Und die muss man lernen. Sonst kommt man später nicht sehr weit. Und nachdem man nicht speichern kann, MUSS man die Elemente beherrschen, bevor man quasi ins richtige Spiel einsteigt. Außerdem lernt man die Funktion seines Pods kennen (ein kleiner fliegender Kasten, der 2B mit Feuerkraft und anderen Dingen unterstützt). Genial. Ganz abgesehen davon, dass allein die ersten 45 Minuten so voller großartig inszenierter Momente sind, da haben andere Spiele ihre gesamte Laufzeit lang das Nachsehen.

Das hat allerdings auch den Nachteil, dass es ab dem Zeitpunkt an dem die „Open World“ sich öffnet erst einmal viel Laufarbeit notwendig ist, um die Spielwelt, die Zusammenhänge und Figuren kennenzulernen und ein Gefühl (ja, richtig: Gefühl) für den Ort zubekommen an dem man sich aufhält. Und an diesem Ort wird man viel Zeit verbringen, denn „NieR: Automata“ ist ein langes Spiel.

Deshalb auch gleich ein paar Worte zu den Gerüchten, die herumgeistern, man müssen das Spiel drei Mal durchspielen, damit man es wirklich beendet hat. Das ist falsch. Nämlich komplett falsch. Ich habe das auch oft gelesen und offen gesprochen hat mich das lange davon abgehalten das Spiel zu kaufen und zu spielen.

Tatsächlich ist es so: Das Spiel hat drei Akte. In allen diesen drei Akten gibt es einen klaren Storyfaden, welcher am Ende des Aktes abgeschlossen ist. Aber eben nur dieser Storystrang. Viele andere Fragen bleiben offen. Und werden teilweise im zweiten Akt (Handlungsstrang, der parallel zum ersten verläuft) beantwortet. Allerdings tun sich ganz neue Fragen auf. Und im dritten Akt … nun, das kann und ich will ich nicht verraten, denn was hier (erneut nach einem grandiosen Auftakt gibt es einen kleinen Durchhänger) in Summe passiert, dass wird euch den Boden unter den Füßen wegziehen, denn plötzlich sieht und versteht man Dinge, die in den ersten beiden Durchläufen passiert sind mit ganz neuen Augen und deutet sie teilweise absolut anders. Und Ja, es stimmt: Es gibt mehrere Stellen im Spiel, die das Potential haben euch das Herz zu brechen. Ich bin wirklich mehrmals vor dem Bildschirm gesessen und dachte mir „WTF?! DAS hatte das zu bedeuten.“

Als ich den ersten Akt durchhatte und der Abspann lieft, da dachte ich mir: „Ja, das ist ein gutes Spiel mit coolem Art-Design und coolen Ideen, aber ich verstehe den Hype nicht.“ Eine der coolen Ideen ist zB die Fähigkeiten von 2B so zu gestalten wie man das will. Man kann nämlich mit „Chips“ alles an Funktionen in ihr ändern. Man kann sie sogar abschalten (indem man den OS-Chip rausnimmt), das führt allerdings zum „Game Over“ (und einem der 26 Enden). Ich hatte zum Beispiel anfangs ein Problem mit dem Ausweichen bei Kämpfen. Und hab mir dann einfach einen Chop gekauft, der das automatisch für mich macht. Oder bei den „Bullet-Hell“-Teilen, da habe ich oft zu langsam reagiert. Und dann habe ich einen Chip entdeckt, der die Zeit für eine oder zwei Sekunden verlangsamt, wenn Kugeln zu nah an 2B rankommen. Da wird dann ein Ballett daraus, dass kann ich euch sagen. Da fühlt man sich wie Neo in der Matrix, während man mit dem Schwert in der Hand Kugeln ausweicht und sich so einer Panzermaschine nähert, die einem mit einer Dauerfeuersalve auf Distanz halten will. Echt, echt cool, wie das gelöst wurde. Grandiose Idee. Wirklich.

Aber zurück zur Story: Denn der erste Akt ist eine zu 100% vorhersehbare Story. Ein Team. Gefühle füreinander (die zwar verboten sind, aber okay). Der junge Engagierte, der die kühle reservierte liebt und sich beweisen will. Die gute Dame, die nach und nach auftaut. Bosskämpfe, Aufopferung und am Ende die Tragik, die dann aber wirklich gut aufgefangen wird. Alles klassische Zutaten. Macht Spaß, sieht gut aus, funktioniert super und – Hand aufs Herz – hat mit 2B auch eine unglaublich sexy Protagonistin. Mit einer sexy Androidin mit Schwert Maschinen zerlegen? In Zeitlupe? Nochmals: Mit Schwert! Na klar, da bin ich dabei. Im ersten Akt sind bereits mehrere Story-Momente, die einen großen „WTF!?“-Kern haben. Ich sag nur „We become as gods!“. Aber in Summe ist eines klassische Heldenreise eines ungleichen Duos.

Und dann kommt der zweite Akt. Und nach und nach versteht man, was tatsächlich los und warum das Ende nicht das Ende sein kann. Man bekommt neue Sichtweisen auf vorher geschehene und mit 2B erledigte Missionen. Kurz: Man bekommt weit mehr Einsicht und die anderen Figuren und ihre Motivationen. Und außerdem trennen sich die Protagonisten 2B und 9S storymäßig manchmal. Während ihr im ersten Akt also die eine Seite seht, so seht ihr im zweiten die andere Seite und vice versa.

Und bereits da beginnt die Facade der Heldenreise zu bröckeln oder zumindest ist der Held/die Heldin vielleicht nicht die Person, die ihr dafür gehalten habt und nochmals vielleicht ist die Story, die ihr zu kennen dachtet, mit diesen neuen Informationen eigentlich völlig anders gelaufen und ja, ihr werdet mehrmals sagen: „WTF?!“

Ganz abgesehen davon, dass zu 100% neue Spielmechaniken eingeführt werden. So könnt ihr, wenn ihr wollt, ganz auf Schwertkämpfe verzichten, weil es dann … andere Möglichkeiten gibt.

Und bevor ich über den dritten Akt schreibe, noch kurz ein bisschen Kritik: Es gibt viele unsichtbare Wände. Die Erkundung der „offenen Welt“ ist anfangs gewöhnungsbedürftig, weil es schwer ist die Gegend zu lesen. So sehen zum Beispiel Gebäude, die man betreten kann genauso aus, wie jene, die man nicht betreten kann. Auch Gebäude, die teilweise Löcher in den Wänden haben, durch die man locker durch passen würde: Bei ein paar geht es. Bei ein paar geht es nicht. Das ist schelcht gelöst worden. Auch laufen alle(!) Quests im Grund darauf hinaus von A nach B zu laufen und dort ein Gespräch zu führen oder etwas zu zerstören. Und tja, was soll ich sagen: Die Welt ist leer. Und die Welt ist trostlos. Auch farblich. Das passt allerdings wirklich gut zum Design und zur Story und wird von mir auch nicht wirklich als Kritikpunkt gesehen, weil ich einfach kein Grafikfetischist bin. Und erneut: Das Art-Design ist großartig. Es ist ja auch ein genialer Schachzug, die Figur der 2B als Protagonistin des ersten Akts zu nehmen, denn das Durchschnittspublikum funktioniert wie ich: Mit dieser Dame mit einem Schwert böse Jungs verhauen? Passt. Gern. Wie sagt man so schön? Köder geschluckt.

Und jetzt zurück zur Story und zu Akt 3. Denn wenn Akt 1 die klassische Heldenreise bietet und die Beziehung der Hauptfiguren definiert und euch dazu bringt, die Welt kennenzulernen, dann dient Akt 2 dazu, die Beziehung der Hauptfiguren zu vertiefen, die Welt werdet ihr danach verinnerlicht haben, ihr werdet euch allerdings nicht mehr sicher sein auch welcher Seite ihr steht und wer jetzt eigentlich die guten und/oder die Bösen sind.

Und dann kommt Akt 3 und dekonstruiert die gesamte Heldenreise von Akt 1 und belächelt die Fragen, die ihr euch in Akt 2 gestellt habt, weil ihr dachtet, ihr wisst was los ist. Die Menge an neuen Enthüllungen welche im dritten Akt auf euch warten und an Szenen, die euch einen Kloß im Hals verpassen werden sind mannigfaltig. Und alles, wirklich alles, ist bittersüß. Es ist kein depressives Spiel, aber es ist ein Spiel, welches nicht davor zurückscheut euch die Schönheit auch im Schlimmen zu zeigen. Poesie sozusagen. In Spielform. Und ja, das gibt es. Von der grandiosen Action (Akt 3 legt in der zweiten Hälfte nochmals eine Schippe an allem drauf, was ihr vorher erlebt habt. Und wer den ersten Akt gespielt hat, der oder die weiß, dass ihr bereits im ersten Akt wirklich, wirklich viel erlebt) und Inszenierung will ich jetzt nicht mal anfangen.

Also nein, ihr müsst das Spiel nicht drei Mal durchspielen. Das ist Blödsinn. Wenn ich so einen Satz lese, dann schreckt mich das ab. Ich will nicht drei Mal das gleiche Spiel durchspielen müssen, um zu wissen wie es ausgeht. Sowas würde mich langweilen und nerven. Und deshalb nochmals: Müsst ihr auch nicht. Gibt es Parallelen zwischen Akt 1 und 2? Ja. Durch die neuen Spielmechaniken könnt ihr aber bereits bekannte Teile (zB Bosskämpfe) quasi im Vorbeigehen machen. Quests, die ihr in Akt 1 bereits gemacht habt könnt ihr links liegen lassen und jene, die noch offen sind könnt ihr ignorieren Ich würde trotzdem empfehlen einige der Quests aus Akt 1 in Akt 2 zu wiederholen, weil ihr so weit mehr Hintergründe zu der Story bekommt).

Zusammenfassend: „NieR: Automata“ ist ein Spiel, welches ihr in dieser Form und auch in dieser Konsequenz noch nie gespielt habt. Das Spieldesign beginnt beim Spielmenü, geht über alle Teile des Spiels und endet noch nichtmal im Abspann(!). Ich habe noch nie zuvor ein dermaßen durchdachtes Spielerlebnis gehabt. Das richtige Ende (ja, das gibt es) hat mich dann etwas unterwältigt, weil es meiner Ansicht nach sehr subtil daherkommt. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich das Spiel bereits vor ein paar Tagen beendet habe und immer noch darüber nachdenke. Dass muss ein Spiel erst einmal schaffen.

Würde ich „NieR: Automata“ in einem Satz beschreiben müssen, dann würde ich es so formulieren: „Es ist ein Spiel, welches von der ersten Minuten an mitreisst, sich dann als durchschnittlicher Third-Person-Action-Adventure in einer cool designten Welt herausstellt, wir dann zu einem viel besseren und coolerem Genre-Mix, der mit seiner Story und Game-Design-Tiefe überrascht und endet als eine Erfahrung, die man gemacht hat.“

Das alles liest sich extrem kompliziert und eigentlich dürften die ganzen einzelnen Teile nicht zusammenpassen. Wenn man sich das am Papier ansieht, dann kann man nur den Kopf schütteln. Das kann nicht klappen. Und dann hat man es durchgespielt und plötzlich weiß man, was die alte Redewendung „Mehr als die Summe seiner Teile“ bedeutet. Denn die Teile funktionieren nicht nur einfach, sie greifen perfekt verzahnt ineinander. Großartig.

Einfach großartig. Die paar Kritikpunkte von oben? Vergeßt sie. Nachdem ihr das Spiel durchhabt, wird euch das keine Sekunde lange mehr interessieren.

Und … was den Soundtrack betrifft: Den habe ich mir mittlerweile importiert, weil … wow, sag ich nur. Wow.

Konklusio: Gebt euch dieses Erlebnis.

Anmerkung: Ja, „NieR: Automata“ ist der Nachfolger von „NieR: Replicant“ und sogar ein Story-Ableger einer alten Spielreihe namens Drakengard. Ihr braucht jedoch kein Vorwissen. Das Spiel erzählt euch alles, was ihr wissen müsst.

Und nochwas: Wenn ihr ein anderes Spiel kennt, bei dem euch ein Roboter, der vor euch steht und immerzu die Worte „Mommy. Mommy.“ wiederholt die Tränen in die Augen treiben kann, dann sagt es mir. Ich höre immer, dass „The Last Of Us Part 2“ ein emotionales Meisterwerk ist. Im Vergleich mit NieR: Automata stinkt es meiner Meinung nach gehörig ab. Und hier geht um Androiden und Maschinen. Dass muss Platinum Games mal jemand nachmachen können.

„NieR: Automata“ bekommt von mir 10 von 10 möglichen, die kleinen Design-Fehler, wie unsichtbare Wände, ignorierende, weil sie „Part Of The Design“ sind, Punkte.

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Shadow in the Cloud (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2021/04/10/shadow-in-the-cloud-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2021/04/10/shadow-in-the-cloud-filmkritik/#respond Sat, 10 Apr 2021 06:00:45 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=32973 Im Jahr 1943 wird Maude Garrett (Chloe Grace Moretz), ein weiblicher Flug-Offizier damit beauftragt, geheime Dokumente in einer Box von Neuseeland nach Samoa zu bringen. Als sie bei ihrem Flugzeug (einem B-17 Bomber) ankommt, wird sie von der rein männlichen … Weiterlesen

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Im Jahr 1943 wird Maude Garrett (Chloe Grace Moretz), ein weiblicher Flug-Offizier damit beauftragt, geheime Dokumente in einer Box von Neuseeland nach Samoa zu bringen. Als sie bei ihrem Flugzeug (einem B-17 Bomber) ankommt, wird sie von der rein männlichen Crew ziemlich unfreundlich behandelt und schließlich temporär in der Geschützkabine einquartiert. Ihre wichtige Fracht gibt sie vorübergehend Walter Quaid (Taylor John Smith), dem einzigen Mann an Bord, der freundlich zu ihr ist.

Kurz darauf sieht sie eine Kreatur, die außen auf dem Flugzeug herum klettert. Natürlich glaubt ihr keiner der übrigen Besatzung, weshalb Maude sich wieder mal nur auf sich selbst verlassen kann. Doch was will dieses Wesen, was ist es genau und was noch viel wichtiger ist: hängen die immer häufiger auftretenden Fehlfunktionen im Flieger mit der Kreatur zusammen?

Was für ein Mix. Bei dieser in Auckland gedrehten, neuseeländisch-amerikanischen Co-Produktion hat Roseanne Liang (My Wedding and Other Secrets) Regie geführt und das Drehbuch geschrieben, oder vielmehr umgeschrieben. Das ursprüngliche Drehbuch stammt von Max Landis (Chronicle, Victor Frankenstein), der jedoch gerade mit Anklagen wegen sexuellem Missbrauch konfrontiert ist und deshalb wollte man anscheinend seine Ideen so weit wie möglich austauschen.

Das wird wohl sicherlich den Schwerpunkt im Drehbuch verstärkt haben, der den Sexismus von beinahe allen hier agierenden Männern betrifft. Natürlich sind die Herrschaften hier dann nur Nebenfiguren oder Zuschauer und die Dame darf die ganze Arbeit machen und ist die wahre Heldin. Kombiniert mit der Montage im Schlussspann, bei der Fotos von Damen gezeigt werden, die wirklich im Krieg im Einsatz waren, gibt es natürlich wieder Stimmen die „feministische Propaganda“ rufen.

Ich kenne Filme, auf die das zutrifft, doch „Shadow in the Cloud“ ist für mich keiner davon. Jetzt lasse ich dieses leidige Thema auch schon wieder hinter mir und gehe auf das ein, was mir hier am meisten Freude bereitet hat und das kam dann doch unerwartet. Bei mir wurden durch einige Sequenzen doch ehrlich – vom Design des Gremlins, der Musik und der comichaft übertriebenen Inszenierung – einige Assoziationen, an die frühen Werke von Peter Jackson geweckt (ja, ich meine z.b. Braindead, nur hier eben ohne das Level an Gewalt).

Passt ja auch, denn Jackson stammt aus Neuseeland. Diese Tatsache plus der Fakt, dass ich Chloe Grace Moretz (Let Me In) seit ihrer Performance als Hit-Girl in Kick Ass sowieso ins Herz geschlossen habe und hier endlich mal wieder sehen durfte, ist während ich den Film gesehen habe, zu meinem ganz persönlichen, nostalgischen Zugang geworden. Natürlich kann man auch ganz objektiv sagen, dass Moretz mit ihrer „Eine-Frau-Show“ in ihrer Kabine, eine echte Wucht ist.

Eine gar nicht mal so kurze Zeit über bleibt der Fokus nur auf ihr in der Kabine und die Männer werden nur stimmlich über Funk hinzu geschaltet. Da durchlebt sie schon einige Gefühlszustände und man ist emotional immer bei ihr. Auch dass sie die vorhandenen Gerätschaften bedienen kann, glaubt man ihr. Von den Männern bleibt nur Taylor John Smith (Hunter Killer) als Walter in Erinnerung, da er der Einzige ist, der so etwas wie Informationen über seinen Hintergrund spendiert bekommt.

Dass das gesamte Szenario – ich meine jetzt als Kriegsgeschehen, nicht die Kreatur – natürlich alles andere als historisch akkurat ist – ist dabei eindeutig völlig egal. Der Gremlin an sich, ist von den Effekten her stimmig getrickst, ohne Patzer. Er wirkt wie ein Kobold, der Schabernack als sein höchstes Ziel hat, nicht das Töten von Menschen, damit er seine Ziele erreicht bzw. als Resultat davon, schadet er Menschen dann jedoch auch sehr aktiv.

Da bekommt man also diese ernste Ebene mit der Frauenpower als Hintergrund serviert, versetzt mit ein paar Sequenzen aus einem Kriegsfilm und durchsetzt ist das Ganze dann durch eine Kreatur und einige Over the Top Momente (siehe etwa die Explosion und wie Maude dadurch zurück geschleudert wird in den Flieger), die den Film zu einem puren guilty pleasure Erlebnis machen. Was wirklich in der Box ist, unterstützt den gesamten, beinahe märchenhaften Charme dabei noch zusätzlich. Also nicht nachdenken, einfach genießen. Bei mir hat es auf jeden Fall funktioniert!

„Shadow in the Cloud“ bekommt von mir 8/10 dem Gremlin stellvertretend für alle Männer, die Ohren lang ziehende Empfehlungspunkte.

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John Rambo aka Rambo 4 (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2021/03/16/john-rambo-aka-rambo-4-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2021/03/16/john-rambo-aka-rambo-4-filmkritik/#respond Tue, 16 Mar 2021 06:00:50 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=33170 John Rambo (Sylvester Stallone) lebt in Thailand. Zurückgezogen. In ärmlichen Verhältnissen. Seine Vergangenheit hat er hinter sich gelassen. Bis eine Gruppe von kirchlichen Freiwilligen ihn anheuert, sie nach Burma (bzw. Myanmar) zu schmuggeln, damit sie dort Hilfsarbeit für die Bevölkerung … Weiterlesen

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John Rambo (Sylvester Stallone) lebt in Thailand. Zurückgezogen. In ärmlichen Verhältnissen. Seine Vergangenheit hat er hinter sich gelassen. Bis eine Gruppe von kirchlichen Freiwilligen ihn anheuert, sie nach Burma (bzw. Myanmar) zu schmuggeln, damit sie dort Hilfsarbeit für die Bevölkerung leisten können.

Doch das Dorf, in welchem die Gruppe zu helfen versucht, wird vernichtet vom brutalen Regime unter der Führung von Diktator Tint: Völkermord und Sadismus.

Gemeinsam mit einer Gruppe von Söldnern macht John sich nun erneut auf den Weg in ein Kriegsgebiet, um zu retten, was noch zu retten ist …

Man kann von Stallone halten was man will, aber der Mann hat einen Plan. Für „John Rambo“ hatte er vor, den aktuell weltweit am wenigsten bekannten, brutalen Konflikt zu zeigen und ein Scheinwerferlicht darauf zu leuchten, um ihn ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Diese Konflikt hat er in Burma/Myanmar gefunden. Er war vor Ort, hat mit betroffenen Menschen gesprochen und war sogar in Angriffe verwickelt. Seine Erfahrungen hat er mitgenommen und den Entschluss gefasst, den wohl brutalsten Film zu machen, den er bis dato gemacht hatte. Seinen Worten zufolge deshalb, weil er „zeigen wollte, was da wirklich und tatsächlich passiert.“

Und das ist ihm gelungen. „John Rambo“ ist wohl (in der ungeschnittenen Version) der brutalste Film, den man sich denken kann. Und ich meine damit nicht die Szene in der Rambo einem Mann den Kehlkopf herausreißt, oder in welcher er jemand den Bauch aufschlitzt, die Eingeweide herauspurzeln und ihn ausbluten lässt. Das sind harte Szenen, aber bis ihr bei diesen angekommen seid, werdet ihr diese Szenen vielleicht sogar als eine Art Genugtuung empfinden.

Wirklich, wirklich heftig ist „John Rambo“ dann, wenn ihr wisst, dass die Dinge, die Stallone ins Drehbuch gepackt hat, Dinge sind, die er von Augenzeugen vor Ort berichtet bekommen hat. Und was da passiert, dass … nun, mir hat sich der Magen umgedreht. Die sadistischen Spiele der Militärs, die Grausamkeit, die Respektlosigkeit vor allem Leben (auch Kindern), die absolute Gewissenlosigkeit bei der Auslöschung eines Dorfes und die kaltblütige Effizienz dabei … das habe ich in dieser Form noch nie wo gesehen und ich gestehe, ich war knapp am Limit. Eben mit dem Wissen, wie das Drehbuch zustande kam.

Lässt man dieses Wissen beiseite, dann ist der vierte Rambo-Teil ein brutaler, extrem gut gemachter Actionfilm, der seinen Hauptcharakter wieder auf eine Schiene bringt, die ihm gerecht wird – nämlich ein Mann, der seine Trauma verdrängt, die Welt als verloren betrachtet und alles in allem keine großen Hoffnungen in irgendeine Art von positiver Zukunft hat: Gewalt kann nur durch Gewalt gestoppt werden. Eine Bestie aufhalten kann nur wer zur Bestie wird. Feuer kann nur durch Feuer bekämpft werden. So oder so ähnlich lauten die Sprüche wohl.

Sinnbildlich dafür stehen zwei Aufnahmen: Nachdem das Dorf ausgelöscht wurde zeigt Stallone, der hier auch (verdammt gut) Regie geführt hat, einen Schwenk über das, was übrig blieb. Ich beschreibe das hier jetzt nicht. Und am Ende, nachdem Rambo aufgeräumt und all seine Wut rausgelassen hat, gibt es nochmals einen Schwenk über das, was übrig geblieben ist. Der Unterschied ist marginal, aber essentiell. In Rambos Hinterlassenschaft liegen Soldaten. Keine Frauen. Keine Kinder. Ein Monster ist ein Monster … oder?

Jedenfalls ist dies der erste Rambo seit dem ersten Teil, dem ich absolut zugestehen kann, dass er eine Anti-Kriegs-Message hat, diese auch – wenn man sie denn sehen will – klar rüberbringt und wer die Gewalt im Film übertrieben findet, dem/der sei gesagt: Augenzeugenberichte. Und Kriegsveteranen haben bestätigt, dass sie sogar finden, man habe die Realität für den Film abgeschwächt.

Lasst das mal eine Weile sickern.

Randnotiz: Der Schauspieler, der den Diktator Tint spielt, ist im echten Leben ein Rebellenanführer, der die Rolle erst nicht annehmen wollte, weil er Angst hatte, seine Familie könnte dafür ermordet werden (nochmals: Lasst das mal sickern).

Vielleicht ist es nur ein Film. Vielleicht findet ihr die Action im Film auch geil. Das ist euer gutes Recht. Man kann den Hintergrund einfach beiseite lassen und „John Rambo“ ist ein ziemlich geiler Actionstreifen, der – wie man so schön und völlig ohne Ironie sagt – keine Gefangenen macht.

Mit dem Wissen, wie der Film zustande kam und was er eigentlich zeigt, ist es für mich allerdings einer der ernstesten, besten, ehrlichsten und zum Denken anregendsten Anti-Kriegsfilme seit „Platoon“ und „Full Metal Jacket“. Nur weil „Rambo“ draufsteht, macht ihn das nicht automatisch zu einem Comic. Und vergesst, was euch der Trailer suggeriert. Das hier ist nicht „Rambo First Blood Part II„. Das hier ist ein Film, der ernst genommen werden will und sollte.

Und wenn sogar John Rambo am Ende nach Hause zurückkehrt, weil er nach seiner Zeit in Burma genug vom Krieg gesehen hat, dann sollte die Aussage dieses Bildes wohl zu denken geben.

Und ich nehme an, ihr wisst, was in Myanmar gerade jetzt wieder passiert.

Randnotiz 2: Der Film ist in Burma/Myanmar verboten. Übrigens haben die „Rebellen/Revolutionäre“ dort Zitate aus dem Film (zB: „Live for nothing or die for something“) als Schlachtruf übernommen. Wenn das mal nicht was aussagt über diesen Film.

„John Rambo“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, als Anti-Kriegsfilm als auch als Actionkracher funktionierende, brutale, verstörende und handwerklich großartig gemachte, Punkte.

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T-34: Das Duell (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2020/06/27/t-34-das-duell-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2020/06/27/t-34-das-duell-filmkritik/#respond Sat, 27 Jun 2020 06:00:41 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=32168 Wir schreiben das Jahr 1944. Panzerführer Nikolay (Alexander Petrov) hat bereits einige Jahre in diversen deutschen Gefangenenlagern überlebt. Durch zahlreiche Fluchtversuche und sein eisernes Schweigen als Rebell gebrandmarkt, besteht sein Leben nur mehr aus Qualen und dem Warten auf den … Weiterlesen

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Wir schreiben das Jahr 1944. Panzerführer Nikolay (Alexander Petrov) hat bereits einige Jahre in diversen deutschen Gefangenenlagern überlebt. Durch zahlreiche Fluchtversuche und sein eisernes Schweigen als Rebell gebrandmarkt, besteht sein Leben nur mehr aus Qualen und dem Warten auf den Tod.

Doch dann taucht sein alter Feind Klaus Jäger (Vinzenz Kiefer) bei ihm in der Zelle auf und fordert ihn auf, sich drei fähige Männer aus den Gefangenen auszusuchen, einen alten T-34 Panzer wieder in Stand zu setzen und damit in Probegefechten junge deutsche Panzersoldaten fit für den Krieg zu machen. Nikolay willigt widerwillig ein, weil Jäger droht die Übersetzerin Anya (Irina Starshenbaum) zu töten, doch er hat einen Plan…

Seit ich vor ein paar Jahren russische Filme für mich entdeckt habe, komme ich immer wieder mal gerne auf sie zurück. Dabei lauft einem bei aktuellen Projekten immer wieder der Name Alexander Petrov über den Weg. Was er als Hauptdarsteller in Kombination mit Regisseur und Drehbuchautor Aleksey Sidorov hier geschaffen haben, ist großes Buben-Kino. Dabei hätte der Mix leicht schief gehen können (wie etwa das deutsche Marketing, das „Fast and Furious mit Panzern“ auf das Cover gedruckt hat).

Die Kunst bzw. das Problem war es hier, einen mitreissenden und stilistisch ansprechenden Actionfilm zu machen und gleichzeitig die Schrecken des Krieges nicht zu verharmlosen. Für mich ist das Kunststück gelungen und auch das Publikum in Russland war begeistert, immerhin ist dies die aus finanzieller Sicht, zweit erfolgreichste russische Produktion aller Zeiten.

Ich bleibe gleich mal bei der Action und muss sagen, so etwas habe ich zuvor noch nie gesehen. Nun gut, Kriegsfilme sind nicht gerade mein Lieblingsgenre und auch die Technik an sich ist nicht neu, doch die Verbindung von beiden habe ich so noch nicht erlebt. Die Rede ist von Slow-Motion Kamerafahrten, bei denen die Kamera das Geschoss aus dem Panzerrohr verfolgt, bis es im feindlichen Gefährt einschlägt, gewaltige Explosionen inklusive.

Was da alles nebenbei läuft – etwa dass es um Leben und Tod geht, was die Tatsache betrifft wessen Panzer sich schneller drehen kann um in Feuerposition zu gelangen (ja, das dauert schon seine Zeit) – ist schweißtreibend. Dank der intensiven Grundstimmung fühlt man sich selbst in den Panzer hinein versetzt und leidet mit. Das wiederum liegt auch an den glaubwürdigen Darstellern, da man diese ohne zu viel über sie zu erfahren, schnell ins Herz schließt.

Auch wenn es klar nicht der Schwerpunkt ist, was es bedeutet als Mensch schlechter als ein Tier behandelt zu werden, das sieht man in den Szenen, die im deutschen Gefangenenlager spielen. Dass man Nazis nicht als Menschen darstellen darf, das haben ja Leute bereits bei „JoJo Rabbit“ kritisiert. Hier sind dann auch alle Deutschen böse, weder Patriotismus noch Kitsch darf auf russischer Sicht fehlen, doch Antagonist Klaus Jäger, wird nicht als reines Monster präsentiert.

Vinzenz Kiefer (Jason Bourne) spielt ihn als ehrgeizigen, überlegten Strategen, der im Laufe der Handlung mit seinem oberflächlich ruhig wirkenden Auftreten hadert. Besonders die Schlussszenen zwischen ihm und Nikolay sind auf Grund ihrer Ambivalenz richtig stark geworden. Alexander Petrov (Anna) spielt Nikolay als Mann mit eisernem Willen, den auch die Deutschen nicht brechen können. Irina Starshenbaum (Attraction 2) schließlich bringt als einzige wichtige Dame mit ihrer sehr nackt wirkenden Performance, die sehr kostbar erscheinende Menschlichkeit ins Spiel.

Insgesamt daher ein technisch einwandfreier, visuell ansprechender, atmosphärisch dichter und authentisch gespielter Actionfilm, dessen einzelne Teile besser harmonieren, als man es auf dem Papier (aka im Drehbuch) erwarten hätte können. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass der gleiche Film produziert in Amerika so überhaupt nicht funktioniert hätte. Manchmal muss eben doch die russische Methode herhalten, wenn man etwas richtig erledigen möchte.

„T-34“ bekommt von mir 8/10 den Panzer als temporäres Zuhause und gleichzeitige Lebensversicherung zelebrierende Empfehlungspunkte.

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Oldies but Goldies: Battle Royale (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2020/02/11/oldies-but-goldies-battle-royale-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2020/02/11/oldies-but-goldies-battle-royale-filmkritik/#respond Tue, 11 Feb 2020 06:00:57 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=30691 Nach einer Rezession verfasst Japan das „Battle Royale“-Gesetz, welches in Kurzform beinhaltet, dass ganze Schulklassen auf eine einsame Insel verschleppt werden und alle Schüler*innen sich dort innerhalb von drei Tagen gegenseitig umbringen müssen bis nur noch eine*r überlebt. In Fall … Weiterlesen

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Nach einer Rezession verfasst Japan das „Battle Royale“-Gesetz, welches in Kurzform beinhaltet, dass ganze Schulklassen auf eine einsame Insel verschleppt werden und alle Schüler*innen sich dort innerhalb von drei Tagen gegenseitig umbringen müssen bis nur noch eine*r überlebt.

In Fall der Klasse 3B wurde ihr Lehrer von einem Schüler mit einem Messer attackiert, was dieser als Anlass nimmt die Klasse zum „Battle Royale“ anzumelden. Zuerst denken alle noch, es wäre ein schlechter Scherz, aber nach und nach dämmert es allen: Das ist ernst gemeint.

Kurz darauf gibt es die ersten Toten …

Sollte sich jemand fragen, wo der Begriff des „Battle Royale“ herkommt, der aktuell in vielen Spielen („Fortnite“, „Call Of Duty: Black Ops IIII“, „Playerunknown’s Battleground“) so gepusht wird: Hier ist die Antwort. Der Name basiert auf dem gleichlautenden Filmtitel „Battle Royale“ aus dem Jahr 2000. Bei seinem erscheinen hat der Film eine beträchtliche Welle an Empörung ausgelöst und war sogar lange Zeit in diversen Ländern verboten.

Der Hauptgrund war natürlich, dass sich hier einen ganzen Film lang rund 40 Jugendliche/Kinder auf teilweise wirklich brutale Art und Weise gegenseitig abschlachten. Anders kann man das nicht bezeichnen. Das klingt in erster Linie jetzt mal ziemlich pervers und halbwegs krank. Das ist es auch, wenn man oberflächlich drauf guckt.

Tatsache ist aber auch, dass der Film vor allem eines ist: Ein verdammt hartes Statement gegen die Verwahrlosung der Jugend und eine direkte Anklage gegen jene, die eine Welt voller Perspektivenlosigkeit schaffen.

Wie ich darauf komme? Nun, der Subtext des Films ist ja nicht wirklich so „sub“, wie er sein könnte. Wie kommen die Kids zum „Battle“? Der Lehrer meldet sie an. Warum macht er das? Weil er ihr Verhalten nicht mehr aushält und sie nicht mehr unter Kontrolle hat. Er weiß sich einfach nicht mehr anders zu helfen. Heftig? Sicher. Trotzdem behaupte ich, das Gefühl kennen vielleicht manche Lehrer (und nicht nur die, wenn ich mir manche Gesichter/Leute in der Straßenbahn und manche Dialoge mit Kids in der Straßenbahn so ansehe/anhöre).

Das zweite ist die Tatsache, dass das „Battle Royale“-Gesetzt eingeführt wurde, als die Konjunktur nach unten ging. Zu viele Menschen, zu wenig Geld, zu viele Arbeitslose – keine Perspektiven. Daraus folgt: Die Kids scheren sich um nichts mehr und haben keinen Respekt mehr, weil – Richtig – keine Perspektiven. Wozu sich noch anstrengen?

Die Kombination aus diesen beiden Dingen scheint mir naheliegend: Keine Perspektiven für Jugendliche? Kein Geld bzw. „Sparzwang“ des Landes? Was liegt also näher, als bei den Wehrlosen auszusieben und nur die „Stärksten“ überleben zu lassen. So krass das jetzt klingen mag, diese Idee bzw. diese Weltanschauung wird ja heutzutage wieder sehr populär. Was bedeutet denn „Leistung muss sich wieder lohnen“ in letzter Konsequenz? Nichts anderes als „Du musst es dir erst verdienen, am Leben zu bleiben“. Und dieses Konsequenz wird hier sehr plakativ 1:1 umgesetzt.

Wenn der Film Fehler hat, dann nur zwei: a) Es sind zu viele Mitwirkende, weshalb man rasch den Überblick verliert und ein paar der Opfer bzw. Tode werden doch arg konstruiert. Und b) Die Machart ist manchmal eher unfreiwillig komisch (wenn es nicht so schockierend wäre, was da passiert), dass die Ernsthaftigkeit der Message droht darunter zu leiden.

Blickt man sich den Film mit den von mir oben aufgestellten Hypothesen an, so kommt man nicht umhin eine weitere Ebene zu finden: Wer kommt den am weitesten im Film? Die skrupellosen Lügner und Betrüger. Was bricht sich zuerst die Bahn? Die Rache an jenen, die einem – aus subjektiver Sicht – immer schon schlecht behandelt haben. Was passiert als Nächstes? Unerwiderte Liebe wird eingefordert oder mit Tod bestraft. Was könnte noch passieren? Richtig – es wird von „außen“ jemand eingeschleust, der dafür sorgt, dass sich die Kids nicht irgendwie zusammenrotten. Dazu noch ein Zeitlimit, denn sonst könnte die Sache ja möglicherweise nicht eskalieren. Was reißt ein? Paranoia. Sogar Unfälle werden als Absicht betrachtet und ein harmloses gemeinsames Essen verkommt zum Massaker, weil jede/r jede/n verdächtigt.

Wer schafft es am Ende, trotz aller Widrigkeiten zu entkommen? Jene, die sich ihre Menschlichkeit bewahren? Das mag eine starke und optimistische Botschaft sein, ist in diesem Film aber eher notwendig, um das alles auszuhalten. Vorausgesetzt man lässt sich darauf ein und nicht von der (heutzutage) trashigen Machart dazu verleiten den Film lustig zu finden.

Starker Tobak. Starke Message. Starker Film. Leider in seiner Konsequenz nicht mehr halb so absurd wie zu seiner Entstehungszeit. Der Schritt von „Du musst produktiv sein, um am Leben erhalten zu werden“ hin zu „Du musst beweisen, dass du lebenswert bist“ ist nur ein sehr kleiner.

Es gibt natürlich Nachahmer, was die Idee und den Film betrifft, allerdings haben die alle die Message mehr schlecht als recht verstanden und sind hauptsächlich stumpfe, brutale Actionfilme. Der politische Subtext ist in meinen Augen nur wirklich beim Original zu finden.

„Battle Royale“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, trotz der Machart im Kern höchstpolitisch seiende, Punkte.

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Jojo Rabbit (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2020/01/25/jojo-rabbit-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2020/01/25/jojo-rabbit-filmkritik/#respond Sat, 25 Jan 2020 06:00:37 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=31897 In den späteren Jahren des zweiten Weltkrieges, lebt Johannes „Jojo“ Betzler (Roman Griffin Davis) alleine mit seiner Mutter Rosie (Scarlett Johansson) in Nazi-Deutschland. Der Vater ist an der Front in Italien und seine ältere Schwester ist vor kurzer Zeit an … Weiterlesen

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In den späteren Jahren des zweiten Weltkrieges, lebt Johannes „Jojo“ Betzler (Roman Griffin Davis) alleine mit seiner Mutter Rosie (Scarlett Johansson) in Nazi-Deutschland. Der Vater ist an der Front in Italien und seine ältere Schwester ist vor kurzer Zeit an einer Grippe verstorben. Aktuell geht gerade sein Traum in Erfüllung, denn er wird dem „Deutschen Jungvolk“ beitreten.

Da er aber im Herzen ein sehr unsicherer Junge ist, hat er einen imaginären Freund, der ihn in schwierigen Situationen unterstützt. Sein „Freund“ ist niemand anderer als sein Idol Adolf Hitler (Taika Waititi). Als Jojo eines Tages Geräusche in seinem Haus hört, geht er der Sache nach und entdeckt versteckt in einem Geheimraum ein jüdisches Mädchen namens Elsa (Thomasin McKenzie), dem seine Mutter Rosie Zuflucht gewährt hat…

Der neuseeländische Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Taika Waititi. Ich muss zugeben bevor er „Thor: Ragnarok“ inszeniert hat, hatte ich noch nie von ihm gehört. Bei Thor wurde ihm auch in meinem Freundeskreis vorgeworfen, dass er alle emotionalen Szenen einfach mit Humor überspielt/zerstört, da das sein klarer Schwerpunkt ist. Nun, das kann man freilich so sehen, doch bei seinem aktuellen Werk, das auf dem Buch Caging Skies von Christine Leunens basiert, ist das sicherlich nicht der Fall.

Kritik gibt es natürlich auch hier und zwar wie die Nazis porträtiert werden. Ich habe damit kein Problem, auch weil ich den in einem Interview geäußerten Zugang des Regisseurs gut verstehe: Wie nimmt man etwas Furchtbarem am meisten Schrecken? In dem man über es lacht. In der heutigen Zeit heißt das für mich, sich gegen jede Form von Extremismus aufzulehnen, ohne Angst. Müsste man diese haben, dann wären nämlich sowieso bereits die falschen Menschen an der Macht.

Und was das Bedenkliche an der Figur eines „sympathischen Nazis“ betrifft. Erstens ist er das gar nicht, er macht nur zwei mal in seinem Leben das Richtige. Zweitens wird man ja nicht als Nazi geboren. Soll heißen: der ursprünglich gute, kindliche Kern eines Menschen kann zerstört sein oder auch verschüttet. In diesem Fall blitzt er eben dennoch manchmal durch. Heißt das jetzt Nazis sind gute Menschen? Das heraus zu lesen ist für mich dumm und nur dazu da, um sich künstlich aufzuregen.

So, jetzt aber zum eigentlichen Film und der funktioniert und zwar perfekt. Der Wechsel zwischen Humor und Drama, kindlichem Spaß und Kriegshorror ist dermaßen homogen, dass ich selbst ein paar mal den Kopf schütteln musste. Die Nazis sind dabei extrem stupide, stumpf und grotesk, so dass man sich sofort von ihnen distanzieren möchte. Ganz im Gegensatz zu Jojo und den beiden Damen in seinem Haus.

Wie bringt man einem Kind Fremdenhass bei? Man sagt ihm einfach, dass Juden Blut trinken, alles Schöne vernichten wollen und den Teufel in ihren Köpfen haben, der sie steuert. Jojo glaubt diese Dinge, ist auf seine Weise bereits fanatisch und wird quasi nebenbei erwachsen, als er intensiveren Kontakt zu einem jüdischen Mädchen hat. Da zweifelt er dann an seinem „Wissen“, doch um am Ende auch noch seinen Egoismus zu überwinden, da muss er sich noch mal einen richtigen Ruck geben.

Das ist der Kern der Story und es zieht einen hinein, daran hält man sich fest innerhalb all des Wahnsinns rund herum. Dazu passt natürlich auch Jojo´s Version von Hitler in seinem Kopf, denn wie sollte wohl das Idol eines zehnjährigen sein? Väterlich, cool und schräg wie Jojo selbst natürlich. Der Humor nimmt dabei den zahlreichen intensiveren Szenen nichts an Stärke, er hilft nur dabei nebenbei auch durchatmen zu können.

Roman Griffin Davis wurde ja quasi hiermit entdeckt und er passt ideal in die Titelrolle. Liebenswert, trotzig, voll mit Träumen und Zielen und klar ein Außenseiter. Thomasin McKenzie (Leave no Trace) als Elsa ist faszinierend und geheimnisvoll, verspielt und dann doch wieder unglaublich konsequent. Ihr darf auf keinen Fall etwas passieren, das ist klar. Die Erwachsenen sind ebenfalls voll bei der Sache und leben ihre Rollen.

Vor allem Scarlett Johansson (The Island) und Sam Rockwell (Moon) stechen dabei heraus. Sie, die liebende Mutter, die ihren Schmerz (fast) nie zeigt und auf ihre Art gegen die Unterdrückung der Nazis kämpft und er als verletzter und desillusionierter Captain, der sich nun mit der Ausbildung vom deutschen Jungvolk herumschlagen muss. Und Waititi selbst als Hitler? Als überdrehte Karikatur funktioniert er genau so wie er ist sehr gut.

Insgesamt also ein Film, der für mich sehr schön zeigt wie schnell man auf etwas hin gedrillt werden kann, doch auch dass es durchaus möglich ist, mit der Wahrheit dagegen anzukämpfen. Außer natürlich, man ist schon zu festgefahren. Schräg, skurril, traurig und zutiefst menschlich mit Szenen zwischen Jojo und dem Mädchen und Jojo und seiner Mutter (wie sie zum Beispiel seinen Vater „spielt“) als klare Highlights. Ich war danach, wachsamer, traurig und fühlte mich irgendwie wohl zugleich. Und ja, das war sehr stimmig so.

„Jojo Rabbit“ bekommt von mir 9/10 trotz übermächtigen Widerständen eigene Werte entwickelnde Empfehlungspunkte.

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Churchill (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2019/07/25/churchill-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2019/07/25/churchill-filmkritik/#respond Thu, 25 Jul 2019 07:00:12 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=30800 Winston Churchill (Brian Cox) soll eine Rede halten vor der Nation. Der D-Day ist ein paar Tage entfernt und der Plan, den die allierten Kräfte entwickelt haben – die Stürmung der Normandie- scheint ihm zu simpel. Er hält es für … Weiterlesen

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Winston Churchill (Brian Cox) soll eine Rede halten vor der Nation. Der D-Day ist ein paar Tage entfernt und der Plan, den die allierten Kräfte entwickelt haben – die Stürmung der Normandie- scheint ihm zu simpel. Er hält es für ein Selbstmordkommando.

Aber die anderen lassen ihn links liegen. Sie danken ihm für die Meinung, aber das war es dann auch schon. Und Churchill kann mit Zurückweisung nicht gut umgehen. Außerdem hat er eine ähnliche Vorgehensweise im ersten Weltkrieg selbst miterlebt und die Bilder, die er gesehen hat, suchen ihn im Schlaf immer noch heim.

Von seiner Frau entfremdet und mit sich selbst im Unreinen, verliert er sich in Wut und Ärger. Ein Gemütszustand, der auch auf die Nation übergreift …

Ich bin mir nicht sicher, was dieser Film bringen sollte. Es geht nicht über das Leben von Winston Churchill und es geht nicht einmal um die „We will fight in the hills …“-Rede, sondern um eine andere, zumindest mir unbekannte Rede. Brian Cox macht seine Sache wirklich gut und Churchill wird als alter Mann porträtiert, der nicht damit klarkommt, dass die Welt sich weitergedreht hat. Seine Meinung ist nicht mehr so wichtig wie früher. Auch die Gewissensbisse über den ersten Weltkrieg machen ihn langsam fertig.

Der Plan, der ihm vorgelegt wird, gefällt ihm nicht und den größten Teil des Films verbringt er damit sich mit Wutanfällen, Verzweiflung und schwülstigen Reden durchzuschlagen. Als dann das Kommando zum D-Day gegeben wird, da verliert er sich endgültig, da er meint, es würden Tausende junge Männer in den Tod geschickt. Womit er ja grundsätzlich recht hatte, aber der Plan hat – wie wir alle wissen – trotzdem funktioniert. Auch wenn der Preis dafür verdammt hoch war.

Er soll eine Rede für die Nation halten, ihre Moral heben und die Invasion in Nazi-Deutschland als wichtigen Punkt in der Geschichte und als Sieg darstellen. Er weigert sich, kann die Rede nicht schreiben. Und das ist das Hauptthema vom zweiten Teil des Films. Und ganz ehrlich – wen juckt das? Da geht es um den D-Day! Da werden x Menschen in den Krieg geschickt und hier wird die Unfähigkeit eine Rede zu schreiben als das größte Problem in der Geschichte der Menschheit hingestellt. Das passt irgendwie nicht.

Auch der plötzliche Wandel (eine Sekretärin sagt ihm, dass sie hören muss, dass alles gut wird und nicht, dass es ein Massaker wird) kommt aus dem Nichts und wird – wie ich finde – eher schlecht als recht rübergebracht.

Kurze Version: Ich wüsste nicht, was an diesem Film irgendwie wertvoll, interessant oder spannend sein soll. Ich finde ihn belanglos und ehrlich gesagt auch eine kleine Beleidigung für all die Soldaten, die das Hitler-Regime beendet haben.

Ganz abgesehen davon, dass jedwede Ambivalenz der Figur Churchills (er mochte keine Homosexuellen und keine Ausländer, wenn man nach manchen Geschichtsschreibern geht, dann ist er eigentlich selbst ein kleiner Nazi gewesen, abgesehen davon, dass er halt in einer Demokratie groß wurde – da kann ich nicht viel dazu sagen, man liest halt mal dies, mal das) völlig außen vor bleibt.

Regisseur Jonathan Teplitzky leistet sich in der Regie keine Ausrutscher und alle Schauspieler machen ihre Sache wirklich gut, das Drehbuch ist halt leider … unnötig.

„Churchill“ bekommt 4 von 10 möglichen, keinen Grund für seine Existenz habende, Punkte.

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Sicario: Day Of The Soldado (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2019/01/15/sicario-day-of-the-soldado-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2019/01/15/sicario-day-of-the-soldado-filmkritik/#respond Tue, 15 Jan 2019 07:00:32 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=30712 Nach einer Reihe von Selbstmord-Bombenanschlägen wird Matt Graver (Josh Brolin) erneut angeheuert, da der Verdacht naheliegt, dass die Kartelle aus Mexiko die Attentäter über die Grenze schmuggeln oder sie zumindest in Ruhe überqueren lassen. Amerika will das unterbinden und entscheidet … Weiterlesen

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Nach einer Reihe von Selbstmord-Bombenanschlägen wird Matt Graver (Josh Brolin) erneut angeheuert, da der Verdacht naheliegt, dass die Kartelle aus Mexiko die Attentäter über die Grenze schmuggeln oder sie zumindest in Ruhe überqueren lassen. Amerika will das unterbinden und entscheidet daher, einen Krieg zwischen den Kartellen anzuzetteln. Matt holt sich erneut die Hilfe von Alejandro (Benicio Del Toro), damit dieser die Drecksarbeit für ihn übernimmt und die Tochter eines Bosses entführt um die Gegenseite zu beschuldigen.

Etwas geht schief, etwas geht gut und alles ist anders als es zuerst scheint. Letztlich stellt sich die Frage wer gut und wer böse ist.

Sicario“ war einer der Filme, die für mich völlig aus dem Nichts kamen und mich völlig überraschten. Es war auch der Film, der mich auf Denis Villeneuve aufmerksam gemacht hat („Arrival“ oder „Blade Runner 2049„). Der Film hat mich wirklich eiskalt erwischt und er war spannend von Anfang bis zum Ende. Daran hat auch die Musik einen großen Anteil.

Das Drehbuch zum zweiten Teil hat der gleiche Autor wie zum ersten Teil verfasst, nämlich Taylor Sheridan. Es muss also an der Regie liegen, denn Teil 2 hat mich ungleich weniger begeistert. „Day Of The Soldado“ beginnt hochdramatisch und spannend. Auch die Idee mit der Entführung und wie diese umgesetzt wird, ist noch spannend und interessant.

Leider macht das Drehbuch dann eine – wie ich finde – drastische und sehr spannende Wende. Warum der Film dann zeitgleich bergab geht verstehe ich nicht. Wirklich nicht, denn eigentlich sollte ab dann alles noch spannender werden, es wird aber für mich nur unnachvollziehbarer. So gibt es ein paar Entscheidungen von Charakteren, die ich einfach nicht nachvollziehen konnte.

Menschen, die im ersten Teil eiskalte Killer waren entdecken plötzlich ihr Herz, was ja okay ist, allerdings weiß ich nicht warum. Ich kann leider nicht erkennen, wieso plötzlich ein Menschenleben zu zählen scheint, wenn diese bis zu diesem Zeitpunkt völlig egal waren. Noch dazu eine unbekannte Person, wenn am Ende von Teil 1 doch sogar Kolleginnen glaubwürdig(!) bedroht wurden. Ich empfand die Aktionen „Out Of Character“ und danach hat sich der Film für mich nicht wieder erholt.

Noch dazu wird dermaßen offensichtlich ein dritter Teil aufgebaut, dass es fast wehtut. Inklusive kryptischer Andeutungen, von denen man ungefähr erahnen kann, wie es weitergehen und welch „unheimliche Enthüllungen“ noch kommen werden („Do you know what it took to make him?“).

Regisseur Stefano Sollima bemüht sich redlich den Stil und die Spannung des ersten Teils aufrecht zu erhalten bzw. zu kopieren, scheitert meiner Ansicht nach aber daran. Allein schon die Musik (ebenfalls vom ersten Teil inspiriert und fast kopiert ohne jedoch deren perfekte Atmosphäre zu erreichen) fällt drastisch ab, von ihrem Einsatz ganz zu schweigen.

Schade. Ich hätte gerne einen großartigen zweiten Teil gehabt. Dieser hier ist okay, wenn nur diese – völlig unnötigen – „Out Of Character“-Handlungen nicht wären. Und meidet alle Trailer, solltet ihr mit dem Gedanken spielen den Film anzusehen, die meisten davon verraten den kompletten Film und die zwei, drei Twists kommen auch darin vor. Ich werde nie verstehen, warum Trailer so geschnitten werden, aber das ist eine andere Geschichte.

Oh – falls ich es extra erwähnen muss: Del Toro und Brolin sind toll. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn Emily Blunt auch aufgetaucht wäre, aber hey, man kann nicht alles haben, zumindest nicht bei „Day Of The Soldado“.

„Sicario: Day Of The Soldado“ bekommt 6 von 10 möglichen, leider nicht der erhoffte Hit seiende, Punkte.

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