P9 | Darkagent http://darkagent.blogsit.net We love being entertained! Mon, 29 Jan 2024 12:12:32 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.4.4 Oldies But Goldies: Robocop (1987 Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2024/01/30/oldies-but-goldies-robocop-1987-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2024/01/30/oldies-but-goldies-robocop-1987-filmkritik/#respond Tue, 30 Jan 2024 05:00:04 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=36256 Nachdem der Polizist Alex Murphy (Peter Weller) nach Detroit versetzt wird, machen ihm gleich alle klar, dass es hier heftig zugeht. Aber Murphy ist Profi und das schreckt ihn nicht. Er ist sich darüber im Klaren, was hier abgeht. Lewis … Weiterlesen

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Nachdem der Polizist Alex Murphy (Peter Weller) nach Detroit versetzt wird, machen ihm gleich alle klar, dass es hier heftig zugeht. Aber Murphy ist Profi und das schreckt ihn nicht. Er ist sich darüber im Klaren, was hier abgeht. Lewis (Nancy Allen) ist seine Partnerin und sie versucht ihm klarzumachen, dass er die Situation vielleicht doch unterschätzt.

Währenddessen versucht die OCP, eine große, schwer reiche Firma, sich ihre Pläne für die Übernahme von Detroit nicht verpfuschen zu lassen. Dazu wollen sie die Polizei schlecht dastehen und finanziell aushungern lassen – um dann mit ihrem neuen Angebot zuzuschlagen: Roboter-Polizei. Aber da hapert es noch an der Ausführung.

Als Alex Murphy von der größten Gang und deren Anführer Boddicker brutal und grausam getötet wird, sieht OCP seine Chance, verpackt sein Hirn in einen Kampfanzug und stellt das Ergebnis als Gesetzeshüter auf die Straßen: Robocop.

Aber hinter der Gang, Broddicker und dem schlechten Ruf der Polizei verbirgt sich ein Plan von OCP. Und zu viel Erfolg wäre schlecht für das Geschäft …

Als ich mir die Tage „Robocop“ von 1987 nochmals angesehen habe, sind mir zwei Dinge klar geworden. Erstens: Ich habe den Film noch nie in der originalen Sprache gesehen. Das war mir nicht klar gewesen. Zweitens: Scheinbar hatte ich bis jetzt nur die zensierten, sprich: entschärften und geschnittenen Versionen gesehen.

Wow, sag ich nur. Der Film ist wirklich, wirklich brutal. Allein die Szene als Murphy von der Gang hingerichtet wird – und anders kann man das nicht nennen – ist heftig, richtig heftig. Ich meine, ja, auch wenn Robocop zulangt und Bösewichter über den Haufen ballert ist die Sache nicht gerade kinder- und jugendfrei, aber diese Szene ist wirklich heftig geraten. Und dass die bösen Jungs eine solche Freude an Murphys klar gezeigten und und kompromisslos dargestellten Schmerzen haben, macht es jetzt auch nicht leichter zu ertragen.

Das Regisseur Paul Verhoeven das Drehbuch mit genug Sarkasmus umsetzt passt dann gut ins Bild. Ich meine, der Mann kann das. Der Film zeigt immer wieder Werbungen und Nachrichteneinspielungen und die Art und Weise, wie diese eingebaut werden als auch deren Wortmeldungen sind einfach treffsicher. So macht man das mit Satire und Überzeichnung. Natürlich hilft es auch noch, wenn die Sache so treffsicher ist.

Überhaupt muss man klar festhalten, dass der gesamte Film (man verzeihe das Wortspiel) einfach treffsicher ist. Von der harten Tonart bei der Action über die menschenverachtenden Gespräche innerhalb von OCP bis hin zu der kalten und zynischen Art und Weise, wie die Polizei gezeigt wird, die natürlich völlig klar am Schirm hat, dass sie in Summe am Verlieren ist.

Als dann nach zwei Drittel des Films noch dazu eine Falle zuschnappt und dazu führt, dass Robocop als Bösewicht dasteht und die Kolleg:innen gezwungen sind auf ihn zu schießen, da reicht es den meisten aber auch.

Wenn man dem Film eines ankreiden kann, dann, dass die Familie von Murphy keine große Präsenz hat. Ja, man sieht sie in Rückblenden und sie spielt eine gewichtige Rolle in der Entwicklung des Cyborgs, der wusste, dass er mal ein Mensch war hin zu einem Menschen, der weiß, dass er nun ein Cyborg ist. Aber eben nur in Rückblenden. Da hat man emotional ein wenig Potential verschenkt. Andererseits ist der Weg auch so ganz klar und ja, man hat sich ein wenig Screentime gespart. Soll nichts Schlimmeres passieren.

Peter Weller spielt Robocop quasi perfekt. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob der Anzug, den er tragen muss an seinen Bewegungen Schuld ist (weil er einfach so eingeschränkt ist) oder ob das so gespielt ist. Aber wie dem auch sei: Die Sache funktioniert. Und das Design ist ohnehin legendär.

Die Effekte sind zu einem großen Teil immer noch sehenswert, auch wenn man merkt, was zum Beispiel in die Hintergründe reinkopiert wurde (ich erwähne mal ED 209. Oder den Sturz vom Hochaus am Ende des Films). Dass die Produktion des Films jetzt nicht ganz ohne Probleme war, weiß man ja von diversen Making-Ofs und Interviews. Und der Film ging auch weiter über sein Budget. Den Gerüchten nach hat Verhoeven das ganz einfach so gelöst, dass er die Szene in welche Murphy erschossen wird, einfach nicht gedreht. Als dann das Geld aus war und die Produzenten wollten, dass er aus dem Material, welches er schon gedreht hatte, den Film schneidet, da meinte er: „Tja, da gibt es ein Problem …“. Und dann hat er doch noch Geld bekommen. Nicht sicher, ob das heutzutage auch noch funktionieren würde.

Wie dem auch sei: Ja, Robocop ist der Erinnerung sicher besser als er tatsächlich als Film ist, das kann man nicht abstreiten. Aber es ist erstaunlich wie gut der Film per se gealtert ist, immer noch funktioniert und wie cool die ganze Sache immer noch wirkt. Und speziell das Ende mit seinem grandiosen Dialog „You’re fired.“ – „Thank you, sir!“ ist immer noch ganz oben in der Rangliste der coolsten Finale.

Wem ich zu subtil war: Ja, Robocop ist selbst 2024 in seinem Original immer noch ein Hammer. Und er ist auch nach heutgen Standards immer noch brutal. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich weiß, woher „The Crow“ seine Ideen für die Bösewichter und manche Aufnahmen hatte, aber das kann ich mir auch nur einbilden.

Alles in allem: Rockt immer noch richtig.

„Robocop“ bekommt von mir 9 von 10, selbst so viele Jahre nach seiner Entstehung immer noch quasi perfekt funktionierende, Punkte.

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Women Talking aka Die Aussprache (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/12/16/women-talking-aka-die-aussprache-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/12/16/women-talking-aka-die-aussprache-filmkritik/#respond Sat, 16 Dec 2023 05:00:37 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=36101 Mennoiten-Gemeinde. 2010. Jahrelang sind Frauen blutverschmiert zwischen ihren Beinen, Kratzspuren und anderen Wunden, sowie ohne Erinnerung an die vorige Nacht aufgewacht. Die Männer haben gesagt, dass sie vom Teufel oder von Dämonen angefallen und attackiert wurden, der oder die ihnen … Weiterlesen

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Mennoiten-Gemeinde. 2010. Jahrelang sind Frauen blutverschmiert zwischen ihren Beinen, Kratzspuren und anderen Wunden, sowie ohne Erinnerung an die vorige Nacht aufgewacht. Die Männer haben gesagt, dass sie vom Teufel oder von Dämonen angefallen und attackiert wurden, der oder die ihnen danach die Erinnerung genommen hat. Bis 2010. Da wurden Männer erwischt, wie sie eine der Frauen vergewaltigt haben und als sie entdeckt wurden sind sie davon gelaufen. Die nächste Erkenntnis: Sie waren mit betäubt worden – und zwar mit Mitteln, die man üblicherweise Kühen spritzt, bevor man sie schlachtet. Es gab eine Anzeige (und einen Mordversuch). Die Männer wurden vor Gericht gestellt.

Bis hierhin ist das alles wahr.

Während die versammelte Mannschaft sich auf den Weg in die Stadt macht, um die Kaution für die Täter aufzutreiben und sie freizukaufen, stimmen die Frauen ab, was sie tun sollen:
a) bleiben und kämpfen
b) fortgehen
c) nichts tun

Die Abstimmung geht unentschieden zwischen „bleiben und kämpfen“ und „fortgehen“ aus. Deshalb wird eine Delegation gewählt, die ausdiskutieren soll, was man nun tun soll. Diese trifft sich auf einem Heuboden. Protokoll führt August (Ben Wishaw), da die Frauen weder Lesen noch Schreiben können. Er soll mitnotieren, was sie besprechen, damit dieser einmalige Vorgang für die die Nachwelt bzw. ihrer Kinder dokumentiert bleibt.

August ist vor vielen Jahren aus der Kommune rausgeworfen worden, weil seine Mutter zu viel hinterfragt hat. Nun ist er wieder hier, weil er als Lehrer arbeitet und hofft, den Jungs neue Wege beibringen zu können.

Sarah Polley habe ich seit „Mein Leben ohne mich“ auf dem Schirm. Damals war sie allerdings „nur“ Schauspielerin. Dieses Mal hat sie auch das Drehbuch und die Regie übernommen (wie auch schon bei anderen Filmen) und bereits am Anfang des Films wird eingeblendet, dass die folgende Diskussion eine Fiktion ist, wie sich eine Frau vorstellt, dass dies passiert sein kann. Nun, diese Fiktion ist nicht die Idee von Polley gewesen, sondern basiert auf dem Roman „Women Talking“ von Miriam Toews.

Die Ausgangssituation des Films ist dermaßen unglaublich, dass ich beim Ansehen gleich mal stoppte, um nachzuforschen, ob das jetzt wirklich passiert ist. Spoiler: Ja, ist es. Das muss man dann erst einmal sickern lassen.

Was folgt ist eine lange Diskussion zwischen den Frauen, über die weitere Vorgehensweise. Und diese hat es in sich. Was hier passiert ist unheimlich deprimierend. Die Themen die abgedeckt werden laufen über religiöse Abhängigkeit, über das Schicksal der Kinder, über die Frage, ob man jungen Männern auch andere Verhaltensweisen lehren kann oder ab welchem Alter das zu spät ist, ob man bleiben und kämpfen soll, was ja auch bedeuten würde, man muss bereit sein im Notfall zu töten, über noch so viele Dinge. Und über Verzeihen. Über Aushalten. Über Opfer bringen. Über ganz, ganz viel.

Und ich bin überrascht wie selten hier ein erhobener Zeigefinger auftaucht. Sicher, für Menschen, die der Welt im allgemeinen eine „woke“-Agenda unterstellen, die werden bei diesem Film hier ganz viele Angriffspunkte finden können. Das ist allein schon vom Thema her quasi aufgelegt. Aber tatsächlich ist der Film einerseits zu mitreissend, um daran einen Gedanken zu verschwenden, auf der anderen Seite ist die Ausgangslage ein Faktum – das kann man nicht wegdiskutieren. Die Frauen, die hier zusammensitzen haben alles Recht der Welt die Dinge zu sagen, die sie sagen und ja, sie sagen viel.

Sie sagen auch viel über Schuld, weil man so lange zugesehen hat und sich schon dachte, dass die Antworten die sie auf ihre Fragen bekommen haben, nicht stimmen können. Schuld, weil sie zugesehen haben, wir ihre Jungs mit dem gleichen Weltbild aufgewachsen sind, wie die Männer, die dies zu verantworten haben. Schuld, die eigenen Töchter nicht vor diesem Schicksal bewahrt zu haben.

Und über die allem die Frage, ob man die Männer (und Jungs) zum Umdenken bringen kann. Ob man das besprechen kann. Ob man ihnen beibringen kann, dass das, was sie getan haben, falsch war. Und immer wieder die Frage was denn nun zu tun sei? Die Männer kommen in zwei Tagen wieder aus der Stadt zurück. Bis dahin muss die Entscheidung gefallen sein, oder es braucht keine Entscheidung mehr.

Die Ein-Satz-Version dieser Kritik lautet: Unglaublich, wie spannend, intensiv, zum Nachdenken anregend, berührend, schockierend, wütend und auch ungläubig staunend machend ein Film sein kann, der im Grund aus Frauen besteht, die auf einem Heuboden hocken und reden – Ansehen. Punkt.

Die längere Version lautet: Ich bin von den schauspielerischen Leistungen der Damen extrem beeindruckt, die hier durch alle Emotionen gehen, die es gibt. Und das völlig ohne Ausfall. Die einzelnen Figuren sind, wie zu erwarten, zum großen Teil personifizierte Standpunkte, die allerdings alle einen persönlichen Hintergrund haben. Und immer wieder taucht auch die große Angst auf, ob man denn nicht in den Himmel komme, wenn man die Kommune verlasse, denn der Glaube sagt das man nur ins Himmelreich eingehen kann, wenn man hier bleibt.

Es ist auch faszinierend, wie wenig von alldem hier aufgesetzt wirkt. Die einzige Rolle, die mir ein bisschen auf den Senkel ging war jene von Rooney Mara (Oni), was aber auch daran liegen kann, dass ich die Schauspielerin seit ihrem „Nightmare On Elm Street“-Bashing nicht mehr so richtig leiden kann. Aber natürlich spielt der Charakter der Figur mit, denn so heilig und verzeihend und … nett, ja, so uneingeschränkt vergebend und nett, wie Oni kann kein Mensch sein. Das war streckenweise einfach ein bisschen zu viel für mich. Alle anderen – wow.

Und auch wer dann die Entscheidung trifft hat mich überrascht. Positiv überrascht. Und auch, dass es danach keine Diskussion mehr gibt. Fand ich großartig.

Der Film ist farblich ziemlich entsättigt und verströmt die gesamte Zeit über – in Anbetracht des Themas nicht verwunderlich – fast eine depressive, trostlose Stimmung. Die Optik geht fast schon in Richtung Schwarz-Weiß-Film und es passt super.

Ich kann und will gar nicht viel mehr zu diesem Film sagen, außer, dass er mich wirklich berührt hat und mir keine Sekunde langweilig war. Das beginnt beim Off-Monolog am Anfang und hat bis zum Ende nicht aufgehört. Und ja, er war dann streckenweise sogar richtig spannend (es gibt da ein, zwei Situationen …).

„Women Talking“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, mit wenigen physischen Mitteln einen wirklich dichten, großartig gespielten und emotional mitreissenden Film erzeugende, Punkte.

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Soft & Quiet (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/10/12/soft-quiet-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/10/12/soft-quiet-filmkritik/#respond Thu, 12 Oct 2023 05:00:34 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35866 Emily (Stefanie Estes) ist Pädagogin in einem Kindergarten und auf dem Weg zu einem Gruppentreffen. Sie hat ein paar Damen zu einem Pläuschen mit Süßspeisen eingeladen, um zu diskutieren, was in Welt falsch läuft und wie man sich dagegen wehren … Weiterlesen

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Emily (Stefanie Estes) ist Pädagogin in einem Kindergarten und auf dem Weg zu einem Gruppentreffen. Sie hat ein paar Damen zu einem Pläuschen mit Süßspeisen eingeladen, um zu diskutieren, was in Welt falsch läuft und wie man sich dagegen wehren kann bzw. welche Möglichkeiten sie haben, um nicht weiterhin Opfer zu sein, sondern aktiv dagegen vorzugehen.

Die meisten in der Runde kennen sich noch nicht so richtig, also beginnt es mit einer Vorstellrunde und nach und nach kommt ans Tageslicht, was die Damen denn als Bedrohung sehen und was sie gern tun möchten. Das bekommt auch der Pfarrer mit, verweist sie mehr oder weniger des Hauses, was dazu führt, dass die Gruppe zum Geschäft von Kim (Dana Millican) fährt, die auch Teil der Gruppe ist, um sich ein paar Flaschen Wein zu holen und dann den Abend bei Emily zuhause weiterzuführen.

Aber dann betreten zwei andere Damen das Geschäft und die Sache beginnt so richtig zu eskalieren …

Um es gleich vorweg zu sagen: „Soft & Quiet“ ist der verstörendste Film den ich seit Jahren gesehen habe. Und das mag was heißen. Und der Titel des Films passt perfekt. Es beginnt recht ruhig und besonnen und fast entspannt. Dann kommt der erste kleine Twist, nämlich als man dank eines Apfelkuchens bemerkt, was für eine Versammlung das hier ist. Dann kommen die Geschichten der Damen dazu und ich wurde langsam aber sicher immer unruhiger. Als dann die Truppe in das Geschäft von Kim kommt und die beiden Damen, Lily (Cissy Ly) und Maria (Jovita Molina), dazu stoßen, da kam der nächste Schlag in die Magengrube. Und dann … nun, dann gerät das alles außer Kontrolle. Als dann Emilys Ehemann Craig (Jon Beaver) dazu kommt, da dachte ich, vielleicht kann der das Ruder herumreißen, denn der wirkt noch halbswegs in Ordnung, aber auch diese Hoffnung ist rasch weg gewesen.

Ich will keine Spoiler verbreiten, denn dieser Film hier erzielt seine Wirkung wirklich am besten, wenn man ihn ohne große Vorkenntnisse sieht. Was wichtig ist, ist zu wissen, dass er langsam beginnt, viele Dialoge, viel Gespräche, viel Weltanschauung. Das muss man aushalten und durch, denn die großen Kracher folgen. Sicher – alles was folgt baut auf den Dingen auf, die vorher gesagt wurde, aber ich war dennoch nicht darauf vorbereitet, wie konsequent die Drehbuchautorin und Regisseurin Beth de Araujo ihre Story durchzieht.

Mir war schlecht. Wirklich. Am Ende des Films war mir körperlich übel. Ich hatte eigentlich vorgehabt mir, weil „Schocktober“ und so, einen netten Horrorfilm anzusehen, ohne viel nachdenken zu müssen, aber dieser Film hier, nun, der hat mich kalt erwischt.

Auch wichtig zu erwähnen ist die Art wie der Film gedreht wurde: Er ist im Grunde genommen ein durchgehender Take. Sicher gibt es, wie ich vermute, versteckte Schnitte, aber die sind so gut gemacht, dass sie nicht auffallen und es fühlt sich die gesamte Zeit über so an, als wäre man hautnah an der Gruppe, primär natürlich Emily. Allein die schauspielerischen Leistungen, genauso wie die der Kamerafrau und der Regie (wie oft muss man so einen Herkulesdreh üben, bevor man sich drübertraut?), sind einfach ein Wahnsinn. Also rein auf technischer Ebene bin ich komplett sprachlos gewesen, was die da durchgezogen haben.

Und das hat auch den Effekt, dass die Ereignisse zu einhundert Prozent organisch ineinandergreifen. Es gibt keine Sprünge, sondern alles folgt aufeinander ohne irgendwie eine Hürde durch Zeitsprünge, Schnitte oder was auch immer, zu bauen. Man ist also „live“ dabei, wie die Situation nach und nach eskaliert. Und bei späteren Szenen bin ich einfach nur da gesessen, habe mit Grauen beobachtet, was da noch vor sich geht und konnte teilweise nicht glauben, was gerade passiert.

Der Film ist nicht blutig, es gibt zwar viele Stellen, die psychisch schwer auszuhalten sind, aber Blut oder Gore oder ähnliches kommen nicht vor. Es liegt also nicht an der Darstellung der Situationen, die alles was passiert so schockiernd machen, sondern es ist schlichtweg das, was passiert. Die Abgebrühtheit einzelner Figuren, die Reaktionen von anderen Figuren, die Dialoge dazwischen und überhaupt … ich habe nicht gesehen, wo das hinführt und konnte es bis zum Ende nicht glauben … weil es so realistisch und möglich ist.

Natürlich beginnt der Film bereits in einer Art und Weise, bei der ich mir dachte, dass irgendwas nicht rund läuft: Emily kommt aus dem Kindergarten, ein Schüler sitzt am Gehsteig, weil seine Mutter sich etwas verspätet und Emily setzt sich zu ihm. Dann weist sie ihn darauf hin, dass er der Putzfrau sagen soll, dass sie ihren Job besser machen soll, denn sie habe den Boden vor ihm gewischt, als er das Gebäude verlassen hat und er hätte ausrutschen und sich verletzen können. Einerseits stimmt das nicht, denn wir sehen die Putzfrau, wie sie den Kindergarten betritt als Emily rausgeht, und da sitzt der Junge bereits draußen. Andererseits ist ihre Wortwahl, nun, eigen. Auch die Mutter des Sohnes ist ein bissichen irritiert, bedankt sich aber bei Emily und die beiden ziehen von dannen. Die beiden kommen nicht mehr vor, aber es zeigt bereits im Vorfeld, was danach kommen wird. Eine der Aussagen der Damenrunde ist „Wir müssen uns an Stellen positionieren, an denen wir die öffentliche Meinung und vor allem die Kinder in die richtige Richtung beeinflussen können“. Emily geht da mit gutem Beispiel voran.

Wie dem auch sei: Ich will gar nicht mehr dazu schreiben und ich will auch nicht näher ins Detail gehen. Ich sage nur: Wer einen schlechten Tag hat, der oder die sollte um diesen Film hier einen großen Bogen machen. Um es zu wiederholen: Der Film ist in seiner realistischen Darstellung der Handlungen und auch Ansichten streckenweise fast nicht auszuhalten. Einfach, weil er so „real“ ist.

Stellt sich die Frage, ob ich diesen Film hier jemanden empfehlen kann … ich weiß es nicht. Mir fallen einige Leute ein, die ihn unbedingt sehen sollten, glaube aber, dass diese Art von Mensch nicht unbedingt zu dieser Art von Film passt. Ich denke nur an eine Vorführung im Kino als ein paar Reihen hinter mir Leute applaudiert haben als in „Schindler’s Liste“ das Ghetto geräumt wurde. Da wird mir auch heute noch schlecht, wenn ich daran denke.

Ich kann nicht mal sagen ob es ein wichtiger Film ist. Nichts in dem Film ist per se neu. Nichts an ihm ist per se irgendwie besonders. Aber die Art wie der gemacht ist und wie er einfach zeigt, anstatt zu kommentieren ist … heftig. Aufreibend. Aufwühlend.

Und ich denke, dass dies genau der Anspruch war, den die Macher:innen hatten. Und nochmals: Respekt vor den technischen und schauspielerischen Leistungen. Wahnsinn. Ein Wahnsinn.

Was mir gut gefallen hat, war das letzte Bild des Films. Da gibt es den Funken einer Hoffnung. Auch wenn es nur ein Funken ist: Der war wichtig für mich, sonst hätte ich mich tatsächlich vermutlich übergeben müssen. So hatte ich ein kleines, vielleicht ein bisschen gehässiges, Grinsen im Gesicht. Das hat alles vorhergehende nicht relativiert, aber zumindest hatte ich das Gefühl, dass da noch was kommen kann. Und das hätte ich zwar gerne auch gesehen, aber allein die Bilder, die dadurch in meinem Kopf entstanden sind, haben mich zumindest ein kleines bisschen beruhigt.

Aber macht euch keine Illusionen: Es gibt zwar keine übernatürlichen Monster in diesem Film, aber es ist trotzdem ein Horrorfilm.

„Soft & Quiet“ bekommt von mir 9 von 10, verstörende, beunruhigende, aufwühlende und schockierte, Punkte.

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Kill Bill Vol. 1 (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/08/03/kill-bill-vol-1-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/08/03/kill-bill-vol-1-filmkritik/#respond Thu, 03 Aug 2023 05:44:26 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35697 Die Braut (Uma Thurman) erwacht aus einem vierjährigen Koma. Im Krankenhaus. Ihr Kind, dass Sie noch im Brauch trug, als sie „ins Koma gefallen“ ist, ist weg. Der Grund für ihren langen, unfreiwilligen Schlaf liegt an einer Kugel im Kopf, … Weiterlesen

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Die Braut (Uma Thurman) erwacht aus einem vierjährigen Koma. Im Krankenhaus. Ihr Kind, dass Sie noch im Brauch trug, als sie „ins Koma gefallen“ ist, ist weg. Der Grund für ihren langen, unfreiwilligen Schlaf liegt an einer Kugel im Kopf, die ihr Bill (David Carradine) verpasst hat. Er ist der Boss der kriminellen Bande, der sie einst angehörte.

Nachdem sie sich so gut es geht wieder in Form gebracht hat, ist es Zeit für Rache, denn es ist klar, dass die Bande für das bezahlen muss, was sie ihr angetan haben. Aber alles ist vier Jahre her, die Bande in die Winde zerstreut und keiner scheint zu wissen, wo genau sich eigentlich Bill aufhält. Also macht sich die Braut auf den Weg, eine(n) nach dem/der anderen zu finden und so Stück für Stück näher an Bill heranzukommen …

Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass „Kill Bill“ das Meisterwerk in Quentin Tarantinos („Django Unchained„, „The Hateful Eight„) Filmkarriere darstellt. Selbst wenn andere Filme wegmutiger und cooler waren („Pulp Fiction„), bessere Charaktere und generell eine bessere Story hatten („Reservoir Dogs“), so ist es dieser Film hier, der sich anfühlt, als ob der Mann das erste Mal quasi von der Leine gelassen wurde. Und das zeigt sich meines Erachtens daran, dass er davor und danach nie wieder so einen wilden Mix erzeugt hat, der dennoch über die gesamte Laufzeit absolut stimmig geraten ist (auch wenn Volume 2 in manchen Belangen klar abfällt) und es schafft irgendwie die gesamte Zeit über so verdammt … cool zu sein.

Das fängt bereits bei der ersten Szene an. Die Braut besucht Vernita Green (Vivica A. Fox), die Teil der Bande war und die sich mittlerweile als Mutter einer Tochter zur Ruhe gesetzt hat, in ihrem Haus. Und dort gehen die beiden aufeinander los. Mit allem, was halt so herumliegt. Das Haus in Scherben, die beiden stehen sich blutend gegenüber, als draußen der Schulbus hält, ein junges Mädchen aussteigt, ins Haus kommt und die beiden Kämpferinnen, die beide ihre Waffen verstecken, völlig sprachlos anstarrt. Vernita sagt ihrer Tochter, dass die Braut eine alte Freundin von ihr ist und sie solle bitte auf ihr Zimmer gehen. Das macht die Kleine. Dann kämpfen die beiden und – kleiner Spoiler – Vernita verliert und wird von der Braut getötet. Vor den Augen ihrer Tochter, wie sie bemerkt, als sie sich umdreht. Das lakonische Kommentar: „Wenn du mich in ein paar Jahren noch immmer dafür hasst, dann komm mich finden. Ich warte.“ Und sie geht.

Und diese Szene ist der Inbegriff des Films. Erstens ist sie optisch super umgesetzt. Die Kamera, die Bildkomposition – stimmig, actionreich und immer so, dass man den Überblick behält. Dann der Moment als der Bus anhält. Da stehen beide vor dem Wohnzimmerfenster in Kampfhaltung und zwischen den beiden, durch das Fenster sieht man den Bus anhalten. Die Blicke von der Braut und Vernita, die unausgesprochene Frage „Ist das deine Tochter?“ und die gleiche Reaktion – nämlich das Verstecken der Waffen vor dem Kind, ohne ein Wort darüber reden zu müssen -, dann ein kurzes Danke und weiter geht es. Das ist ein Einstieg, der alles über den folgenden Film verrät, was es zu sagen gibt.

Cool. Stilsicher. Actionreich. Knapp und auf den Punkt gebrachte Dialoge. „Show, don’t tell“. Absurde Situationen. Brutal. Direkt. Und mit absolut passender Musik unterlegt. Schauspielerische Leistung(en): 1A.

Das beschreibt in Summe den gesamten Film. Sicher, wenn man darüber nachdenkt, dann ist die Handlung hauchdünn, das kann sicher niemand abstreiten. Aber „Kill Bill Voluöme 1“ ist die Definition von „Stil über Substanz“. Und das macht er quasi perfekt. So viele ikonische Szenen in einem Film hat man selten. Ob es nun der Kampf bzw. die Begegnung in der ersten Szene ist, die Szene im Krankenhaus, die Erklärung, wie sie zu ihrem Schwert kam, der Kampf im Schnee, der Anime-Einschub, der die Hintergrundgeschichte einer Figur erklärt, die nicht chronologische Erzählweise und das unbestrittene Action-Hightlight gegen Ende (chronologisch eigentlich am Anfang) sind einfach mittlerweile ikonische Szenen.

Ja, die Einflüsse sind klar zu erkennen und aus diesen hat Tarantino auch keinen Hehl gemacht (ich sage nur: Motorradanzug und Bruce Lee), aber die Mischung hier wirkte 2003, als der Film in die Kinos kam, dennoch so unglaublich frech und frisch, dass zumindest ich mit offenen Mund da saß und völlig sprachlos war, was da alles passierte. In gewisser Weise ist „Kill Bill Volume 1“ ein Film gewordenes Computerspiel, welches allerdings nicht langweilig wird. Und das ist das für mich faszinierende an dem Film: Er wird nicht langweilig. Mir wird ja bei einem Übermaß an Action schnell mal fad, aber hier – da ist sogar die Action in sich abwechslungsreich. Die Farbänderungen während der Kämpfe auf schwarz-weiß, dann auf einmal ein Schattenspiel – das ist stilsicher, cool und wunderbar abwechslungsreich.

Dass die Schauspieler:innenriege 1A ist, bleibt ebenfalls unbestritten. Uma Thurman, David Carradine, Vivica A. Fox, Lucy Liu, Darly Hannah, Michael Madsen … alles Namen, die man damals kannte und denen Großes prophezeit wurde (oder die schon groß gewesen sind). Okay, nicht alle diese Prophezeiungen sind eingetroffen, aber das Potential war da. Und auch wenn „Volume 2“ meiner Ansicht nach stark nachgelassen hat (viel Fokus auf viel Dialoge und davon viele zu lang geraten), so ist dieser Doppelpack einfach filmischer Kult.

Und das ganze ist auch 2023 noch so richtig cool und stilsicher und hat es seit den 20 Jahren seiner Veröffentlichung in dieser Form auch nie wieder gegeben.

„Kill Bill Volume 1“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, Brutalität und Blut als Stilmittel und das in einer absoluten Top-Inszenierung bis heute absolut unterhaltsame, Punkte.

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Horizon II – Forbidden West (Game-Review) http://darkagent.blogsit.net/2023/07/11/horizon-ii-forbidden-west-game-review/ http://darkagent.blogsit.net/2023/07/11/horizon-ii-forbidden-west-game-review/#respond Tue, 11 Jul 2023 05:00:59 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35609 Dass die Welt nicht gerettet ist, war bereits klar, als Sylens (Lance Reddick) die KI namens „Hades“ mehr oder weniger gekidnappt hat und damit untergetaucht ist. Auch die Tatsache, dass die Welt immer noch im Sterben lag, weil es keine … Weiterlesen

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Dass die Welt nicht gerettet ist, war bereits klar, als Sylens (Lance Reddick) die KI namens „Hades“ mehr oder weniger gekidnappt hat und damit untergetaucht ist. Auch die Tatsache, dass die Welt immer noch im Sterben lag, weil es keine „gute“ KI mehr gab, welche die verschiedenen schiefgelaufenen Wege wieder in die richtige Richtung lenken konnte. Der Weg war also klar.

Aloy (Ashley Burch) muss sich auf die Suche nach der KI „Gaia“ machen, damit diese das Öko-System wieder in Ordnung bringt, denn eine komische rote Plage überzieht das Land und vergiftet die Pflanzen und den Boden. Tatsächlich hat sie auch eine Spur, die sie in die richtige Richtung führt, aber langsam beginnt sie sich zu fragen, ob sie das schaffen kann.

Das liegt allerdings nicht zuletzt daran, dass sie der Meinung ist, niemand könne ihr helfen und sie müsse die Last dieser Verantwortung allein auf ihren Schultern tragen. Allerdings wollen das nicht alle ihre alten Verbündeten und Freunde hören: So unterstützt Varl sie auf ihrem Weg und holt nach und nach alte und neue Verbündete zurück. Denn der Weg, den Aloy einschlagen muss führt sie in ein gänzlich neues Land: Den verbotenen Westen.

Und dort treiben sich nicht nur noch tödlichere Maschinenbiester herum, dort stecken die verschiedenen Stämme in einer Rebellion, die scheinbar nicht ohne Intervention oder zumindest Unterstützung von Sylens zustande gekommen ist.

Und schon bald stellt Aloy fest, dass sie nicht die einzige ist, die nach Gaia sucht. Und jene, die es ihr gleichtun kommen von weit, weit her und haben gänzlich eigene Ziele …

Tatsächlich habe ich nach dem Ende von „Zero Dawn“ gleich am nächsten Tag mit „Forbidden West“ begonnen und das hat bis genau gestern gedauert. Also zum Umfang kann ich nur sagen: Ich habe doppelt so lange gebraucht wie für den Vorgänger. Und ich habe den DLC „Burning Shores“ noch nicht mal von der Ferne angefasst.

Das nur mal dazu. Bevor ich jetzt näher auf die Story eingehe, muss ich anmerken, dass sich beim Nachfolger einiges getan hat, wenn auch nur im Detail: Es gibt mehr Waffen, es gibt mehr Nah-Kampf-Optionen, es gibt mehr Kleidung und es gibt mehr Skill-Trees und mehr Ausrüstung. Und es gibt mehr Maschinenwesen. Wir reden hier von in etwa 40 Stück, wobei einige davon in veschiedenen Varianten daherkommen.

Die Hauptunterschiede belaufen sich also auf drei Dinge: Das Kampfsystem (stark verbessert, funktioniert noch besser als im ersten Teil), das neue Gebiet (sieht noch besser aus als im ersten Teil) und die Story (ist noch … nein, Moment, ist tatsächlich kleiner und weniger mysteriös als im ersten Teil, aber deswegen nicht minder spannend und in ihrer Entfaltung eine klare Fortführung des ersten Teils. Das passt einfach stimmig zusammen).

Das heißt tatsächlich, dass es sich vom Gameplay her bei „Forbidden West“ klar um das bessere Spiel handelt. Sei es der Greifhaken, die Firegleams oder die Metallblumen, all das wurde besser ins Spielgefüge integriert bzw. erst eingeführt und es fühlt sich tatsächlich alles nach einer Verbesserung an. Ehrlich: Wie ich den ersten Teil ohne Energiefallschirm spielen konnte, weiß ich nicht mehr. Ich möchte das Teil nicht mehr missen.

Die Maschinenwesen sind um einiges großartiger als noch im ersten Teil und auch um einiges furchteinflößender. Wer das erste Mal auf einen Slitherfang trifft, wirs kaum glauben, was da jetzt vor ihm herumtanzt. Oder die Rollerbacks. Oder die Clawstrider. Oder. Oder. Oder. Gemeine Biester durch die Bank. Selbst beim fünften Mal auf einen Slitherfang treffen oder auf einen großen Shellsnapper: Die Kämpfe werden nie, niemals unterfordernd, sondern die bleiben immer spannend. Und man bedenke: Ich habe (Teil 1 mitgerechnet) knapp 120 Stunden in diese Welt inkl. Kämpfe investiert.

Und als ich dann später, viel, viel später das erste Mal auf einen Tremortusk gestoßen bin, da dachte ich, gut, ich habe alles gesehen. Und dann kam ein Slaughterspine ums Eck und dann wusste ich, was Kampfmaschine WIRKLICH bedeutet. Für alle, die hier nur Bahnhof verstehen: In der Welt von Horizon wird die Erde (aus guten Gründen, die in Teil 1 erklärt werden) von Maschinen bevölkert, die Tieren nachempfunden sind und die tatsächlich die Funktion haben das Öko-System am Laufen zu halten. Wenn nicht gerade eine wild gewordenen KI damit beginnt, welche zu bauen, die halt auch gerne Jagd auf Menschen machen. Darum gibt es ja die Jäger, welche mit Pfeil und Bogen ebenfalls jagen – nur halt die Maschinen (und ja, Pfeil und Bogen haben eine große Chance, denn man muss die Schwachstellen kenne, die Panzerung entfernen, Energiekerne freilegen, etc)).

Was sich auch im neuen Teil super bewährt (fand ich im ersten Teil schon großartig) ist, dass man Ausrüstung und Kleidung upgraden kann, dafür aber Teile von diversen Maschinen braucht – und man diese als Quest (im Spiel nennen sie es „Job“) anlegen kann. Das heißt: Für ein Upgrade des Feuerpfeil-Bogens brauche ich drei Teile x und drei Teile y. Dann lege ich einen Job dafür an und bekommt auf der Karte klar angezeigt, wo sich die Maschinen mit den notwendigen Teilen üblicherweise aufhalten. Sinnvoll, klar, und erleichtert die Fertigstelung der Upgrades absolut. Wie gesagt, war im ersten Teil schon toll, aber da die Upgrades meinem Empfinden nach im zweiten Teil wichtiger geworden sind, habe ich das viel öfter genutzt.

Die Karte ist größer, die Umgebungen werden besser für Umgebungsrästel genutzt, das Klettern geht jetzt an ganz vielen Stellen und alles fühlt sich nach einer kurzen Eingewöhnung (ich fand die Steuerung am Anfang viel zu sensibel) wirklich reibungslos an. Vor allem die Umgebungsrätsel sind, wenn auch nie per se schwer, eine gute Abwechslung. So kann man dieses Mal Ruinen nach Oranmenten durchsuchen, Türcodes knacken und ähnliches. Aber auch einfach auf einem der Mounts (gibt neue) durch die Gegend ziehen und mal alles in Ruhe erforschen fühlt sich toll an.

Mein einziger Kritikpunkt am Gameplay ist der Nahkampf mit seinen Combos. Die haben mich fast verrückt gemacht (braucht man für eine Questreihe, die allerdings optional ist), weil ich die Pausen zwischen dem Drücken einer Taste schlichtweg nicht kapiert bzw. geschafft habe. Das war schwere Arbeit. Aber ansonsten: Es bleibt selbst nach 120 Stunden noch ein großartiges Gefühl riesige Maschinen in ihre Einzelteile zu zerlegen, die Umgebung, Fallen und seine vorbereiteten Waffen zu nutzen. Das wird, glaube ich, nie langweilig. Weshalb ich gleich heute mit dem DLC anfangen werde.

Auch die „Cauldrons“ (Fabriken in denen Maschinen hergestellt werden) sind wieder mit dabei, genauso wie die Tallnecks (riesige Maschinen, die als Aufklärer dienen), die man überschreiben und so einen Teil der Karte aufdecken kann, sind wieder dabei. Und Guerilla Games hat es auch dieses Mal geschafft, dass sich jeder Cauldron und jeder Tallneck anders anfühlt und anders zu spielen ist. Auch – und das ist neu – weil Aloy jetzt tauchen kann (am Anfang begrenzt, später mit unbegrenzten Luftvorrat) und das wird wirklich oft und super genutzt (und die Unterwasserwelten sehen fantastisch aus. Wartet mal bis ihr Las Vegas seht …).

Gibt es also Kritik? Ja, doch. Die gibt es. Tatsächlich finde ich die Story vom zweiten Teil super durchdacht, spannend und mitreissend. Es gibt aber tatsächlich eine Sache, die fehlt: Das Mysterium. Zu wissen, wo all diese Wesen herkommen, was sie machen und wie das alles zusammehängt nimmt der Welt das Geheimnisvolle. Das ist auch völlig klar und kann bei einem zweiten Teil auch nicht anders sein. Ich empfinde das per se auch nicht als Storyschwäche, denn die Story ist auch in diesem Teil hier stark und super geschrieben, aber es fühlt sich schlichtweg anders an.

Als die „richtige“ Story beginnt, da hatte ich schon einige Stunden im Spiel hinter mir, denn Guerrilla Games lässt sich dankenswerter Weise Zeit, den Weg vom Ende von Teil 1 ins neue Gebiet wirklich ausführlich und angenehm zu zeigen. Man startet (fast) in Meridian, trifft dort die alten Kollegen, lernt, was am Ende von Teil 1 mit Hades passiert ist und bricht dann erst in den Westen auf. Und auch der Weg dorthin ist voller kleiner Geschichten.

Das gilt generell: Es gibt so viele Nebengeschichten in dieser großen Welt und quasi durch die Bank alle sind zumindest interessant und/oder spaßig. Ein paar davon sind sogar grandios. Und die Figuren, die man kennenlernt fühlen sich allesamt wie Charaktere an. Auf ihrem Weg sammelt Aloy Gefährt:innen und – das könnte ein Kritikpunkt sein – diese warten den Großteil des Spiels in der (neuen) Basis, weil sie erst mit dem Umgehen lernen, was Aloy bereits im ersten Teil gelernt hat. Das führt übrigens zu ein paar köstlichen Dialogen über die Rituale „der alten Zivilisation“.

Das hat zumindest bei mir nichts daran geändert, dass mir die Figuren ans Herz gewachsen sind und die Interaktionen mit Aloy sind immer wieder herzerwärmend gewesen. Figuren, denen ich am Anfang skeptisch gegenüber stand (Kotallo), wurden im Laufe der Zeit fast meine Lieblinge. Und das ist auch die Story von „Forbidden West“: Aloys Entwicklung von der einsamen Heldin, hin zu einer Person, die (wenn auch erst nach Abschluss bzw. am Ende der Story) lernt, dass sie das Gewicht der Welt nicht allein auf ihren Schultern tragen muss. Dass ihre Freunde da sind für sie. Dass es okay ist, Hilfe anzunehmen und danach zu fragen. Das lernt Aloy. Denn am Anfang ist sie auf einem „Ich muss die Welt retten und niemand kann mir helfen“-Trip. Das spiegelt sich sehr gut in ein paar Dialogen am Anfang, wo man fast meinen könnte, die gute Frau merkt ihre eigene Arroganz nicht.

Aber dann setzt die eigentliche Story ein (natürlich mit einer neuen Bedrohung) und Aloy bemerkt sehr schnell, dass sie allein absolut keine Chance hat und die Situation eigentlich ausweglos wäre. Zumindest ohne Unterstützung. Was also anfangs mehr ein Mittel zum Zweck ist, wird über den Lauf der Zeit zu einer willkommenen Vorgehensweise und wächst zu der Erkenntnis, dass sie das was sie tut eigentlich für die Menschen um sie herum tut. Was sie am Ende (offen gesprochen nicht so gut inszeniert wie es hätte sein können) auch erkennt.

(Spoiler: Sie könnte die Erde verlassen und wo neu anfangen, den Traum von Elisabet Sobeck erfüllen, was sie ja immer sagt, dass ihre Mission ist. Nur um dann zu erkennen, dass das gar nicht mehr ihr Ziel ist. Tatsächlich will sie einen ausweglosen Kampf aufnehmen, weil ihre Freunde hier sind. Weil dies ihre Welt ist. Weil sie nicht Elisabet Sobeck ist, sondern Aloy. Und hier passiert ein extrem spannender Bruch, den man hoffentlich im bereits bestätigen dritten Teil aufgreift, denn ab hier ist Aloy kein Klon mehr, sondern ab hier trifft sie tatsächlich ihre eigenen Entscheidungen und hat ihre eigenen Ziele. Das empfand ich im Spiel weniger als Höhepunkt als es hätte sein können, aber immerhin ist es drin).

Die Bedrohung (sorry, leichter Spoiler) von den Sternen, fand ich am Anfang extrem unpassend und ich musste symbolisch gesprochen fast ein wenig Gähnen, aber in Summe passt es und je länger ich spielte, desto besser gefielen mir der Plot und die Idee dahinter. Auch wenn natürlich nichts mit dem Mysterium des ersten Teils mithalten kann. Aber was bitteschön könnte denn da mithalten?

Was also bleibt, ist ein großes, wunderschönes Spiel mit sympathischen Figuren, doch unerwarteten Wendungen, kleinen und großen Geschichten innerhalb des äußeren Handlungsbogens und Maschinen, die einfach (man kann es nicht anders sagen) grandios designt sind. Ein Gameplay welches nach ein wenig Eingewöhnung (bis auf den Nahkampf) flüssig und stilsicher daherkommt und eine Welt mit ganz, ganz viel Liebe zum Detail. Egal, ob in den Quests, den Dialogen oder der Gestaltung der Umwelt, dem Design oder ihrer Figuren. Alles in allem in absolut toller Nachfolger, der in nahezu allen Belangen besser ist als sein Vorgänger – von der großen Äußeren Rahmenhandlung abgesehen, wie bereits erwähnt.

Eine Kleinigkeit, die noch erwähnen muss, weil es mich immer wieder fasziniert: Ich lese ja immer wieder auch Kritiken oder Berichte über Spiele, die mir gefallen – meistens nachdem ich sie beendet habe oder zwischendurch, während ich gerade dabei bin. Natürlich vermeide ich Spoiler, klar, alles andere wäre ja schön blöd. Ich bin dennoch immer wieder überrascht, wenn ich dann über Artikel stolpere, mit Titeln wie „10 Dinge, die euch Forbidden West nicht erklärt“ und dann Tipps zum Schnellreisesystem finde und solche Dinge, die meines Erachtens nach das gesamte Spiel über ohnehin die ganze Zeit über fast schon übermäßig oft eingeblendet und erklärt werden. Keine Ahnung, wie sowas sein kann. Viel amüsanter und auch ärgerlicher finde ich es allerdings, wenn man dann – einfach aus Neugier – Artikel liest mit zB dem Titel „Die 10 besten Charaktere in Forbidden West“ und dann liest man das halt, einfach weil man neugierig ist, wie andere das sehen und dann stehen teilweise bei wichtigen Figuren oder ganz wichtigen Handlungssträngen Dinge, die schlichtweg falsch sind. Das ist mir völlig unerklärlich. Und es ist auch nicht so, dass da Pesonen verwechselt wurden oder ähnliches, sondern da werden Hauptstory-Stränge völlig anders beschrieben, als sie tatsächlich im Spiel sind.

Mir ist schon klar, dass das für das Spielerlebnis völlig irrelevant ist, aber mir ist einfach schleierhaft, wie sowas passieren kann. Egal.

Apropos schleierhaft: Es gab ja im Vorfeld diverse Probleme mit „Fans“, weil Aloy jetzt anders aussieht und bla bla bla. Meine Wahrnehmung: Ja, neues Spiel, neues Design, immer noch Aloy und immer noch eine großartige, sympathische und überaus herzliche Figur mit der ich einfach richtig gern Zeit verbringe. Sind ihre Bäckchen breiter als im ersten Teil? Ich habe keine Ahnung und es juckt mich genau gar nicht. Und nur, weil ich es noch nicht erwähnt habe: Die Synchronsprecher:innen (englische Version) machen einen fantastischen Job. Allen voran Ashley Burch. Respekt. Echt. Und die Musik ist auch spitze.

„Horizon II – Forbidden West“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, die Welt von Horizon spannend erweiternde, Punkte.

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The Killer – Someone Deserves To Die (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/07/08/the-killer-someone-deserves-to-die-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/07/08/the-killer-someone-deserves-to-die-filmkritik/#respond Sat, 08 Jul 2023 06:00:05 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35551 Die Ehefrau von Bang Ui Gang (Jang Hyuk) fährt mit ihrer Freundin auf Urlaub, weswegen seine Frau ihn bittet, dass er ein Auge auf deren Tochter Kim Yun Ji (Seo-young Lee) werfen kann, damit sie sich vor Schwierigkeiten fern hält. … Weiterlesen

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Die Ehefrau von Bang Ui Gang (Jang Hyuk) fährt mit ihrer Freundin auf Urlaub, weswegen seine Frau ihn bittet, dass er ein Auge auf deren Tochter Kim Yun Ji (Seo-young Lee) werfen kann, damit sie sich vor Schwierigkeiten fern hält. Natürlich kann er seiner Frau diesen Wunsch nicht abschlagen und nachdem er die Tochter und eine Freundin an den von ihnen gewünschten Ort gebracht hat und ihnen etwas Geld gegeben hat, glaubt er keine sonderlichen Probleme mehr mit der Aufgabe zu haben.

Doch Kim kommt durch ihre Freundin mit den falschen Menschen in Kontakt, weswegen sie Bang schon bald aus einer gefährlichen Lage retten muss und dabei ein paar Gangster verprügelt. Die antworten jedoch darauf mit der Entführung des Mädchens. Was sie dabei aber nicht gewusst haben, ist dass Bang ein Killer im Ruhestand ist und wenn er seiner Frau etwas versprochen hat, dann hält er sich auch daran…

„The Killer“ ist ein südkoreanischer Film aus dem Jahr 2022, wobei es sich dabei um die Verfilmung des populären Romans „The Kid Deserves to Die“ von Bang Jin-ho handelt. Regie führte Jae-Hoon Choi und Hauptdarsteller ist Jang Hyuk, in der selben Kombination haben die beiden bereits bei The Swordsman zwei Jahre zuvor zusammen gearbeitet. Vielleicht liegt es ja daran, dass der Regisseur nicht auch das Drehbuch geschrieben hat, aber anders als beim Samurai-Abenteuer, dass mein Kollege Fireagent eher mittelmäßig gefunden hat, ist das neue Abenteuer unglaublich gut gelungen.

Es gibt ja Leute, für die ein John Wick Film ziemlich langweilig ist. Ich verstehe zwar was gemeint ist, wenn etwa ein Freund von mir neulich sagte „hat man einen gesehen, dann kennt man alle“. Meine Hemmschwelle ist durchaus höher, denn neben Horror gehört Action schon zu meinen Lieblings-Genres, doch Daueraction kann schon lähmend sein, selbst wenn man die agierende Figur mag. Auch „The Killer“ arbeitet sehr viel mit Kämpfen und Schusswechseln, ist für mich aber nie auch nur ansatzweise fad geworden.

Dafür verantwortlich ist zunächst mal die Kamera-Führung, mal mehr mittendrin mal mehr beobachtend, jedoch immer übersichtlich, man weiß einfach immer genau, was gerade passiert. Die Action wirkt innovativ und geschmeidig und abgesehen von anders wirkenden aber dennoch großartigen Choreographien wie eben bei John Wick oder involvierend wie bei Extraction, kann Hollywood da kaum mithalten. Sicher geht es um den Style, aber weder Effizienz noch Glaubwürdigkeit leiden sichtlich darunter.

Hinzu kommt Jang Hyuk und seine unglaublich coole Art, die ich gar nicht so beschreiben kann, dass sie ihm gerecht werden würde. Lässig, kalkulierend, effektiv und vor allem so gut wie immer überlegen, denn auch wenn er hin und wieder Verletzungen hinnehmen muss, am Ende steht nur mehr einer und das ist immer er. Was ich auch toll finde, wie er einfach nicht auf Provokationen reagiert.

Es gibt da eine Szene, bei der er einer Gefangenen auf den Oberschenkel greift. Sie kommentiert das mit „ihr Männer seid doch alle gleich“, woraufhin er ihr als Antwort, ein Messer in Schenkel rammt, weswegen er sie auch angegriffen hat, um sie zu fixieren und die richtige Stelle zu treffen. Überhaupt kennt er keine Gnade, er tut einfach alles, um das von ihm gesuchte Mädchen so schnell wie möglich zu finden.

Dennoch mag man ihn einfach, weil er eben dieser coole Hund ist und wenn es mal keine Kämpfe auszutragen gibt, sieht man auch, dass er durchaus ein ganz Netter sein kann. Auch die Entwicklung, wo er das Mädchen zunächst als lästiges Anhängsel sieht und sich seine Sicht dann dahingehend ändert, dass sie Jemand ist, der es wert ist gerettet zu werden, ist subtil aber nett anzusehen, weil es gar nicht nötig gewesen wäre, da er seiner Frau sowieso versprochen hat, auf sie aufzupassen.

Bereits vor zehn Jahren hat Südkorea mich mit einer ähnlichen Story bei The Man Form Nowhere überzeugt und auch diesen Killer finde ich extrem gelungen. Optisch ansprechend, spannende Fights, hassenswerte Bösewichte und ein Held, der eben keiner ist, sondern wie der Name schon sagt, den größten Killer der gesamten Geschichte darstellt. Man kann nur hoffen, dass sich Menschenhändler und korrupte Richter und Polizisten auch im echten Leben einmal mit dem Falschen anlegen, denn das passiert sicherlich viel zu selten.

P.S.: Der Trailer wird dem Film nicht wirklich gerecht, denn der ist viel besser als dieser Teaser (immerhin besser als umgekehrt).

„The Killer“ bekommt von mir 9/10 für ein Leben gefühlt hunderte beseitigende Empfehlungspunkte.

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Tyler Rake: Extraction 2 (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/06/24/tyler-rake-extraction-2-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/06/24/tyler-rake-extraction-2-filmkritik/#respond Sat, 24 Jun 2023 06:00:07 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35573 Bei seinem letzten Auftrag, wurde Söldner Tyler Rake (Chris Hemsworth) lebensgefährlich verletzt und persönlich hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Seine Kollegin und Freundin Nik (Golshifteh Farahani), hatte jedoch andere Pläne und nach einer langen Zeit im Krankenhaus, überlässt sie … Weiterlesen

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Bei seinem letzten Auftrag, wurde Söldner Tyler Rake (Chris Hemsworth) lebensgefährlich verletzt und persönlich hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Seine Kollegin und Freundin Nik (Golshifteh Farahani), hatte jedoch andere Pläne und nach einer langen Zeit im Krankenhaus, überlässt sie ihn in den wohlverdienten Ruhestand. Tyler hat überlebt, aber er weiß nicht, für was er lebt.

Bis eines Tages plötzlich ein mysteriöser Mann (Idris Elba) vor seiner Hütte steht und einen Auftrag für ihn hat, für den er speziell angefordert wurde. Er soll die Schwester seiner Ex-Frau inklusive deren beiden Kinder aus einem Gefängnis in Georgien befreien, wo sie ihr Gangsterboss-Ehemann, zu ihrer „Sicherheit“ gefangen hält. Tyler beginnt daraufhin sofort mit seinem Training und ein paar Wochen später, ist er, gemeinsam mit Nik und ihrem Bruder unterwegs zu einem der gefährlichsten Aufträge ihres Lebens…

Drei Jahre nach dem ersten Extraction-Film, der sich einen Top 10 Platz in der meist gestreamten Filme-Liste von Netflix „erarbeitet“ hat, ist nun am 16. Juli 2023, die Fortsetzung veröffentlicht worden. Wie beim Erstling, der auf der Graphic Novel „Ciudad“ von Joe und Anthony Russo (The Gray Man) basiert, sind die beiden wieder als Produzenten mit an Bord und haben das Drehbuch geschrieben, während Sam Hargrave wieder am Regie-Stuhl Platz genommen hat.

Noch mal zur Erinnerung: das ist ein Film, der Marke John Wick (obwohl er sich für mich eher wie ein Mad Max: Fury Road angefühlt hat), der vor allem auf spektakuläre Action setzt, mit wenigen ruhigeren Momenten dazwischen, um die Sache zu erden. Also quasi „nicht existente Handlung“ als Kritik, werdet ihr von mir sicherlich nicht lesen. Wobei ich diese Worte eigentlich sowieso nie benutze, viel lieber sage ich in so einem Fall „es geht um Nichts“. Ist für mich hier aber klar nicht der Fall.

Um Extraction 2 gekonnt für mich zu beschreiben, brauche ich nur auf meine Selbst-Beobachtung zurück greifen. Es gibt Momente im Film, da habe ich mich selber dabei ertappt, wie ich aufgestanden bin und hin und her ging, weil ich scheinbar nicht mehr ruhig sitzen bleiben konnte. Nach anschließender Analyse habe ich für mich selbst festgestellt, dass es sich hier wohl für mich definitiv um involvierende Action handelt.

Nach nicht ganz einer halben Stunde Spielzeit, in der die Nachwirkungen des Finales des ersten Teiles verarbeitet werden, beginnt die erste Action-Sequenz und die hat es so richtig in sich. Wisst ihr noch die über 10 Minuten Passage im Erstling, die wie aus einem Guss (ohne Schnitt) gewirkt hat? Nun diese Szene dauert hier über 20 Minuten und beinhaltet eine Massenschlägerei in einem Gefängnis, gefolgt von einer Autoverfolgungsjagd im Wald und einer Zugfahrt inklusive Helikopter-Beschuss.

Als danach der Bildschirm schwarz wird und sich die Musik deutlich entspannt, konnte auch ich richtig durch schnaufen. Das fetzt, ist richtig gut gemacht, die Power dahinter ist immer spürbar und es wird nie langweilig. Schön zu sehen ist auch, dass eine schnelle/hektische Kamera-Führung nicht immer gleichzeitig bedeutet, dass man den Überblick verliert bzw. einem schwindlig wird. Dem folgt nach einer Pause eine „normale“ Action-Szene, bei der es in einem Hochhaus von der Parkgarage bis zum Helikopter-Landeplatz zur Sache geht.

Ja die dauert auch nicht gerade kurz, doch ich war emotional dabei und habe diese gewisse Schwere gespürt, einfach dass es hier etwas zu verlieren gibt für die Hauptfiguren. Das Ende ist nach ein paar schnellen Explosionen dann sehr klein gestaltet, fast schon intim, so dass Gedanken wie „antiklimatisch“ aufkommen könnten, ich fand es aber sehr stimmig. In Summe gibt es den einen oder anderen Effekt, der nicht ganz perfekt geworden ist, aber was Technik und Choreographie in Summe betrifft, kommen da nur wenige mit.

Chris Hemsworth (Thor: Love and Thunder) als Tyler Rake ist physisch wieder mal eine Wucht und auch die emotionale Ebene bedient er zwischendurch sehr glaubwürdig. Viel mehr zu tun als bei Extraction bekommt Golshifteh Farahani (Body of Lies) als Rakes Auftraggeberin Nik. Die Dame hat es auf allen Fronten drauf und kann mit Tyler durchaus (zumindest temporär) durchhalten, vor allem was ihre Zähigkeit anbelangt. In Gastrollen sind Olga Kurylenko (The Princess) als Tylers Ex-Frau mit dabei und Idris Elba (Beast) ist als geheimnisvoller Mittelsmann an Bord (was somit aus Comicfan-Sicht zu einem Wiedersehen zwischen Thor und Heimdall führt).

Teil 3 soll angeblich schon in Planung sein und zumindest Hargrave und Hemsworth sollen wieder fix mit dabei sein. Ich begrüße das, denn wie man sicherlich lesen konnte, funktionieren die Tyler Rake Filme für mich auf mehreren Ebenen sehr gut. Auch was die Schuldgefühle und das private Drama von Tyler betrifft, schließt sich hier der Kreis in Form eines Abschlusses. Bestimmte Dinge fand ich in Teil 1 etwas besser und genauso umgekehrt, also ist dies insgesamt für mich eine gleichwertige Fortsetzung.

P.S.: Für mich als Österreicher war hier übrigens besonders interessant, dass Teile der Handlung in Wien spielen und Tylers Hütte sich laut Insert in Gmunden (Oberösterreich) befindet.

„Extraction 2“ bekommt von mir 9/10 einen Abschluss und Motivation zum Weitermachen findende Empfehlungspunkte.

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The Cursed aka Eight For Silver (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/05/25/the-cursed-aka-eight-for-silver-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/05/25/the-cursed-aka-eight-for-silver-filmkritik/#respond Thu, 25 May 2023 05:00:25 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35497 Es ist eine Geschichte, die sich leider oftmals zugetragen hat: In diesem Fall sind es Zigeuner, die rund um 1880 herum ein Stück Land besiedeln, auf welches sie eigentlich sogar rechtlich Anspruch haben. Die Behörden vor Ort, allen voran Seamus … Weiterlesen

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Es ist eine Geschichte, die sich leider oftmals zugetragen hat: In diesem Fall sind es Zigeuner, die rund um 1880 herum ein Stück Land besiedeln, auf welches sie eigentlich sogar rechtlich Anspruch haben. Die Behörden vor Ort, allen voran Seamus Laurent (Alistair Petrie), beschließen, dass dies nicht sein kann, denn sie brauchen das Land. Also werden Söldner angeheuert, welche die Leute nicht nur vertreiben sollen, sondern sie sollen dafür sorgen, dass sie nie wieder ein Problem darstellen werden.

Und genau das passiert auch.

Kurz darauf beginnen die Kinder im Ort, so auch Charlotte Laurent (Amelia Crouch) und Edward Laurent (Max Mackintosh), von einem Feld zu träumen. Dort steht eine Vogelscheuche und irgendetwas bringt sie dazu, unter dieser Vogelscheuche zu graben. Und dort finden sie im Traum ein silbernes Wolfsgebiss.

Währenddessen kommt John McBride (Boyd Holbrook) ins Dorf, ein Pathologe, der eigentlich nach Ursachen für einen Ausbruch der Cholera sucht, und wird just angeheuert, um zu helfen die Sache aufzuklären. Bald stellt sich heraus, dass McBride vielleicht doch nicht so zufällig im Dorf gelandet ist, wie man denken würde.

Als dann noch Edward mit einer Bisswunde nach Hause gebracht wird und ein anderer Junge aus dem Dorf tot und scheinbar von einem Wolf zerfleischt aufgefunden wird, da keimt langsam der Verdacht auf, dass hier etwas faul ist …

Es ist eine ziemliche Leistung bei einem Film wie diesem für das Drehbuch, die Regie und die Kamerarbeit zuständig zu sein, dass muss ich gleich mal loswerden. Sean Ellis allerdings, der diese drei Posten hier übernommen hat, hat in allen drei Bereichen wirklich gute Arbeit geleistet. Am Einfachsten zu beschreiben ist sicherlich die Optik, denn die ist super geworden. Nebel. Düsternis. Fackeln in der Nacht. Den ganzen Film über fühlt man sich unwohl, weil man nicht genau weiß, was als nächstes passiert. Allein die Optik reicht schon, dass man ein Gefühl dafür bekommt, dass hier gleich etwas passieren wird.

Sicher, der Anfang des Films trägt viel dazu bei, dieses ungute Gefühl aufrecht zu erhalten und auch erst recht heraufzubeschwören. Tatsache ist, nach den Szenen mit den Zigeuner:innen bzw. was mit ihnen passiert, traut man dem Film alles zu. Dazu eine Szene, die von einem Hügelkamm auf das Lager der Zigeuner hinuntergefilmt wird und man sieht in der Totalen, was sich da unten bis zum bitteren Ende abspielt. Harter Tobak. Und dann sieht man zwei Schicksale einzeln und diese beiden sind wirklich hart an der Grenze, den die nebensächliche Brutalität mit der hier vorgegangen wird (ihr werdet öfter an diese Szene denken, wenn ihr wo eine Vogelscheuche seht), ist mindestens so erschreckend die die Bilder brutal sind. Nämlich sehr.

Alles was danach kommt, ist dann nicht mehr so dramatisch brutal, aber immer noch nicht ohne. Vor allem, da es hier auch um Kinder geht (nicht um Babys), die doch einen hohen Preis für die Taten ihrer Eltern bezahlen müssen. Oder ganz konkret: Für die Entscheidungen ihrer Väter. Das wird so oder so ähnlich sogar mal im Film gesagt und auch wenn es aufs Auge gedrückt ist, so ist ja dennoch wahr. Selbst als Metapher ist es wahr.

Man könnte also sagen, dass die alte Geschichte von der Rache der Zigeuner:innen durch einen Fluch hier halt wieder einmal erzählt wird. Und das stimmt zum Teil sogar. Der Mythos „Werwolf“ (wenn man das Biest hier so nennen mag) ist jedoch weit genug verändert, dass er zu etwas eigenem wird. Sicher, es macht in letzter Konsequenz keinen Unterschied welches Monster da herumläuft. Monster ist Monster. Und so richtig cool sieht es nicht aus. Aber was es repräsentiert ist dann schon eine eigene Ebene. Denn tatsächlich ist es ja nicht „ein“ Monster, sondern jede Person, die den Angriff überlebt wird selbst zu einem. Und da gibt es dann eine Szene, in welcher man durchaus sagen kann, dass die Person, die zum Monster wurde, noch immer irgendwie da drin steckt. Wortwörtlich quasi.

Was mir an dem Film wirklich gefallen hat, war, dass die Dialoge zum großen Teil klischeebefreit sind. Also nicht inhaltlich, sondern in der Art wie sie gesagt werden. Vor allem Boyd Holbrook fand ich erfrischend, denn man erahnt sehr schnell, dass er mehr über die Sache weiß als er offen zugibt und man fragt sich, warum. Bis man irgendwann merkt: Hey, der hatte schon mal mit solchen Typen (Behörden, Menschen) zu tun und er weiß genau: Wenn er jetzt Werwolf sagt, dann jagen sie ihn mit Stecken und Mistgabeln aus dem Dorf. Tatsächlich legt er die Karten erst offen auf den Tisch als er Fakten vorlegen kann. Fand ich neu, erfrischend und schon ziemlich cool.

Dann gibt es noch die Ebene der Unterdrückung. Vor allem Kelly Reilly als Isabelle Laurent sticht da für mich heraus. Lange Zeit hatte ich sie als typische Nebenfigur im Kopf, der ich wenig Beachtung geschenkt hatte, bis ich dann bemerkte, dass sie sich Minute für Minute immer mehr in den Mittelpunkt gespielt hat und vor allem ihre Wandlung von stillschweigendem Mauerblümchen, hin zu einer Frau, die sich hinstellt und sagt was Sache ist, hat mir sehr gut gefallen. Auch das Finale, in dem sie eine zentrale Rolle spielt und folgenschwere Entscheidungen trifft hat mich berührt.

Aber auch die Szene als eine Magd im Haus von einem „Werwolf“ gebissen wird und sich nicht krank Zuhause bleiben traut, sondern ihre (schlimmen) Wunden so gut es geht zubindet – nicht damit sie wieder gesund wird, sondern damit niemand merkt, dass sie verletzt ist, da sie sonst ihrem Job verlieren könnte – hat für mich ziemlich ins Schwarze getroffen.

Die Action war gut gemacht, auch wenn ich mit ein bisschen weniger Wackelkamera und Bildverzerrungen gut hätte leben können, aber als Stilmittel und zum Hinwegtäuschen über das verhältnismäßig geringe Budget, war das schon in Ordnung zumal die Stimmung/die Atmosphäre einfach zum Schneiden dick waren. Die Flucht aus einem brennenden Haus, die Fackel im Nebel/in der Dunkelheit, verfolgt von einem Biest… das war schon alles sehr spannend. Und die von „Sicario“ inspirierte Musik fand ich auch unheimlich und unheimlich passend in einem.

Ja, es gibt ein paar kleinere Mängel im Film, allen voran die Brutalität am Anfang, die vielleicht manche abschrecken könnte, aber die ist notwendig, damit man versteht, wer hier die Bestien sind und tatsächlich notwendig ist, um bei einer Szene später im Film dafür zu sorgen, dass man John McBride zustimmen muss („Ich dachte, ich würde die Bestien jagen. Aber da lag ich falsch. Tatsächlich bin ich ein Instrument, welches die Symptome beseitigt, die Menschen wie Sie verursachen.“ – sinngemäß. Ich habe ihn auf Englisch gesehen). Und ja, warum die Tochter das, was passiert ist bzw. sie gesehen hat, so lange geheim hält. Das ist wie in jedem anderen Film: Mädel – wenn du das alles früher gesagt hättest! Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Genauso wie die Effekte in Summe erstaunlich gut, blutig und überzeugend sind. Ja, es gibt CGI darunter und auch wenn ich gelesen habe, dass dieses eher billig wirkt: Mir selbst ist nichts dergleichen aufgefallen. Tatsächlich habe ich mich mehrmals gefragt, wieso der Film wirklich so stylish und cool aussehen kann. Also: Respekt. Absolut.

Für Komplettisten: Es gibt noch einen Storyrahmen um den Film herum, der im ersten Weltkrieg 1917 spielt und der am Ende aufgelöst (wenn in seiner Implikation auch mehr angedeutet als gezeigt wird …) wird. War unnötig, aber irgendwie auch passend. Wenn ich es richtig interpretiert habe, sogar sehr passend.

„Eight For Silver“ oder „The Cursed“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, endlich wieder einen richten, nicht selbstreferentiellen Horrorfilm mit Monstern gesehen habende, Punkte.

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Braindead (1992 Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/05/20/braindead-1992-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/05/20/braindead-1992-filmkritik/#respond Sat, 20 May 2023 05:00:11 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35485 Sumatra-Rattenaffen sind ja ziemlich gemeine Biester, wie man weiß. Und wenn sie beißen, dann heißt das meistens: Ade, schnöde Welt. Aber nicht sofort. Denn zuerst wird man langsam, aber sicher zu so etwas wie einem Zombie und entwickelt eine Vorliebe … Weiterlesen

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Sumatra-Rattenaffen sind ja ziemlich gemeine Biester, wie man weiß. Und wenn sie beißen, dann heißt das meistens: Ade, schnöde Welt. Aber nicht sofort. Denn zuerst wird man langsam, aber sicher zu so etwas wie einem Zombie und entwickelt eine Vorliebe für Menschenfleisch. Ist ja bekannt, nicht?

Lionel (Timothy Balme) ist ein bisschen gestört. Also, genau genommen, ist seine Mutter ein bisschen gestört. Oder sagen wir: Das Mutter-Sohn-Verhältnis ist gestört. Ihr wisst, worauf ich hinauswill. Tatsächlich ist es so, dass Linoel sich verliebt und das seiner Mama, die ihn sehr gut … behütet, nicht passt. Das führt durch eine Verkettung von Umständen dazu, dass die Mama (Elizabeth Moody) von eben genau so einem Sumatra-Rattenraffen gebissen wird.

Und es folgen: Komplikationen. Viele und sehr blutige Komplikationen. Und diese enden blutig. Auch dabei sind ein Rasenmäher und die unvergesslichen Worte: „Die Party ist vorbei.“

Es ist 1992 und wir sind Teenager. Wir lieben schräge Filme. Eine Zeitlang geistert „Gesichter des Todes“ durch die Runde. Im Grunde nichts anderes als ein Video-Nasty, der wirkliche, gefilmte Todesfälle zeigt. Und das ziemlich drastisch. Zumindest in meiner Erinnerung. Und Ja, die gibt es tatsächlich und ja, diese Reihe (Reihe!) hat es auf mehrere Teile gebracht. Unglaublich. Würde heutzutage nicht mehr vorkommen, denn wenn man von Geschmacklosigkeit spricht, dann ist das ziemlich der Höhepunkt. Aber was soll ich sagen? Die Dinger waren damals im Freundeskreis (dem männlichen Teil) sehr beliebt. Ich fand sie immer schon ziemlich abstoßend und habe auch keinen davon gesehen.

ABER was 1992 aus dieser Runde bis zu mir gedrungen ist, war ganz klar: Braindead. So ein irrer Film von einem irrten Typen, der zuvor schon einen Trashklassiker namens „Bad Taste“ gemacht hatte, den ich auch nie gesehen hatte. Also folgte ich der Einladung zu diesem Filmabend und in fröhlicher Runde haben wir uns „Braindead“ angesehen.

Und es war ein grandioser Hit. Der Film spielte alle Stücke, die man pubertierenden Jungen, die nicht wissen wohin mit ihrem Aggressionspotential und schlechtem Geschmack, auch nur annähernd anbieten kann. Blut, schlechte Witze, schwarzer Humor, Splatter und Situationskomik, die absolut geschmacklos war, aber auf eine Art und Weise dargeboten, die man annehmen konnte, ohne deshalb ein schlechtes Gewissen zu haben. Zumindest ging es mir so.

Das fängt bei den handgemachten Effekten an, die auch bis heute zwar noch als solche zu erkennen sind, aber großartig aussehen. Und selbst nach über 30 Jahren ist die Sache optisch noch stimmig. Ja, damals nannte man das „lebensecht“ quasi. Das trifft heute nicht mehr zu, aber das ist wohl auch der Grund, warum die Sache heute noch immer funktioniert, denn dieser Film war nie dazu gedacht, ernst genommen zu werden. Da werden (Zombie)-Babies gezeugt und im Kinderwagen spazieren gefahren, da bekommen Sumatra-Rattenaffen Absätze durchs Hirn getreten und am Ende mag die Riesen-Ratten-Mutter ihren Sohn zurück in ihren Bauch schieben. Allerdings erst nachdem der gute Sohn eine Party ziemlich blutig mit herumfliegenden Körperteilen und einem Rasenmäher in Händen beendet hat.

Dazwischen völlig absurde Szenen, als Lionel ein paar Zombies (es bleibt ja nicht auf die Mutter beschränkt) von anderen Leuten fernzuhalten versuchte, indem er sie füttert. Dann kippt bei einem Zombie der Kopf nach hinten, was bedeutet, er kann nicht mehr schlucken, weshalb Lionel mit einem Löffel das Futter direkt in die Speiseröhre kippt. Liest sich banal und ein wenig eklig. Ist aber in der Inszenierung (vor allem die bemühte Art von Lionel kombiniert mit seiner Hilflosigkeit sind grandios) vor allem witzig. Und ein wenig eklig.

Tatsächlich ist wirklich, wirklich viel in diesem Film eklig. Da werden Menschen von Innen her auseinandergerissen, landen Rechen in Köpfen, Menscen zerfallen und gegen Ende liegen sehr, sehr, wirklich sehr viele Körperteile ohne ihre Besitzer herum. Also ja, der Film ist in erster Linie ein Splatterfest und der Humor kommt in erster Linie durch die völlige Absurdität zustande. Diese wird auch erreicht, weil in dem Film Sachen passieren, die man vorher so nicht gesehen hat und vermutlich auch heutzutage in dieser Form nie wieder sehen wird. Vielleicht auch gut so, denn immerhin sind die Effekte heute viel besser und ich bin mir nicht sicher, ob man Magen das überhaupt vertragen würde. Es ist in dieser Form schon grenzwertig, aber … offen gesprochen: Dieser Film ist und bleibt ein Kultfilm.

Wer mit Splatter nichts am Hut hat oder sich vor Blut ekelt: Macht einen großen, einen riesengroßen Bogen um diesen Film. Genau wie um die anderen Filme von Peter Jackson, die vor „The Frighteners“ gemacht wurden, also „Bad Taste“ und das Muppet-für-Erwachsene-mit-Blut-und-Erbrochenm-Irrsinnswerk „Meet The Feebles“. Auch wenn ich gestehen muss, dass ja bereits „Heavenly Creatures“ bereits eine deutliche Abkehr von dieser Art Splatter war und viel näher an zB „In meinem Himmel„.

Wenn damals jemand gedacht hätte, dass dieser Mann einmal in die Filmgeschichte eingehen wird mit „Der Herr der Ringe“ und ganz offen: Als ich damals gelesen habe, dass DIESER Peter Jackson die Herr-der-Ringe-Lizenz bekommen hat, konnte ich es fast nicht glauben. Aber wir wissen ja alle, was dann daraus wurde.

Ein ähnlicher Weg also, wie ihn James Gunn gemacht hat (Troma-Trashfilme, jetzt Chef vom DCEU).

Wie dem auch sei: „Braindead“ oder „Dead Alive“ ist einfach ein Kultfilm meiner Generation und ich denke, dass ihn so gut wie alle Filmfreunde gesehen haben. Und ich wette auch, mehr als nur einmal. Könnt ihr gern mal testen: Wenn ihr gerade über Filme sprecht, dann werft mal ein „Die Party ist vorbei!“ ein, während ihr so tut, als würdet ihr einen Rasenmäher starten. Ich wette 90% der Jungs werden wissend grinsen.

Bevor ich es vergesse: Ja, der Film hat tatsächich eine Handlung und ein ernstes Thema. Nämlich die toxische Beziehung von Lionel und seiner Mutter, die das Zentrum des Films darstellt und der tatsächliche Auslöser für all den Splatter und die Handlung kommt ja von der Besessenheit von Lionels Mutter. Und viele der witzigen Szenen später folgen, weil Lionel ja selbst immerzu mit dem Loslösen von der Mutter kämpft und irgendwie immer noch versucht ein „braver Junge“ zu sein. Was ja auch dazu führt, dass er zum Beispiel versucht, sich lösende Hautfetzen aus dem Gesicht der Mama wieder mit Superkleber ankleben möchte. Und Ja. Das ist eine der harmlosen Szenen.

„Braindead“ bekommt von mir (immer noch) 9 von 10 möglichen, die Grenzen des guten Geschmacks mehr als einmal überschreitende, aber funktionierende, Punkte.

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Marvel’s Guardians Of The Galaxy (Game-Review) http://darkagent.blogsit.net/2023/03/30/marvels-guardians-of-the-galaxy-game-review/ http://darkagent.blogsit.net/2023/03/30/marvels-guardians-of-the-galaxy-game-review/#respond Thu, 30 Mar 2023 05:36:30 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35317 Betrachten wir die Sache realistisch, dann haben Star-Lord und seine Crew aus Außenseitern tatsächlich ein Problem. Genau genommen sogar mehrere. Die Lösung scheint leicht, simpel und vielleicht ein klein wenig gefährlich. Man reist in die verbotene Zone, fängt dort ein … Weiterlesen

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Betrachten wir die Sache realistisch, dann haben Star-Lord und seine Crew aus Außenseitern tatsächlich ein Problem. Genau genommen sogar mehrere. Die Lösung scheint leicht, simpel und vielleicht ein klein wenig gefährlich. Man reist in die verbotene Zone, fängt dort ein Monster ein und verkauft es an Lady Hellbender, denn die sammelt seltene und gemeine Viecher. Was nicht nach Plan läuft: Irgendein komisches Wesen wird während ihrem Beutezug freigesetzt, aber hey – was kümmert das die Rasselbande. Man hat ja andere Sorgen.

Und die vervielfachen sich rasch. Zum einen wird die Truppe vom Nova-Corps aufgeschnappt, da sie sich eben in einer verbotenen Zone rumgetrieben haben. Zum anderen ist die Kommandantin des Schiffs eine ehemalig verflossene von Star-Lord, neben der er im letzten Krieg gegen die Chitauri gekämpft hat. Und sie hat eine Tochter, die in etwa so alt ist, wie … wie … oh. Nun, vielleicht ist er auch … Vater?

Aber diese Frage muss warten, denn ein weiterer Typ wurde in der verbotenen Zone aufgeschnappt und just als Star-Lord und Co abgeführt werden, geht aus unerklärlichen Gründen, dessen Raumschiff in die Luft und es wird heikel.

Zuerst sieht es so aus, als würde man mit einem blauen Auge davonkommen und „nur“ eine Strafe zahlen müssen, in einer Höhe, die … man sich niemals leisten kann. Als wär das nicht Problem genug, stellen die Guardians bald darauf fest, dass das „Ding“, welches sie in der verbotenen Zone freigesetzt haben, vielleicht doch nicht ganz so harmlos war, wie sie dachten, denn nach und nach greift ein Virus im Universum um sich, der alle befällt und sie zu Jüngern eines neuen Kults macht. Und dieser macht keine Gefangenen … oder besser: Doch. Macht er. Und zwar alle im Universum.

Wie bei so vielen anderen tauchten die „Guardians Of The Galaxy“ erst auf meinem (Bild)Schirm (im wortwörtlichen Sinn) auf, als die der erste Film von James Gunn in die Kinos kam und ich war begeistert, was das für schräge Figuren, Situationen und überhaupt was das für ein schräges Universum ist. Und ja, ich habe mich ein wenig in den Klug*******r Rocket und seinen besten Freund Groot verguckt (wer nicht?). Der Rest der Crew war da, war nett, aber das Zugpferd für mich waren diese beiden und ihre Dynamik miteinander.

Natürlich habe ich dann gehört, dass es ein Telltale-Spiel zu den Guardians gibt (nie gespielt) und auch das neue Solo-Adventure-Action-Game habe ich mitbekommen, aber irgendwie hat mich das lange nicht interessiert. Dann habe ich es unlängst in einem Sale gesehen und dachte mir, naja, so schlecht wird es schon nicht sein.

Und tja, was soll ich sagen? Nein, so schlecht ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Es ist eines witzigsten und trotzdem ernsten und emotionalsten Spiele, die ich seit langer Zeit gespielt habe. Das liegt zwar an mehreren Faktoren, aber in erster Linie daran, wie verdammt großartig die Figuren geschrieben sind und wie viel Platz man allen Charakteren einräumt.

Der Anfang in der verbotenen Zone war fast ein bisschen zu viel für mich. Ich war überrascht, wie viel die Truppe zu sagen hat. Eigentlich redet immer, und ich meine wirklich immmer, jemand. Mal über dies, mal über das. Dann kommentieren sie die Umgebung, dann sprechen sie über Dinge, die vor einiger Zeit passiert sind. Die meiste Zeit jedoch – gerade am Anfang – machen sie sich übereinander lustig. Speziell Rocket zieht oft und gerne über Star-Lord her. Oder Drax nennt Gamora nicht beim Namen, sondern nennt sie immer nur die „Verräterin“, weil er der Meinung ist, dass sie ihnen irgendwann in den Rücken fallen wird.

Und ich gebe zu, das war unerwartet und anfangs sogar ein bisschen zu viel des Guten und anstrengend. Die Story lässt sich auch Zeit, also ist der Einstieg ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Dass die Figuren (bis auf Rocket und Groot) ihren Film-Gegenstücken jetzt nicht wirklich ähnlich sehen hat mich tatsächlich nicht gestört. Ich finde die Optik im Spiel um Welten besser, wie ich gestehen muss. Und die Synchronsprecher:innen sind top! Die Stimmen passen perfekt zu den jeweiligen Charakteren und sie liefern eine grandiose Arbeit ab, wirklich. Das kann sich richtig gut hören lassen (im englischen Original).

Kurzer Sidestep zu einem nicht unwesentlichen Element: Gameplay. Das ist, wenn man es runterbricht, wirklich repetitiv. Man hat kleinere Scharmützel gegen mal kleinere, mehreren oder größere und weniger oder ganz große Feinde. Man steuert nur Star-Lord, kann aber die anderen Guardians Spezialattacken durchführen lassen und nach eine Weile funktioniert das recht gut. Jede Figur kann bis zu vier Spezialattacken freischalten und jede davon hat ihre Vor- und Nachteile. Dazu kommt, dasss Peters (Star-Lord) im Laufe der Zeit weitere Fähigkeiten lernt (Feuerschuß, Eisschuß, Stromschuss und quasi „Wind“), die für immer wieder mal kleinere Umgebungsrätsel genutzt werden. Auch die anderen Guardians darf man immer wieder mal für kurze Rästeleinlagen beschäftigen. So kann Rocket hacken und durch kleine Öffnungen kriechen, Drax hebt schwere Dinge wie nix und trägt sie woanders hin oder er haut Löcher in Wände, Gamora säbelt sich durch sperrige Kabel oder klettert mit ihrem Schwert an Oberflöchen hoch, wo sonst niemand hinkommt und Groot lässt Wurzel wachsen als Brücke oder teilweise als Lift.

Mehr isses nicht. Den Rest rennt ihr herum, führt Gespräche, entscheidet euch hier und da für etwas (in Dialogen oder im Tun) und erkundet die Umgebung und kämpft halt (und ja, der eine oder andere Bossfight zieht sich ein bisschen hin).

So weit, so Standard. Was dieses Spiel aber aus der Masse heraushebt, ist der Umgang der Drehbuchautoren bzw. Skriptschreiber mit den Figuren und die optische Umsetzung der Grafiker:innen. Hier ist nichts, ich wiederhole, nichts im Spiel, was nicht aus oder mit Liebe gemacht wurde. Da werden kurze Mini-Szenen optisch großartig mit vielen Details versehen, da gibt es Szenen, in denen man nur von A nach B geht, aber rundherum tobt das Leben oder man kann sich an Details nicht sattsehen. Kurz: Es ist atomsphärisch einfach ein Hammer. Von A bis Z. Das hört bis zum Ende nicht nicht auf.

Dazu kommt, dass es offensichtlich ist, dass es hier um ein Singleplayer-Storyspiel geht, denn alles ordnet sich der Story unter. Da gibt es ganze Abschnitte, die nur dazu dienen, einen Charakter näher kennenzulernen, damit der spätere emotionale Tusch auch richtig sitzt. Die Zeit nimmt man sich als Entwicklungsstudio nicht, wenn es einem egal ist. Und das merkt man auch, je länger man Zeit mit der Story verbringt, denn einerseits ist es unglaublich, wie rasch die Dinge dann, wenn sie erst einmal richtig schiefgehen, dann richtig schiefgehen und wie organisch sich das alles anfühlt. Man hat nicht das Gefühl, als würde man von Plot-Point zu Plot-Point hüpfen, sondern als würde man wirklich den Entscheidungen folgen, welche die Figuren treffen würden und sehen, was halt dann passiert.

Klar hat man schon eine Weile vor den Jungs (und dem Mädchen) eine Ahnung, was lost ist, aber das passt einfach zu den Figuren. In manchen Dialogen merkt man schon, dass die Jungs (und das Mädchen) auch wissen, was Sache ist, aber sie wollen es nicht wahrhaben, reißen Witze oder bringen völlig absurde Erklärungen für gerade gesehen oder erlebte Dinge vor, in der Hoffnung, einfach mit ihrer Vermutung falsch zu liegen. Und jeder Charakter macht eine Entwicklung durch. Dinge, die man anfangs lustig findet, wiegen später viel und kehren als zentrales Element zurück.

Ich will nicht spoilern, aber ich sage mal so: Wenn ihr mit einem Teammitglied so umgeht als wäre er oder sie kein Lebewesen bzw. seine/ihre Meinung nicht respektiert, dann werdet ihr das später merken. Und auch sofort merken, denn die Beschwerden kommren rasch und hören auch so bald nicht wieder auf. Aber später dann … dann ist es eine andere Ebene, als zB diese Figur vorschlägt, als Rettung genau das zu machen, was am Anfang eine Lawine an Problemen in der Beziehung zu ihr ausgelöst hat, worauf eine andere Figur (die hauptsächlich involviert war) meint, das könne und würde sie nicht machen, denn er/sie sein schließlich ein Wesen mit Herz und Hirn und überhaupt würde man seine Freunde so nicht behandeln. Da hatte ich Tränen in den Augen.

Generell hat jedes Mitglied der Guardians einen oder mehrere Auftritte im Rampenlicht, die einerseits cool sind und andererseits einfach wirklich emotional packen. Und ich meine alle Mitglieder (ja, sogar Groot).

Kurzfassung: Spielt dieses Spiel, wenn ihr euch nur irgendwie für Singleplayer-Story-Spiele begeistern könnt. Danke mir später.

„Guardians Of the Galaxy“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, mit unglaublich viel Liebe umgesetzte, Punkte.

PS: Ja, meine Bildauswahl ist suboptimal, da es hier viele Blautöne gibt. Tatsächlich ist das Spiel absolut farbenfroh und bunt.

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