P9 | Darkagent http://darkagent.blogsit.net We love being entertained! Sat, 22 Mar 2025 12:07:13 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.4.5 Stellar Blade (Game-Review) http://darkagent.blogsit.net/2025/03/22/stellar-blade-game-review/ http://darkagent.blogsit.net/2025/03/22/stellar-blade-game-review/#respond Sat, 22 Mar 2025 05:00:28 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=37445 Nachdem die Naytibas auf der Erde aufgetaucht sind, haben sich die Menschen zurückgezogen. Sie wurden beinahe vernichtet. Aber jetzt ist der Tag der Befreiung – denken sie. Eine ganze Armee an EVE-Airborne-Soldatinnen wird über Eidos-7 (früher bekannt als Erde) abgeworfen … Weiterlesen

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Nachdem die Naytibas auf der Erde aufgetaucht sind, haben sich die Menschen zurückgezogen. Sie wurden beinahe vernichtet. Aber jetzt ist der Tag der Befreiung – denken sie. Eine ganze Armee an EVE-Airborne-Soldatinnen wird über Eidos-7 (früher bekannt als Erde) abgeworfen und soll sich bis zum Elder-Naytiba durchkämpfen, denn irgendwo muss es das Nest geben – den Ursprung der Naytibas (entstellte, mutierte Monster).

Aber alles geht schief – am Ende steht EVE allein da und wird nur durch Zufall von Adam gerettet und die beiden machen einen Deal: Eve hilft ihm, Zugang zu geheimen Daten und einer Hyperzelle (eine unglaublich kraftvolle Energiequelle) zu bekommen, dafür hilft er ihr einen Alpha-Naytiba (die den Schlüssel zum Elder-Naybita enthalten) zu finden, denn sie will ihre Mission um jeden Preis erfüllen.

Während ihrer Reise treffen sie auch auf Lily, eine weitere Überlebende des Airborne-Squadrons, welchem auch Eve angehörte – umso besser, dass die Dame Mechanikerin ist.

Aber nach und nach tauchen Zweifel auf. Eve finden Botschaften von jenen, die vor ihr bereits diesen Versuch gestartet haben. Es scheint nicht alles so zu sein, wie ihr und ihren Kolleginnen erzählt wurde. Und als Adam ihr dann auch noch eröffnet, dass es eine Menschenstadt auf Eidos-7 gibt, da kann Eve kaum glauben, was sie hört und sieht. Aber auch in dieser Stadt – Xion genannt – scheint nicht alles, wie es scheint …

Fangen wir mit dem offensichtlichen an: „Stellar Blade“ vom Entwicklerstudio Shift Up sieht unverschämt gut aus. Und in Bewegung noch besser als im Standbild. Die Optik ist detailverliebt, läuft flüssig und ist vom Art-Design her einfach ein Traum. Jede neue Gegend – egal ob Wüste, Kanal, Stadt oder … andere Gegenden: Es sieht toll aus und ist vollgestopft mit unnötigem Krimskrams, der aber einfach eine Atmosphäre schafft, die man mit dem Messer schneiden kann. Hammer.

Nimmt man dann noch die Musik dazu, dann ist man ohnehin völlig platt, denn die ist richtig, richtig gut und wird selbst in Dauerschleife nicht langweilig – also alle Achtung. Immerhin ist das hier das erste(!) richtige Spiel von Shift-Up. Vorher haben sie ein Casual Game gemacht und das hier ist das erste … Triple-A? Double-A? Was auch immer-Game und ich kann es nur wiederholen: Hammer!

Wie bitte? Was? Ihr dachtet, ich will auf etwas anderes, offensichtliches hinaus? Was meint ihr denn?

Achso – ihr meint die Kontroverse, die von vornherein um das Spiel entstanden ist und mit dem Spiel an sich überhaupt nichts zu tun hat? *seufz* Na gut, dann gehe ich halt kurz da drauf ein. Fassen wir es kurz: Eve ist sexy. Und sie kann im Spiel über 40 Kostüme freischalten bzw. herstellen und sicher mehr als die Hälfte davon setzt ihre weiblichen Reize absolut „reizvoll“ in Szene. Ja. Wie schlimm (Vorsicht: Sarkasmus).

Dazu gab es vor der Veröffentlichung des Spiels Aussagen des Spieldirektors, der meinte, man würde sich der Hinterseite von Eve genauso widmen wie der Vorderseite, denn immerhin wurde der Vorderseite eine Brust-Physik spendiert, denn scheinbar ist es extrem wichtig, dass die weibliche Anatomie in einem Spiel wie diesem anatomisch und schwerkraftmäßig korrekt … wackelt. Na dann. Ist mir zwar schnuppe, aber wenn das für wen wichtig ist – soll sein. (Abgesehen davon, dass man Eve normalerweise eh nur in Zwischensequenzen von der Seite oder vorne sieht). Oh – deshalb die Aussage mit der Hinterseite? Ja, die ist auch prominent in Szene gesetzt, allerdings finde ich das jetzt nicht aufdringlicher als in Mass Effect (Hallo, Miranda! Hallo, Ashley!) oder „Nier: Automata“ (Hallo 2B! Hallo A2!) oder so gut wie jedem Tomb Raider und so weiter und so fort. Was mir allerdings aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass die Entwickler(:innen?) wohl bewusst war, dass man Eve die meiste Zeit über von hinten sieht und deshalb auch die Rückseite aller Kostüme(!) extrem detailliert (also Rücken und Co) designt und durchdacht hat. Soll heißen: Sieht richtig gut aus. Man sehe sich nur die Details am Ende der Overknee-Socks am Bild oben an oder die Cyberpunk-Elemente auf diversen Kleidungen – Hammer. Das ist mal detailverliebt (ich gehe davon aus, dass sich die Aussage also nicht auf Eve’s – virtuelles, digitales, zu 100% nicht reales – Hinterteil bezogen hat. In einem Spielemagazin habe ich folgenden Satz gelesen: „Da werden [beim Hinterteil und den Brüsten] Massen in Bewegung gesetzt“. Keine Ahnung, was solche Aussagen in einem Spieletest zu suchen haben. Seriöser Journalismus bitte, keine pubertierenden Nerds oder so …nur, damit wir das geklärt haben (*räusper*). Und vor allem: Was? Vielleicht bin ich blind und nochmals – ja, Eve ist sexy, aber … was? Kann ich nicht nachvollziehen und nein, sehe ich nicht. Hätte es die Kontroverse nicht gegeben, es wäre mir nicht mal aufgefallen, dass es sowas wie eine „Brust-Physik“ im Spiel gibt).

Allerdings sieht Eve in Bewegung grundsätzlich super aus (wie ohnehin das ganze Spiel) – die Kicks, die Schwerthiebe, das Parieren, eigentlich alles ist super animiert, funktioniert nach einiger Eingewöhnung auch wunderbar und rockt so richtig.

Was macht man also als Eve? Nun – rumlaufen, rumspringen, raufklettern, kämpfen. Und nebenbei eine Entdeckung nach der anderen machen, an deren Ende von Eves Welt kein Stein mehr auf dem anderen steht. Aber das war ja irgendwie zu erwarten.

Und das ist wohl auch der größte Fehler, den sich „Stellar Blade“ leistet: Die Story ist zu 100% vorhersehbar. Ja, es gibt am Weg die eine oder andere Abzweigung, die man vielleicht nicht kommen gesehen hat, aber in Summe ist alles von Anfang an völlig klar. Man weiß, was am Ende kommt, man ahnt die Wahrheit hinter den Naytibas und man weiß auch weit vor dem Ende und der großen Offenbarung wer dahinter steckt.

ABER – und das ist absichtlich in Großbuchstaben – der Weg ist das Ziel. Und der Weg fühlt sich einfach unglaublich gut an. Als ich den Point Of No Return erreicht hatte, dachte ich mir „Okay, … das Endgame kommt aber schon überraschend bald. Ist das Spiel so kurz?“ – und dann ging die Story noch richtig lange(!) weiter. Finde ich großartig. Man lässt sich Zeit eine Geschichte zu erzählen. Man inszeniert sie so, dass man alles ernst nimmt was passiert, man hat ein paar kleine Wendungen und man hat sogar einige Inhalte, die man verpassen kann (die aber toll sind!) und es gibt drei verschiedene Enden, wobei … hm, sagen wir 2,5.

Und die Orte die man besucht – wow. 1A. Ich habe jede Sekunde von Stellar Blade – nach den ersten zwei Stunden Gewöhnung ans Kampfsystem – genossen. Wirklich. Weil das Kampfsystem einfach so viel Spaß macht und es auch Fehler verzeiht. Weil der Skilltree stetig wächst und man den Fortschritt merkt. Weil das Monsterdesign cool und hässlich und gleichzeitig wunderschön ist. Weil die Musik ein Hammer ist, weil die Dialoge zwischen Adam und Lily und Eve einfach nett sind (ja, Kitsch und Pathos, aber bitte – wo nicht?).

Kleine Design-Entscheidungen, die spielerisch null Unterschied machen, aber trotzdem zeigen, wie durchdacht die Entwickler alles haben, heben die Atmosphäre nochmals höher – als Beispiel Eves Schwert, das sie in keine Scheide steckt oder sie sich auf den Rücken schnallt, so wie andere, sondern sie hängt es an ihr Haarband, welches ihren Zopf zusammenhält und das Schwert zerlegt sich so, dass es wie Haarschmuck aussieht. Fand ich super. Auch das viele Bewegungen und kleine Geste einfach anmiert sind. Finde ich toll. Da steckt viel Liebe und Bemühen drin.

… auch wenn viele dieser Dinge aus anderen Spielen bekannt sind, das muss man klar sagen.
Als Beispiele: Die Musik könnte 1:1 aus „Nier: Automata“ stammen (was ein dickes Lob ist – „Nier: Automata“ ist und bleibt wohl der einzige Game-OST, den ich mir importiert habe, weil er so gut ist). Die Animation, wie Eve Truhen öffnet könnte aus den ersten drei „God Of War„-Teilen stammen. Die Finishing-Moves und überhaupt generell viele ihrer Schwert-Moves sind quasi 1:1 „Bayonetta“ (auch hier gibt es schlimmere Vorbilder und ja, es sieht richtig stilisch und cool aus) und die Passagen, in denen man auf dem Schwert „Schlitten“ fährt kennt man auch von woanders.

ABER – erneut absolut bewusst in Großbuchstaben – „Stellar Blade“ ist mehr als die Summe seiner Teile und der Flow, in den man unweigerlich gerät, ist wirklich grandios. Nur noch diese Mission, nur noch da oben nach Dosen suchen, nur noch dieses Camp freischalten, nur noch diese Region erkunden, nur noch schnell Ressourcen sammeln, um ein neues Outfit freizuschalten … also – ja, der Spielfluss ist top.

Ich lese immer wieder mal wo, dass die Dialoge so schlimm sind und man sich fremdschämen muss, aber ich muss auch hier wieder einmal dagegen sprechen: Haben wir Shakespeare vor uns? Nein. Aber den will 2025 auch keiner mehr im Originalton hören. Haben wir Rosamunde Pichler? Nein, auch nicht. Tatsächlich gibt es viele Momente, die geprägt sind von den richtigen Worten im richtigen Tonfall und mit passender Musik unterlegt – auch wenn mich keine der Storywendungen … nein, eine, die mit Lily zu tun hat, die hat mich echt überrascht, aber sonst – keine der Storywendungen per se überrascht hat, sondern eher bestätigt in dem was ich eh schon wusste, so war ich dennoch berührt und die finale Entscheidung ist mir wirklich schwer gefallen. Und ich hatte – glaube ich – dann das beste (zumindest in meinen Augen) Ende. War gut. War richtig gut.

Was ist dann das größte Manko von „Stellar Blade“? Nun, ich würde sagen. Das größte Manko ist sein Vorbild: „Nier: Automata„. Es ist quasi unmöglich, wenn man „NieR: Automata“ kennt, während dem Spielen von „Stellar Blade“ nicht ständig an 2B und 9S und A2 zu denken. Weil es … nun, davon inspiriert ist, ist schwer untertrieben. Tatsächlich könnte man bei „Stellar Blade“ die Bösewichte und die Story austauschen und man hätte quasi ein „NieR“ mit besserer Grafik. Punkt. Auch wenn (sorry, das muss ich einfach anmerken) Eve in keiner Weise mit 2B (oder A2, wenn wir schon dabei sind) in punkto Sex-Appeal mithalten kann. Aber hey – Geschmäcker sind verschieden.

Jedenfalls fühlt sich das alles so dermaßen bekannt an – inklusive quasi aller(!) Story-Twists. Nur, dass halt „NieR“ noch ein paar mehr hat, als „Stellar Blade“. Und das die Macher große Fans sind ist ja nicht erst seit dem „Stellar Blade x NieR“-DLC bekannt, in welchem man durch Emil und dem Sammeln von Stellar Tears Kostüme und Frisuren von 2B und Co kaufen kann. Und – cooles Detail – wenn man dann das anzieht und herumläuft, dann läuft sogar die Musik(!) von „NieR“. So viel zu Fan-Service und Fan-Sein. Ich fand das ganz großes Kino – und das lässt hoffen, wie ein neues „NieR“ optisch aussehen könnte. Ich kriege schon schwache Knie, wenn ich nur daran denke. Tatsächlich kommt „Stellar Blade“ dem Gefühl von „NieR“ so nahe, dass es fast ein Sequel sein könnte. Und wenn das mal kein Lob ist, dann weiß ich auch nicht (erneut: Mit Abstrichen – ich glaube nicht, dass man „NieR: Automata“ toppen kann).

Jedenfalls: An der Ambition ein neues „NieR“ zu sein scheitert „Stellar Blade“. Zu wenig Abwechslung, zu wenig Überraschung, zu wenig packende Emotion, zu wenig Änderungen im Gameplay, zu wenig Risiko in der Story und dem, was man sich machen traut. Während „NieR: Automata“ kein Spiel ist, sondern eine emotionale Erfahrung, die man macht, bleibt „Stellar Blade“ „nur“ ein Spiel. Ein richtig, richtig gutes, cooles, feines, atomsphärisch dichtes, spannendes, kultiges Spiel bei dem ich absolut auf einen Nachfolger hoffe und das wohl beste Action-Spiel seit „Bayonetta“ (auf der PS3), das ich seit langem gespielt habe.

Oder – um die Kontroverse lächelnd zu ignorieren – mit anderen Worten: Sexy, berührend UND großartiges Gameplay mit toller Atmosphäre? Ja. Danke. Bitte mehr davon.

„Staller Blade“ bekommt 9 von 10 möglichen, seine Ambitionen fast erreichende, Punkte.

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Bram Stoker’s Dracula (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2025/02/08/bram-stokerss-dracula-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2025/02/08/bram-stokerss-dracula-filmkritik/#respond Sat, 08 Feb 2025 05:00:16 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=37354 Jonathan Harker (Keanu Reeves) reist nach Transilvanien, um dort einen gewissen Grafen Dracula (Gary Oldman) zu treffen, denn der will Immobilien in London kaufen. Seine Frau Mina (Winona Ryder) möchte nicht, dass er fährt, aber Johnathan hat keine große Wahl. … Weiterlesen

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Jonathan Harker (Keanu Reeves) reist nach Transilvanien, um dort einen gewissen Grafen Dracula (Gary Oldman) zu treffen, denn der will Immobilien in London kaufen. Seine Frau Mina (Winona Ryder) möchte nicht, dass er fährt, aber Johnathan hat keine große Wahl. Rasch stellt sich jedoch heraus, dass am Schloss des Grafen nicht alles mit rechten Dingen zugeht und schon bald laben sich weibliche Vampire an Jonathans Blut während Dracula selbst auf dem Weg nach London ist, denn Jonathans Frau Mina sieht der großen Liebe von Dracula zum Verwechseln ähnlich und deshalb denkt dieser, sie wäre wiedergeboren worden.

Und schon bald gibt es die ersten seltsamen Vorfälle in London rund um Mina Harker und ihre Freunde. Ein etwas seltsamer Professor wird zur Hilfe gerufen und versucht die Sache zu lösen. Er hört auf den Namen Van Helsing (Anthony Hopkins) und er will auf jeden Fall die Plage beenden, die London hier heimsucht.

Währendessen versucht Johnathan zu entkommen und Hause zu fliegen, um Mina zu retten, die sich dem Einfluss und der Anziehung von Dracula nur sehr schwer entziehen kann …

Machen wir uns nichts vor und reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Francis Ford Coppolas 1992 erschienene Verfilmung von Bram Stokers Roman ist DIE Dracula-Verfilmung schlechthin. Punktum. Da gibt es in meinen Augen keine Kompromisse. Ich habe in meiner Zeit ziemlich viele Vampirfilme gesehen, kenne auch die Dracula-Filme mit Lugosi (ja, ich hatte eine „Klassiker-Angucken-Phase“) und dennoch bin ich der Meinung, dass dieser Interpretation hier kein anderer Film das Wasser reichen kann (Nur zur Info: Dracula(!)-Verfilmungen. Ich spreche hier nicht von Nosferatu!).

Und das liegt an einer Mischung an Dingen. Das wohl sofort ins Auge stechende ist die opulente Optik. Der Film ist ein Fest für die Augen. Angefangen von den Kulissen, den Kostümen, den Effekten – der Film sieht auch heute noch unglaublich großartig aus. Und das zweite ist die Star-Power im Film. Gary Oldman als Dracula? Perfekt besetzt. Winona Ryder als Mina? Exzellentes Casting. Keanu Reeves als Jonathan? Glaubwürdigster hilfloser Naiviling ever. Und natürlich das Sahnhäubchen: Anthony Hopkins als Van Helsing. Punktgenaues Casting.

Aber allein das Dabeisein des hochwertigen Cast macht ja noch keinen guten Film – deshalb ist es ja umso schöner, dass alle in super Spiellaune und mit vollem Elan dabei sind. Da gibt es keinen Ausfall. Auch die Nebenrollen sind hochwertig besetzt: Richard E. Grant („Withnail & I“), Tom Waits („Coffee And Cigarettes“ und natürlich Musiker), Monica Bellucci („Irreversible“), Sadie Frost („An Ideal Husband“) und Cary Elwes („The Princess Bride“ – ansehen!).

Und auch wenn sich Drehbuchautor James V. Hart (unter anderem „Hook“ oder „Der Klang des Herzens“) ein paar Freiheiten nimmt bei der Geschichte und Hintergründen bzw. ein wenig mehr Sexualität in die Sache bringt (und ewige Liebe als Leitmotiv) als vielleicht viele im Buch gelesen haben, dann mag das die Hardcore-Fans von Stokers Roman vielleicht erzürnen („Mina war unsterblich in Johnathan verliebt! Niemals hätte sie sich in Dracula verliebt!“ – so die Aussagen), so kann man als geneigte Seher:innen durchaus unterscheiden zwischen Original und Interpretation und das hier – nun, das funktioniert einfach.

Gary Oldman kann sexy und Monster sein – ab und zu sogar gleichzeitig. Winona Ryder kann unschuldig und anrüchig zugleich sein und Keanu Reeves, nun, der ist Keanu Reeves – aber das reicht ja im Regelfall. Und das meine ich positiv („A Scanner Darkly“ irgendwer?). Und Anthony Hopkins … also wenn der keine Dämonen austreiben kann und keine Autorität ausstrahlt, dann weiß ich auch nicht, wer das kann. Vielleicht Willem Dafoe (kann man man ja im aktuellen Nosferatu-Remake nachgucken), aber sonst?

Wie dem auch sei – das hier ist eine opulente, bildgewaltige Orgie, die auch mit den Horrorelementen nicht spart und auch wenn es in eine Liebesgeschichte umgedeutet wird, so ist es für mich – ja, ich kenne und liebe das Buch – eine fast perfekte Übersetzung ins filmische Medium. Endlich hat jemand diesem Buch Ehre erwiesen und es mit dem Effekt umgesetzt, den ich beim Lesen hatte. Ich saß hin und wieder mit offenem Mund da, weil die Geschichte (wer es nicht weiß) im Buch ja nicht als Roman erzählt wird, sondern durch Schriftstücke, wie Tagebucheinträge, Briefe und Zeitungsartikel … ich saß mehrmals mit offenen Mund da und dachte mir: Wow – SO darf man einen Roman schreiben? Und der liest sich SO spannend und gut?

Beim Film ging es mir ähnlich: SO großartig kann das aussehen. SO kann man das in Szene setzen? SO kann die Geschichte … rocken? (ich finde kein besseres Wort). Natürlich mit der einen oder anderen Verbeugung vor F. W. Murnaus „Nosferatu“ (ich sage nur: Schatten an den Wänden). Und unvergesslich ist und bleibt natürlich Gary Oldmans Kommentar zum Wolfsgeheul: „Listen to them: The children of the night. What sweet music they make.“

Oder Anthony Hopkins absolut trockene und grandiose Antwort auf Minas Frage, wie ihre Freundin Lucy (Vorsicht, kleiner Spoiler!) gestorben ist und ob sie große Schmerzen erleiden musste: „Yeah, she was in great pain! Then we cut off her head, and drove a stake through her heart, and burned it, and then she found peace.“

Also generell muss ich nochmals anmerken, was für eine absolut kultige, trockene, bodenständige No-Nonsens-Figur Van Helsing hier ist.

Man merkt: Ich bin Fan. Mittlerweile aller Beteiligten (ich finde, die haben alle bewiesen, dass ihre großartigen Performances keine Ein-Tages-Sache war). Und vom Ausgangsmaterial ohnehin.

Einziges Manko: Das Ende. Irgendwie ist das alles trotz Dramatik viel zu schnell vorbei. Aber man soll ja aufhören, wenn es am Schönsten ist.

„Bram Stoker’s Dracula“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, für mich die beste Dracula-Interpretation abliefernde, Punkte.

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Nosferatu (1922 Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2025/01/30/nosferatu-1922-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2025/01/30/nosferatu-1922-filmkritik/#respond Thu, 30 Jan 2025 05:00:44 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=37294 Graf Orlok (Max Schreck) will ein Haus in London kaufen. Und Hutter (Gustav von Wangenheim) würde ihm ein altes, verfallenes Gebäude – gegenüber seines Hauses – andrehen. Womit Hutter nicht rechnet als er Orlok in dessen Schloss besucht ist, dass … Weiterlesen

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Graf Orlok (Max Schreck) will ein Haus in London kaufen. Und Hutter (Gustav von Wangenheim) würde ihm ein altes, verfallenes Gebäude – gegenüber seines Hauses – andrehen. Womit Hutter nicht rechnet als er Orlok in dessen Schloss besucht ist, dass dieser sehr großen Gefallen an seiner Frau Ellen (Greta Schröder) findet – und das Haus auch kauft.

Außerdem stellt sich heraus, dass Orlok ein Vampir ist und sich an Hutters Lebenssaft gütlich tut. Und dann macht er sich auf den Weg nach London. Mitsamt Sarg und allem drum und dran.

Und Hutter? Er muss irgendwie entkommen, um seine Frau zu retten …

Es dürfte wohl überall bekannt sein, dass F.W. Murnau eigentlich Bram Stokers Dracula verfilmen wollte, aber die Rechte nicht bekam. Also hat er einfach die Figuren umbenannt und das Ende abgewandelt und eine Figur gestrichen. So einfach ging das damals. Ja, es gab Klagen – gerichtlich meine ich – aber da war „Nosferatu“ bereits Kult geworden. Und es hat gedauert bis sich Francis Ford Coppola Bram Stokers Buch angenommen hat und eine Version der Geschichte gedreht hat, die besser ist als dieser Film hier, auch wenn das Rennen knapp ausgeht.

Ob ich das ernst meine, dass ein Film aus 1922 sogut sein kann als ein Film aus dem Jahr 1992? Nun … ich sage mal so: Ich bin mir sicher, dass man von „Nosferatu“ noch im Jahr 2052 sprechen wird. Ob man sich an „Bram Stokers Dracula“ erinnert weiß ich nicht. Das liegt jetzt natürlich nicht zwingend an der Qualität oder deren Mangel des Films, sondern im geschichtlichen Kontext.

Aber auch ohne das Drumherum – ich bin tatsächlich erstaunt, dass „Nosferatu“ aus 1922 auch bei einer Wiedersichtung (ich habe ihn vor Jahren mal in meiner „Klassiker der Filmgeschichte gucken“-Phase gesehen, da hab ich auch „M“ gesehen oder „Metropolis“) wirklich richtig gut ist. Die Machart ist halt technisch völlig anders als heutzutage.

Der Kameraausschnitt ist im Grunde ein Kreis in der Mitte des Bildes, was bedeutet, dass es eigentlich immer nur eine Sache gibt, die im Mittelpunkt steht. Es gibt keine „Details im Hintergrund“ oder optische Nebenschauplätze gibt – es gibt nur einen Fokus und der ist im Mittelpunkt und am besten beleuchtet. Das führt dazu, dass der Film richtig entspannt anzusehen ist und man nie gestresst ist. Es gibt außerdem keinen Dialog der gesprochen wird – es gibt Texteinblendungen (die teilweise ein wenig zu lange stehen bleiben), was dazu führt, dass jedwede Emotion in den Gesichtern der Personen abgelesen werden muss und das führt zu genialem Overacting und richtig cooler Mimik und Gestik.

Was mir auch aufgefallen ist, wie extrem großartig der Schnitt damals schon war – ich meine Dialoge, Reaction-Shots, Zwischenschnitte, Schuss und Gegenschuss … ich meine, wir reden hier vo 1922(!). Hammer.

Und natürlich – die ikonischen Bilder, die F. W. Murnau auf die Leinwand gezaubert hat. Wer Graf Orlok gesehen hat vergisst ihn nicht wieder. Wer den Schatten über die Treppe raufhuschen sieht (und ihr alle(!) wisst, welches Bild ich meine, oder?), dann sind das großartige Bilder. Oder wenn Orlok ihr Herz stiehlt – Schattenhände, die sich über den Brustkorb schieben, dann eine Faust ballen genau über dem Herz und Ellen, die schmwerzvoll zusammenzuckt. Das sind Bilder – die brauchen keine Erklärung. Die versteht man. Die sind universal. Hammer!

Also entgegen aller Erwartungen hält sich „Nosferatu 1922“ auch heute noch ziemlich gut – wenn man ein wenig neugierig auf Filmgeschichte ist und einen Stummfilm (rein von Orchestermusik begleitet) aushält. Ich kann nur wiederholen: Der Film ist zwar lang und langsam erzählt und es dauert mal ca. 2/3 des Films bis Orlok bei Ellen ist und das Ende geht dann … Sonne – Zack – Aus. Also wirklich rasch und eigentlich ziemlich spannungsarm. Aber er hat immer noch eine morbide Faszination und so viele ikonische Bilder auf einem Haufen in einem Film … das ist schon ein Hammer.

„Nosferatu 1922“ bekommt auch heute von mir noch 9 von 10 möglichen, Filmgeschichte langsame, aber perfekt eingefangene, Punkte.

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Return To Monkey Island (Game-Review) http://darkagent.blogsit.net/2025/01/02/return-to-monkey-island-game-review/ http://darkagent.blogsit.net/2025/01/02/return-to-monkey-island-game-review/#respond Thu, 02 Jan 2025 05:00:47 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=37245 Lange sind sie her, die Glanzzeiten von Guybrush Threepwood – einst bekannter Pirat, gefürchtet (oder so) auf allen sieben Meeren und Bändiger des untoten Geisterpiraten oder Zombiepiraten oder … was auch immer-Piraten LeChuck. Aber da gibt es noch Fragen, die … Weiterlesen

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Lange sind sie her, die Glanzzeiten von Guybrush Threepwood – einst bekannter Pirat, gefürchtet (oder so) auf allen sieben Meeren und Bändiger des untoten Geisterpiraten oder Zombiepiraten oder … was auch immer-Piraten LeChuck.

Aber da gibt es noch Fragen, die offen sind und die lassen Guybrush keine Ruhe. Die Frage, deren Antwort er beschließt auf alle Fälle finden zu müssen: Was ist es, das wahre Geheimnis von Monkey Island?

Und die Geschichte beginnt – auf Melee Island …

Wer wissen will, was Monkey Island für mich ist, der oder die sollte die Kritiken zu „The Secret Of Monkey Island„, „Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge“ und „The Curse Of Monkey Island“ lesen.

Ich konnte es kaum glauben, als nach all den Jahren ein Nachfolger (nach dem eher missglückten vierten Teil „Escape From Monkey Island“ und dem doch gelungenen „Tales From Monkey Island“) erschienen ist. Und dann sind auch noch Ron Gilbert un Dave Grossman und Dominic Armato mit dabei …? Oh – Freude!

Um für die nicht so eingeweihten zu erklären, was das für Fans bedeutet hat: Stellt euch vor, dass George Lucas das Ruder von Star Wars wieder übernommen hat und gemeinsam mit Mark Hamill und Harrison Ford einen neuen Film dreht, der von John Williams mit Musik unterlegt wird. Ungefähr so wäre das. Also: Ein Traum.

Ein wenig für Verwirrung hat der Grafikstil von Grafikünstler Rex Crowle gesorgt und ich gestehe, dass mir die Standbilder auch nicht richtig gut gefallen haben. Die Pixelgrafik aus Teil 2 (oder dem Remake) oder die Cartoon-Optik aus Teil 3 – hm, das wäre schon was gewesen, aber Ron Gilbert meinte mal in einem Interview, man solle nicht urteilen bevor man das Ding nicht in Bewegung gesehen habe und ob die Fans wirklich denken, er würde Monkey Island(!) in den Sand setzen wollen?

Eben.

Und so war es dann auch für mich – es hat keine fünf Minuten gedauert und ich hatte mich an die Optik gewöhnt – was vor allem daran liegt, dass das Spiel in Bewegung wirklich cool aussieht und natürlich kombiniert mit der Musik und den grenzgenialen Sprecher:innen quasi alles richtig macht.

Was ist jetzt „Return“ geworden? Nun, ein Point & Click-Adventure der alten Schule, welches storymäßig gleichzeitig ein wundervoller Abschluss, ein gelungener Neuanfang und ein gelungenes Mittelstück darstellt.

Aber man ist auch modern inklusive Hot-Spot-Anzeige, eingebauter und tatsächlich hilfreicher mehrstufiger Lösungshilfen, damit auch niemand überfordert ist. Es gibt auch Sammelkram, der zwar nichts bringt außer Kenner:innen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, aber das gehört halt auch dazu. Abgesehen davon ist alles wirklich wundervoll und mit Liebe gemacht. Der Sammelkram kommt übrigens in Album und Guybrush kommentiert natürlich alles – wunderbar. Bringt es was für’s Spiel? Nein. Aber die wunderschöne Nostalgie schlägt da halbwegs zu.

Apropos mit Liebe gemacht: Die ganze Story strotzt vor Liebe und wer unbedingt mehr Monkey Island bekommen möchte als er oder sie ertragen kann, der oder die sollte beim Start des Spiels die „chatty“ Variante wählen. Ja, Ron Gilbert und Co haben zwei Spielvarianten eingebaut – nicht im Sinne von „leicht“ und „hart“ wie im zweiten Teil, sondern „gesprächig“ oder „Standard“.

Im „gesprächig“-Modus werdet ihr gewarnt, dass die Autor:innen sich bei den Dialogen ausgetobt haben und es sein könnte, dass sie ein wenig über das Ziel hinausgeschossen sind und … ja, das sind sie. Sogar ich als Fan, der quasi nach jedem Funken neuen Inhalts von „Monkey Island“ gebettelt habe, musste nach einigen Stunden zugeben, dass es vielleicht zu denken geben sollte, wenn sogar die Autoren des Spiels der Meinung sind, dass es ein wenig „zu geschwätzig“ geraten ist.

Um die bestmögliche (nicht längste) Spielferfahrung zu haben, sollte man also auf die Macher:innen hören und die „Standard“-Version wählen.

Unabhängig davon: Die Wortwitze sitzen nach wie vor (in der englischen Version), die Synchronsprecher – allen voran Originalsprecher Armato – sind richtig, richtig gut und die Pointen haben mich mehrmals zum laut auflachen gebracht. Es gibt mehrere Akte und ja, man kann sagen, dass die Story eventuell an manchen Stellen ein wenig gestreckt wurde, aber in diesem Fall finde ich das nicht so schlimm, weil es dazu führt, dass man mehr alte Bekannte wieder trifft. Und das ist bei Monkey Island immer gut.

Für mich persönlich war „Return To Monkey Island“ ein wunderschöner Trip zurück in eine andere, leichtere und lustigere Zeit, brachte aber auch eine etwas bittere Erkenntnis mit sich: Mit Mitte 40 nach dem Kinder ins Bett bringen und einem Tag Arbeit ist mein Hirn nicht mehr geschaffen für Point & Click-Adventures. Vielleicht wenn die Kinder älter sind und mitspielen können. Ja, ich habe vermehrt zur integrierten Lösungshilfe gegriffen, einfach weil ich meistens spät in der Nacht spiele und wirklich wirklich früh wieder aufstehen muss und ich einfach gemerkt habe: Shooter? Rollenspiele? Action-Adventures? Geht alles. Point & Click-Adventures: Sorry, die Zeiten sind vorbei (und kommen hoffentlich wieder).

„Return“ wird wohl für eine Weile mein letztes PnC-Adventure bleiben. Aber wenn schon durchbeißen und das Hirn zermatern, trotz Müdigkeit, dann für „Monkey Island“ und Guybrush Threepwood. Achja, Guybrush, … was ist mit dem überhaupt? Ganz ehrlich: Es gibt mächtigere, charismatischere, heldenhaftere und vielleicht sogar selbstlosere Helden als ihn. Aber es wird nie (noh dazu ist er jetzt auch noch Papa) einen Besseren für mich geben.

„Return To Monkey Island“ bekommt 9 von 10 möglichen, eine gebührliche Rückkehr zustande bringende, Punkte.

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Oldies but Goldies: Reservoir Dogs (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2024/12/12/oldies-but-goldies-reservoir-dogs-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2024/12/12/oldies-but-goldies-reservoir-dogs-filmkritik/#respond Thu, 12 Dec 2024 05:00:10 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=37144 Es hätte ein einfacher Job werden sollen für die bunt zusammengewürfelte Truppe an Verbrechern, die sich alle nicht wirklich kennen und nur mit Codenamen anreden. Aber dann geht alles schief. Tote, Verletzte und eine Flucht, die beim vereinbarten Treffpunkt endet. … Weiterlesen

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Es hätte ein einfacher Job werden sollen für die bunt zusammengewürfelte Truppe an Verbrechern, die sich alle nicht wirklich kennen und nur mit Codenamen anreden. Aber dann geht alles schief. Tote, Verletzte und eine Flucht, die beim vereinbarten Treffpunkt endet. Aber was ist eigentlich schief gelaufen? Wie KONNTE das Ding überhaupt schiefgehen?

Der Verdacht liegt nahe, dass ein Polizeispitzel unter ihnen ist und den Plan vorab verraten hat. Anders kann es nicht gewesen sein. Das führt dazu, dass die nach und nach eintreffenden Überlebenden sich mehr als nur misstrauisch beäugen und wie es nicht anders sein kann: Gewalt bricht aus …

Es ist fast eine Schande, dass wir die neueren Filme von Quentin Tarantino hier am Blog haben, aber den Film mit alles anfang – nein, nicht „Pulp Fiction“ – noch nicht. Das sei deshalb hier nachgeholt. Vorhang auf für „Reservoir Dogs“. Im Grund ist es ja wie bei Christopher Nolan – die wenigsten kennen sein Erstwerk „Following“, obwohl das schon in seiner Struktur zeigt, dass der gute Mann was auf dem Kasten hat.

Hier auch bei Tarantino: Alle Merkmale und Kennzeichen von Tarantino sind bereits in seinem ersten Film von 1992 vorhanden und fügen sich bereits hier richtig gut zusammen. Der Clou ist natürlich gleich mal, dass wir den Überfall überhaupt nicht sehen. Der tut auch nichts zur Sache, denn es geht hier um was anderes – nämlich um die Spannungen in der Gruppe.

Der Film beginnt mit einer legendären Szene, in welcher die gesamte Truppe in einem Café beisammen sitzt und diskutiert. Nicht zwingend über den „Bruch“, aber generell. Und bereits hier erkennt man, von wem das Drehbuch ist. Der eine erklärt seinem Nachbarn, dass Madonnas „Like A Virgin“-Lied kein Liebeslied ist, sondern von einer Frau handelt, die so viel Sex hat, dass sie nichts mehr spürt und dann trifft sie einen Typen mit einem Megapenis und auf einmal hat sie wieder Spaß an der Sache. Nebenbei sitzt Mr. Pink, der sich beschwert, wer ihm denn diesen doofen Decknamen gegeben hat – warum ausgerechnet Pink? Es hätte doch so viele andere Farben gegeben. Und so weiter und so fort.

Da sitzt eine Gruppe an Profis zusammen und disktuiert über viele (abstruse) Dinge und man lernt sie kennen, wie sie ticken, wie sie sind, was sie bewegt und warum sie hier sind. Zum Teil zumindest. Und dann ist der Spaß vorbei – auf geht’s zur Arbeit. Dann ein harter Schnitt und wir befinden uns in einem Fluchtauto. Vorne sitzen zwei, auf der Rückbank liegt einer mit Bauchschuss der am Verbluten ist und Panik bei allen handelnden Personen. Und ab hier lässt das Tempo nicht mehr nach.

Die Dialoge sind großartig und pendeln zwischen absurd lustig und beinhart kalt hin und her. Die Aktionen, die von manchen gesetzt werden (ich sag nur: Ohr) sind brutal und auch an Blut wird nicht gespart. Die Dynamiken zwischen den Protagonisten wechseln herrlich hin und her und auch wenn es in letzter Konsequenz klare Hauptdarsteller gibt – Harvey Keitel – so ist es dennoch so, dass so ziemlich alle ihre Zeit im Rampenlicht haben. Von jenen, die beim Überfall sterben halt mal abgesehen.

Und es wird nie langweilig. Wir haben es hier zwar – wenn man es auf das Wesentliche runterbricht – mit einem Haufen Männer zu tun, die sich gegenseitig aushorchen und ausspionieren wollen um den Spitzel (so es einen gibt) zu finden, aber das hat Tempo und die Spannungen reißen tatsächlich mit.

Es ist schon eine große Leistung als ersten Film gleich mal einen Ensemble-Film zu drehen und die Tatsache, dass sich auch solche Kaliber (nicht vergessen, wir reden von 1992!) im Film wiederfinden wie eben Harvey Keitel (immer gut), Tim Roth (meistens gut), Michael Madsen (war mal gut), Steve Buscemi (immer ein Hammer) und Chris Penn (war auch immer gut, leider 2006 verstorben).

Es spricht meiner Ansicht nach auch für Tarantino, dass er mit vielen dieser Leute mehrmals zusammengearbeitet hat. Ich finde sowas immer sehr positiv, weil das im Regelfall heißt, dass die Atmospähre am Set scheinbar eine gute Atmosphäre war und ich persönlich hasse es, wenn ich nach Filmen lese, dass sich Schauspieler:innen nach dem Dreh zB über das Verhalten der Regie oder ähnliches beschweren (zB Jim Carrey bei „Kick-Ass 2„).

Dass manche von ihnen leider ziemlich abgestürzt sind (Michael Madsen, ich sehe dich an) ist schade, aber dennoch – hier sind alle in perfekter Spiellaune und ich kann nicht umhin zu sagen: Für ein Erstlingswerk so etwas abzuliefern – das muss Tarantino erst einmal jemand nachmachen. Egal was man von ihm oder den Filmen danach halten mag. Das hier ist ein kleines, feines, gemeines Meisterwerk.

Und für alle, die sich fragen, was mit der Musik ist, weil das Tarantino ja im Regelfall auch richtig gut kombiniert, lasst euch sagen: Ihr werdet „Stuck In The Middle With You“ nie wieder hören können ohne bestimmte Bilder im Kopf zu haben. Ja, auch das hatte er damals schon drauf.

„Reservoir Dogs“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, quasi alles richtig machende, Punkte.

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Joker: Folie á deux (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2024/12/07/joker-folie-a-deux-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2024/12/07/joker-folie-a-deux-filmkritik/#respond Sat, 07 Dec 2024 05:00:52 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=37164 Nachdem Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) sechs Menschen ermordet und einen Aufstand in der Stadt ausgelöst hat, ist er nun in Arkham in einer Anstalt. Seine fünfzehn Minuten Ruhm sind vorbei. Die Tage vergehen einer wie der andere und er hat … Weiterlesen

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Nachdem Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) sechs Menschen ermordet und einen Aufstand in der Stadt ausgelöst hat, ist er nun in Arkham in einer Anstalt. Seine fünfzehn Minuten Ruhm sind vorbei. Die Tage vergehen einer wie der andere und er hat sich mit seinen Wachen arrangiert. Man mag sich vielleicht nicht, aber man ist nett zueinander, auch wenn man sich hin und wieder gegenseitig neckt.

Das ändert sich als Lee Quinzel (Lady Gaga) auftaucht und Arthur beichtet, dass sie in liebt, seit ihn das erste Mal im TV gesehen hat. Nein, stopp – sie liebt Joker, seit sie ihn das erste Mal im TV gesehen hat. Und Arthur ist doch Joker, oder?

Durch Lee inspiriert beginnt Arthur sich gegen seine Lethargie aufzubäumen. Gegen den Willen seiner Anwältin, die ihre Verteidigung so auslegt, dass Arthur eigentlich eine gespaltene Persönlichkeit hat und gar nicht der Joker ist, nimmt er wieder immer mehr die Verhaltensmuster von Joker an. Und nicht nur Lee gefällt das. Vor dem Gericht steht eine Menschenmenge – und nicht nur eine Person darin trägt Jokers Schminke im Gesicht …

Respekt. Respekt vor Todd Philipps und Scott Silver, die auch beide das Drehbuch zum ersten „Joker“ geschrieben haben. Sie gehen keine Kompromisse ein, sondern ziehen gnadenlos ihr Ding durch. Und dieses Ding hat es in sich, verlangt aber auch viel von seinen Seher:innen. Zum Beispiel die eigene Erwartungshaltung zu ignorieren. Und vermutlich sollte man auch die Marketing-Abteilung verklagen, denn alle Trailer und Vorschauen führen euch völlig in die Irre. Und damit meine ich nicht den Musical-Teil des Films, denn von dem weiß man im Regelfall ja schon bevor man den Film sieht (auch wenn der Anteil weit weniger war als ich dachte).

Ich gehe mal davon aus, dass Philipps und Silver bereits vor dem Dreh wussten, dass der Film krachend am Box-Office scheitern wird. Das liegt in der Natur der Sache und passt für mich auch perfekt zum Film und seiner Geschichte, denn – seht ihr: Alle dachten, es würde um den Joker gehen. Alle meinte, wir würden im zweiten Teil endlich den Wahnsinn des Jokers sehen in voller Joaquin Phoenix-Eleganz. Aber Nein. Nicht hier. Das ist eine andere Geschichte. Eine, die den Weg des ersten Teils konsequent weiterdenkt.

Der erste Teil erzählt von einem Menschen, dem so viel Schlimmes passiert und der für die Welt völlig irrelevant ist, dass er irgendwann durchdreht und in einer Art Rausch und Wahn sechs Menschen ermordet. In einer gesellschaftlich geplagten Zeit wird er zum Helden hochstilisiert – zum Joker. Damit endet der Film.

Wie lange kann so ein Hoch, so ein Rausch anhalten, wenn einem gezeigt wird, dass die Welt sich immer noch nicht um einen schert? Nicht lange. Deshalb ist Arthur Fleck in „Folie á Deux“ auch wieder Arthur Fleck. Die Wut ist weg. Der Hass ist weg. Das Aufbegehren war genau das: Ein Aufbegehren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, der ihn zu einer Ikone machte. Für etwas, was er getan hat, nicht für das, wer er ist. Tatsächlich hat noch immer niemand Arthur Fleck gesehen. Tatsächlich ist er immer noch ein armes Würstchen. Ein trauriges, bemitleidenswertes, hilfsbedürftiges Würstchen, aber dennoch ein Kasper. Eine traurige, tragische Gestalt.

Das ändert sich erst, als er Lee kennenlernt. Und Lee liebt den Joker. Sie liebt seinen Nihilismus. Sie liebt seinen Hass auf die Welt. Sie liebt, das, was sie im Fernsehen gesehen hat. Und Arthur Fleck wird zum ersten Mal in seinem Leben gesehen. Und scheinbar sogar geliebt. Je länger er mit Lee zusammen ist, desto mehr wird er wieder zum Joker. Nicht weil er es fühlt, sondern weil sie ihn nur so sieht. Und Lee macht alles, um Arthur in diese Richtung zu drängen.

GROSSER SPOILER: Aber Arthur hat keine Wut mehr. Er hat keinen Hass mehr. Er hat Liebe. Liebe für Lee. Und wenn es dann drauf ankommt, dann kann er die Show – den Joker spielen – nicht länger am Leben halten. Er knickt ein und bekennt sich offen dazu, nur Arthur zu sein. Arthur Fleck, der aus Frust und Wut sechs Menschen getötet hat. Eben diese tragische, traurige Gestalt. Leider vergisst er dabei, dass Lee die Figur des Joker liebt – Arthur ist ihr völlig egal.

Und das gilt für alle anderen ebenfalls. Nochmals GROSSER SPOILER: Als ein paar Typen als Joker verkleidet ein Loch in den Gerichtssaal sprengen, da wollen sie den Joker befreien, aber sie treffen nur auf Arthur. Und der flieht vor ihnen. Weil er nicht der ist, für den sie ihn halten. Und das Ende des Films hämmert die Message mit dem Dampfhammer rein: Wenn du der Welt nicht bietest, wofür die Welt dich hält, dann rächt sich diese Welt für den scheinbaren Verrat. Wenn alle Arthur für den Joker halten, weil sein einziger „schlechter Tag“ so hochstilisiert und als Akt der Rebellion gefeiert wurde, man ihn zu einer Ikone „der Bewegung“ gemacht hat, dann muss die Realität wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Das ist kein Rebell – das ist nur ein trauriger, kaputter Mann. Und dann werden die Rufe laut: Wie konnte er uns so betrügen? Verräter! Und dann folgt die bittere Konsequenz.

Dass daraus, aus der Enttäuschung, aus dem Entsetzen darüber, was für ein „Waschlappen“ Joker eigentlich ist, etwas Neues, gefährliches – zum Beispiel der Joker – entstehen kann, nun, das scheint fast ein Naturgesetz.

Alle, die also dachten, es würde im zweiten Teil um den Joker gehen – nun, die haben sich geirrt. Es geht tatsächlich nicht mal um Arthur Fleck. Es geht darum, wie eine Gesellschaft oder zumindest eine Gruppe davon, einen einmaligen, zufälligen(!) Event so hochstilisiert und als fast heiligen Akt feiert, dass die Erkenntnis über die eigentliche Banalität darüber in Wut und Enttäuschung gegen genau die Person umschlägt, die zuerst gefeiert wurde.

Gibt ja genug Beispiel dafür in der Gegenwart. Du entsprichst nicht meiner Erwartung? F*** you! („The Last Of Us Part II„, „Dragon Age: The Veilguard“, um nur zwei Beispiele zu nennen) Darum geht es um den Film. Arthur ist nur das fallende Symbol dazu. Passend dazu, wie jetzt alle über Philipps herfallen. Wenn das mal keine Parallele zum Film ist, seine Message bestätigt und dem Drehbuch einhundertprozentig recht gibt, dann weiß ich auch nicht.

Produktion und Schauspiel sind wie gewohnt auf hohem Niveau: Phoenix spielt wieder großartig. Sogar Lady Gaga, die ich üblicherweise nur sehr schwer aushalte, fand ich hier wirklich gut. Die Sets sind cool, die Lieder kennt man und ja – Phoenix schneidet beim Singen nicht ganz so toll ab, aber damit war zu rechnen.

Philipps und Silver hatten Mumm, diesen Film so zu machen und ich habe großen Respekt davor. Mir war die über zwei Stunden auch nicht langweilig und sie vergingen ziemlich schnell – einzig gegen Ende hat man es dann ein wenig zu sehr in die Länge gezogen, aber in Summe: Wow.

Für mich war „Folie á Deux“ die fast perfekte Fortsetzung des ersten Teils. Mir ist klar, dass ich mit dieser Meinung sehr allein dastehe und wer den Film anders sieht als ich: Bitteschön, ich habe ja kein Recht auf „die Wahrheit“ gepachtet, aber wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt und ihr guckt ihn euch an, dann denkt an meine Worte: Erwartet euch keinen Film in dem ihr einen Joker findet, sondern die Geschichte eines Mannes, in dessen Taten viel zu viel hinein interpretiert wird und der mit allen Konsequenzen daran scheitert, die dahinter liegende Erwartungshaltung zu erfüllen – dann, ja, dann seht ihr einen richtig gut gemachten Film.

„Joker: Folie á Deux“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, eine grandiose Story ein wenig schräg erzählt bekommende, Punkte.

PS: In einem Interview meinte Quentin Tarantino, dass Philipps der Joker sei. Viele haben das verstanden als „Er hat uns übers Ohr gehauen.“ Ich denke Tarantino meinte genau das, was ich hier beschrieben habe. Ironie, irgendwer?

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Bramble: The Mountain King (Game-Review) http://darkagent.blogsit.net/2024/10/22/bramble-the-mountain-king-game-review/ http://darkagent.blogsit.net/2024/10/22/bramble-the-mountain-king-game-review/#respond Tue, 22 Oct 2024 05:00:01 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=37004 Olle wacht allein im Zimmer auf. Seine Schwester: Weg. Dann entdeckt er das offene Fenster. Und ein Bettlaken, welches relativ rasch deutlich macht, dass Lillebror sich nach draußen geschlichen hat. Er folgt ihr. Und landet in einem Märchen. Zwerge, Wichtel, … Weiterlesen

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Olle wacht allein im Zimmer auf. Seine Schwester: Weg. Dann entdeckt er das offene Fenster. Und ein Bettlaken, welches relativ rasch deutlich macht, dass Lillebror sich nach draußen geschlichen hat. Er folgt ihr.

Und landet in einem Märchen. Zwerge, Wichtel, Rehe, wunderschöne Blumenwiesen und dann findet er auch noch ein Licht, welches in Form eines leuchtenden Steins mitgenommen werden kann.

Er weiß noch nicht, dass er dieses Licht dringend brauchen wird, denn der Traum verwandelt sich in einen Albtraum, als Lillebror von einem Troll entführt wird und Olle sich durch den Wald kämpfen und rätseln muss, um den König im Berge zu erreichen, denn dorthin wurde sie entführt.

Und sein Weg ist voller Gefahren, Monster und schrecklichen Erfahrungen, die alle ihre Narben auf seiner Seele hinterlassen werden …

Ich habe „Bramble“ schon lange auf meinem „Pile Of Shame“ liegen und mich vor kurzem endlich dazu entschieden es mal zu installieren und reinzuspielen. Immerhin sah es optisch ziemlich cool aus und soweit ich gelesen hatte, war es eher kurz. Ich habe auch irgendwo mal gelesen, dass man sich vom putzigen Anfang nicht täuschen lassen soll.

Und – hui – hatte diese Person recht.

Aber zuerst zu den zwei auffälligsten Dingen: Der Optik und … der Optik (kein Tippfehler). Der eine Teil sind die Hintergrundgrafiken, das Art-Design, die Lichtstimmungen und wie absolut grandios die Atmosphäre des Spiels deshalb ist. Wenn die Sonne durch die Bäume auf eine Blumenwiese scheint, während im Hintergrund die Rehe grasen, daneben ein Bach plätschert, die Blumensamen im Wind vorbeiwehen und dann ein kleiner Igel bei euch vorbeiwandert, dann kann man fast nur mit offenem Mund da sitzen. Das ist einfach ein Hammer.

Andererseits sind oft Close Ups der Gesichter im Spiel zu sehen und, nun, da gibt es klar Luft nach oben. Ja, es geht noch als okay durch und man versteht die Mimik auch und was ausgesagt werden soll – es wird kein Wort im Spiel von den Protagonisten gesprochen, nur eine Erzählerin schaltet sich manchmal ein -, aber so richtig gut aussehen tut es nicht. Immerhin reißt es nicht aus der Geschichte, also – passt schon. Da man die meiste Zeit ohnehin aus einer gewissen Distanz in Third Person Perspektive spielt ist das ein zu vernachlässigendes Manko.

Und damit sind wir beim Art-Design. Denn das ist absolut perfekt gelungen. Die Monster sind richtige Monster und tatsächlich furchteinflößend. Das Sound-Design jagt einem einen Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter und die Story und was Olle alles passiert – das ist harter Tobak.

„Olle – what have you done?“

Der junge Mann wird zu ein paar sehr harten Dingen gezwungen und – nicht falsch verstehen, das hat mich hier überhaupt nicht gestört – da gibt es auch keine Option, dies zu verhindern. Die Story ist zu einhundert Prozent linear. Er erlebt die Story, welche die Entwickler euch erzählen wollten. Voll von legendären Sagenmonstern aus dem Norden wie dem Näcken (ihr kennt sicher die kindgerechtere Version davon … den „Rattenfänger von Hameln“) oder die Kärrhäxan.

Die Stimmung, das Sound-Design, die Atomsphäre – das passt alles. Und wenn ihr euch das erste Mal durch Gedärme quetschen müsst, um jemand zu entkommen, der mit einem Hackebeil auf euch einschlägt, dann wisst, wie das ist, wenn euer Puls rast.

Nicht, dass das Spiel jetzt besonders schwer wäre, aber – ich weiß, dass ich mich wiederhole – die Atmosphäre ist … wow. Einfach wow. Wer „A Plague Tale: Innocence“ gespielt hat und die Abwechslung von Schönheit und Grausamkeit (ich sag nur: Der Weg durch das Schlachtfeld), der oder die kann sich in etwa vorstellen, was euch hier erwartet. Und trotzdem (oder deswegen) will man/frau immer weiter spielen um zu erfahren, wie das nun ausgeht und wie um alles in der Welt das hier gut ausgehen soll (keine Spoiler: Ich behaupte nicht, dass es gut ausgeht. Ich behaupte aber auch nicht, dass es schlecht ausgeht).

Spielmechanisch gibt man sich eher genügsam, wie ich gestehen muss, einzig die Bosskämpfe können euch mal fordern, da man meist erst mal austesten muss, was die richtige Lösung in den mehrstufigen Kampfphasen darstellt. Nichts davon schwer, vom Verständnis, hin und wieder jedoch nicht einfach und gerade spätere Gegner:innen verzeihen euch genau NULL Fehler.

Damit bin ich fast schon wieder am Ende: Einziger Moment, der mir nicht gefallen hat: Irgendwann treibt man die obligatorischen Stromschnellen hinab und muss naturgemäß Olle steuern, damit er nirgends dagegen kracht. Das hat mich halbwegs Nerven gekostet. Aber – ganz ehrlich – sie Sequenz ist kurz genug, um nicht nachhaltig zu stören.

Ich kann es nur wiederholen: Wer immer auf Horrorgeschichten und eine düstere Atmospähre steht, nicht unbedingt spieltechnisch die absolute Herausforderung sucht und vielleicht sogar noch ein kleines Faible für Folkore und Skandinavien hat: Greift unbedingt zu.

Im Regelfall lauft ihr in den extrem linearen Levels von A nach B, genießt die Aussicht, sammelt bei den ein oder zwei Gablungen Holzstatuen der im Spiel vorkommenden Monster ein, findet Märchenbücher, um mehr über die Sagengestalten und ihre Entstehungsgeschichte zu erfahren, und freut euch über kleiner. Sprungpassagen, schöne Animationen und die Tatsache, dass euer Protagonist tatsächlich Spuren von dem was ihm passiert (körperlich, optisch und psychisch) davonträgt, dann seid ihr hier richtig.

Zusammengefasst: Holt euch „Bramble“. Diese Entwickler muss man aus Prinzip unterstützen. Ja, es ist soooo gut.

„Bramble: The Mountain King“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, dieser Art von Spiel fast nicht besser machen könnende, Punkte.

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ANNO: Mutationem (Game-Review) http://darkagent.blogsit.net/2024/10/12/anno-mutationem-game-review/ http://darkagent.blogsit.net/2024/10/12/anno-mutationem-game-review/#respond Sat, 12 Oct 2024 05:00:14 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=36952 Ann ist eine Kriegerin. Eigentlich ein Mensch aber aufgrund einer seltsamen Krankheit, die keiner so richtig zu verstehen scheint, in einen Anzug gesteckt, der ihre Krankheit im Zaum halten soll und ihr auch übermenschliche Fähigkeiten verleiht. Diese nutzt sie um … Weiterlesen

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Ann ist eine Kriegerin. Eigentlich ein Mensch aber aufgrund einer seltsamen Krankheit, die keiner so richtig zu verstehen scheint, in einen Anzug gesteckt, der ihre Krankheit im Zaum halten soll und ihr auch übermenschliche Fähigkeiten verleiht. Diese nutzt sie um Verbrechen zu bekämpfen.

Gleichzeitig leidet die technosierte Welt an einer noch seltsameren Krankheit: Dem Mecha-Virus. Menschen verwandeln sich aus bis jetzt unerklärlichen Gründen in Roboter. Anns Vater ist einer, der die Krankheit hat.

Aber es scheint eine Heilung zu geben. Zumindest für Ann. Ihr Bruder hat sich auf der Suche nach einer scheinbaren Wunderdroge gemacht, die dies tun kann und nun ist er vermisst.

Zeit für Ann, sich mit ihrer Freundin Ayane, die sie die gesamte Zeit über in Form einer fliegenden Drohne begleitet, auf, um ihren Bruder zu finden. Und rasch stellt sich heraus, dass es da eine groß angelegte Verschwörung geben könnte …

„ANNO: Mutationem“ war wieder ein Spiel, welches ich mir aufgrund des Trailers gekauft habe. Nicht aufgrund der Story, sondern aufgrund der Optik, denn die ist … genial.

Das Spiel besteht aus 2,5-D Pixelart. Das sieht im Standbild schon großartig aus, aber in Bewegung ist das einfach fantastisch. Dazu kommt ein Art-Design welches teilweise direkt aus Blade Runner kommen könnte, ein Kampfsystem, welches kommplex sein kann, wenn man sich drauf einlässt, aber auch mit den Basics ganz gut funktioniert und einer Welt, bei der man das Gefühl hat, die war schon da bevor man sie besucht hat und sie wird (je nachdem welches Ende ihr erreicht) auch danach noch da sein.

Das Gameplay hat zwei Elemente, die sich ganz gut abwechseln, wenn auch in Richtung Ende dann mal eine Weile richtig viel kämpfen angesagt ist – was dann aber auch gut ist, denn es kommt dann ein Zwischenboss für den man wirklich geübt haben sollte. Also vom Game-Design her eine gute Entscheidung vorher wirklich darauf zu achten, dass die Spieler:innen trainieren müssen, denn sonst wäre dieser Kampf eine richtig frustrierende Übung.

Das erste Element ist der Adventure-Teil. Ihr durchstreift (mehrere Städte), löst Rätsel, helft der Polizei oder anderen Bürger:innen und sammelt Erfahrungspunkte genauso wie Hinweise, die nach und nach weitere Orte freischalten. Das funktioniert gut – ihr redet mit Leuten, nutzt euer (geringes) Inventar hin und wieder, ihr kauft Sachen ein, levelt eure Waffen und eure Rüstung auf und verteilt eure Erfahrungspunkte in den (eigentlich nur für die Kämpfe wichtigen) Skill-Tree, der zwei Teile hat: Der eine ist die Gesundheit und die Basiswerte von Ann. Der andere Teil schaltet neue Attacken und Angriffe frei.

Diese beiden Elemente greifen insofern super ineinander, weil ihr im Adventure-Teil notwendige Punkte für den Kampfteil sammelt (und wenn ihr nie auflevelt, dann werdet ihr spätestens aber der Hälfte halbwegs hängen …).

Die Story selbst ist spannend inszeniert und schlägt ein paar Ecken und Haken, bleibt aber spannend, denn nach und nach wird mehr und mehr aufgedeckt, man bekommt in Zwischensequenzen (scheinbare?) Bösewichter zu Gesicht, die kryptische Dinge von sich geben und nach und nach ergibt es ein großes Ganzes.

Das ist gut gemacht und gut erzählt, nur geht der Story bis zum Ende hin die Luft aus. Die letzten Auflösungen oder Twists sind entweder dann schon lange klar oder so unterwältigend, dass ich mir wirklich dachte: „Ist das jetzt euer Ernst?“ Die Macher:innen haben eine coole, tolle Welt erschaffen, mit unglaublich vielen Details, einem coolen Art-Design, ein feines Kampfsystem, coole Figuren und Fragen (Der Mecha-Virus, als eine davon!) und dann bekommt man ein Ende wie in hundert anderen schlechten Sci-Fi-Filmen bzw. Spielen?

Schade. Wirklich schade.

Naja, immerhin gilt hier besonders, dass der Weg das Ziel ist. Denn ich habe jede Minute in de Welt von ANNO: Mutationem genossen und auch wenn einige Level bzw. Areale für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in die Länge gezogen waren oder man den einen oder anderen Laufweg kürzer hätte gestalten können, so hat es in Summe doch gepasst.

Immerhin kann man Abkürzungen freischalten, die einem das Leben leichter machen und wenn man erst einmal die Scan-Funktion und die Landkarte verstanden hat, dann flutsch die Sache noch viel mehr.

Was auch gut gelingt ist, den Spieler:innen im Verlauf immer wieder neue Spielzeuge (lies: Waffen) in die Hand zu drücken und damit experimentieren zu lassen. Ein paar coole Bosskämpfe sind dabei und bei dem einen oder anderen dachte ich mir schon: „Wie soll ich das denn jemals schaffen?“, aber mit Köpfchen, flinken Fingern und dem Einsatz der Utensilien, die man hat, ist das alles absolut machbar.

„ANNO: Mutationem“ ist sicher kein perfektes Spiel, es hat seine Ecken und Kanten, aber das was es richtig macht macht es richtig, richtig gut. Wer also auf eine durchdachte Sci-Fi-Welt Lust hat, die noch dazu richtig gut aussieht und mit einer Story leben kann, die eigentlich spannende Plot-Elemente gegen Ende auch mal links liegen lässt, der oder die kann hier ohne Bedenken zugreifen.

„ANNO: Mutationem“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, leider gegen Ende bei der Story schwächelnde, aber sonst alles richtig machende, Punkte.

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Boy Kills World (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2024/09/07/boy-kills-world-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2024/09/07/boy-kills-world-filmkritik/#respond Sat, 07 Sep 2024 05:00:44 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=36664 Boy (Bill Skarsgård) ist auf einer Mission. Als Kind wurde seine gesamte Familie getötet und ihm selbst, wurde der Gehörsinn geraubt und die Zunge heraus geschnitten. Mit Hilfe eines verrückten Schamanen (Yayan Ruhian) beginnt er sein Training, bis er schließlich … Weiterlesen

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Boy (Bill Skarsgård) ist auf einer Mission. Als Kind wurde seine gesamte Familie getötet und ihm selbst, wurde der Gehörsinn geraubt und die Zunge heraus geschnitten. Mit Hilfe eines verrückten Schamanen (Yayan Ruhian) beginnt er sein Training, bis er schließlich als erwachsener junger Mann, zu einer wahren Kampfmaschine gereift ist.

Sein Ziel ist die Van Der Koy Familie, die für sein Leid verantwortlich ist, zur Strecke zu bringen, allen voran deren Oberhaupt Hilda (Famke Janssen). Doch ganz alleine, wird er diese Aufgabe kaum schaffen können, da die Koys von einer ganzen Armee von Soldaten beschützt werden und nebenbei gibt es da auch noch Vollstreckerinnen, wie eta June27 (Jessica Rothe)…

Der aus Deutschland stammende Regisseur Moritz Mohr, hat bei ein paar Kurzfilmen Regie geführt, was jedoch schon Jahre her ist. Somit ist „Boy Kills World“ sein Spielfilmdebüt als Regisseur, für den er ein Studio gefunden hat, indem er eine vorvisualisierte Kurzversion der Story Sam Raimi (Evil Dead) und Roy Lee (Barbarian) vorgelegt hatte. Die beiden Herren waren beeindruckt und so wurde das Projekt mit den zweien als Produzenten auf die Beine gestellt.

Es gibt ja so Filme, da weiß man beim Trailer schon genau, dass das „ein Film für mich“ ist. So ist es mir hier ergangen und wenn ich umschreibende Worte finden müsste, dann würde das wohl so klingen: eine dystopische Action-Komödie, die mit ihren bunten CyberPunk Einflüssen, wie direkt aus einem blutigen Graphic Novel entsprungen scheint und bei mir ähnliche Gefühle ausgelöst hat, wie etwa Kick-Ass oder zuletzt Bullet Train.

Das hier ist dann schon ein ziemlich wilder Mix, doch für mich fügen sich alle Teile blendend zusammen. Zunächst mal der lustige Teil, da Komödie ja zu den schwierigsten Genres gehört. Den größten Spaß – und das fühlt sich gleichzeitig wie eine neue Idee an – liefert die innere Stimme, die sich Boy zulegt und die direkt aus der Spielhalle eines Fighting-Games der Marke Mortal Kombat stammt. Damit reagiert er innerlich auf Alles und kommentiert auch, was vor allem von der Betonung her, bei mir zu einem Dauergrinsen geführt hat.

Dazu mischt sich eine Ebene, die lustig und tragisch ist, denn er sieht immer wieder seine Schwester als Kind (als er sie zum letzen Mal gesehen hat) und sie sorgt dafür, dass er immer wieder abgelenkt wird und seine Aktionen deswegen schief gehen. Natürlich reagiert sie dabei auf seine innere Stimme, als würde er ganz normal reden, immerhin sind doch beide nur in seinem Kopf. Dazu passend gibt es Rückblicke zu seinem Training und dabei kommen Drogen zum Einsatz und was er da so sieht, das kann man nur mit den zusätzlichen Sinnen Wahnsinn, Irrsinn und Schwachsinn richtig beschreiben.

Die Action ist schnell und die Kamera mitten drinnen bzw. fährt/fliegt sie mit, aber ich kann Entwarnung geben. Ich mag nämlich keine Wackelkamera und zerschnittene Action kann ich nicht ausstehen, doch hier wirkt die Kameraarbeit anders, denn man hat immer den Überblick und kann die Wucht zahlreicher Aktionen, förmlich spüren. Blut spritzt auch genug, meist in bester Over the Top Tradition und das passt bestens zum „larger than life“ Feeling des gesamten Abenteuers.

Bill Skarsgård (Naked Singularity) liefert als Boy eine „All In“ Performance ab, das geht über seine körperliche Transformation, über seine Gestik bis hin zum dem offensichtlich intensiven Martial Arts Training. Jessica Rothe (Happy Death Day) als June27 ist körperlich ebenso in Topform und so intensiv wie hier, habe ich sie zuvor noch nie erlebt. Sharlto Copley (Beast) und Andrew Koji (Snake Eyes) sorgen auf unterschiedliche Art für einige schräge Momente und Michelle Dockery (The Gentlemen) ist so herrlich arrogant, die muss man einfach lieb haben.

Von den Trainings-Sequenzen im Urwald, über die Gräueltaten eines totalitären Regimes bis hin zu Seitenhieben auf die Unterhaltungsbranche ist da in Summe mehr drinnen, als zunächst vermutet. Man kann den Film aber einfach auch als wilde Achterbahnfahrt erleben und hat dennoch seinen Spaß. Der finanzielle Erfolg ist zwar ausgeblieben, doch so völlig ohne Agendas (ist 2024 sehr selten geworden) einfach Vollgas zu geben, das ist schon eine sehr feine Sache. Übrigens gibt es eine kurze Szene nach dem Schlussspann und die ist lustig und traurig zugleich, eigentlich wie der gesamte Film. Ein Mix, den das echte Leben ebenso gar nicht so selten abliefert.

„Boy Kills World“ bekommt von mir 9/10 Alles gebend, sich gegen die Welt aufbäumende Empfehlungspunkte.

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Where The Crawdads Sing aka Der Gesang der Flusskrebse (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2024/07/16/where-the-crawdads-sing-aka-der-gesang-der-flusskrebse-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2024/07/16/where-the-crawdads-sing-aka-der-gesang-der-flusskrebse-filmkritik/#respond Tue, 16 Jul 2024 05:00:15 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=36624 Kya (Daisey Edgar-Jones) lebt seit ihre Mutter ihren Vater mit ihren Brüdern und danach ihr Vater sie verlassen hat, allein in ihrem Haus in den Sümpfen des tiefen Südens. Als Außenseiterin wird sie im Laufe der Zeit immer interessanter für … Weiterlesen

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Kya (Daisey Edgar-Jones) lebt seit ihre Mutter ihren Vater mit ihren Brüdern und danach ihr Vater sie verlassen hat, allein in ihrem Haus in den Sümpfen des tiefen Südens. Als Außenseiterin wird sie im Laufe der Zeit immer interessanter für das andere Geschlecht und erlebt doch das eine oder andere Abenteuer, welche am Ende ihr immer das Herz brechen.

Doch eine dieser Romanzen geht so weit, dass ihr ehemaliger Liierter sie als ihren Besitz betrachtet und Kye gerät in Gefahr. Als dieser ehemalige Liebhaber dann tot im Sumpf gefunden wird, da zeigen alle Finger auf Kya … doch war sie es? Oder ist es nur die Gesellschaft, die in der Außenseiterin eine typische Verbrecherin sieht?

Das Buch „Where The Crawdads Sing“ von Delia Owens, die auch gleich das Drehbuch für den Film verfasst hat, ist ein Millionenbestseller und manche stellen es so gar auf eine Stufe mit „How To Kill A Mockingbird“. Das kann ich nicht beurteilen, da ich „Crawdads“ nicht gelesen habe, aber ein Vergleich mit „Mockingbird“ … wow, sag ich nur. Das klingt ja an sich schon mal interessant.

Wie eng der Film am Buch ist kann ich leider nicht beurteilen, aber ich gehe mal davon aus, dass manchen Entwicklungen im Buch mehr Gewicht und mehr Raum gegeben wird, denn ein paar der Figuren oder auch deren Entwicklungen und Entscheidungen hätten durchaus ein wenig mehr Hintergrund vertragen, aber auch so kann ich mit völliger Überzeugung sagen: Ja, der Film ist richtig gut geworden.

Und ja, mir ist auch bewusst, wie leicht man den Film angreifen kann, wenn man will, denn er spielt schon sehr stark mit Klischees und ist im Grunde genommen eine wilde Mischung aus altbekannten, getesteten und wirklich erfolgreichen Zutaten („Nell“, „Grüne Tomaten“) und auch bei der Regie ist nicht alles astrein – wenn auch im gewohnten Hollywood-Rahmen.

So ist Kya immer top geschminkt, sauber und nicht dreckig, ihre Haare sind meist frisch gewaschen – ihr wisst schon. Das übliche Hollywood-Zeug über das man einfach mal drüberblickt, weil man es im Regelfall eh nicht anders kennt.

Vor allem blickt man hier jedoch drüber, weil man sehr schnell feststellt, dass die Macherin (Olivia Newman hat die Regie übernommen) den Stoff sehr ernst nimmt und ihr die korrekte Übertragung des Buchs auf Film scheinbar ein Anliegen war. So braucht es das Hintergrundwissen aus dem Buch nicht, um alle Zusammenhänge und Charakterentwicklungen zu verstehen und am Ende passt eigentlich alles zusammen (wenn man ein paar der offenen Punkte selbst füllt).

Apropos Ende: Ich hatte schon lange keinen Film mehr, bei dem ich fünf Minuten vor Ende nicht wusste, wie er jetzt enden würde. Ich hatte schon so eine Ahnung, wer für die Tat verantwortlich war, aber abgesehen davon hätte ich den Macherinnen absolut zugetraut, dass Kya zum Beispiel schuldig gsprochen wird oder sie stirbt oder oder oder. Es war für mich alles offen und möglich – allein das ist schon mal ein Hammer.

Dazu kommt, dass man mit Kya mitfiebert, was einerseits an der Figur als auch am Schauspiel von Daisy Edgar-Jones (Fresh) liegt, die Kya wirklich mitreissend spielt. Dazu ein Begleitcast, der richtig gut ist und Figuren, die man einfach mag bzw. mögen muss. Landschaftsaufnahmen, bei denen dir der Atem stockt und Momente im Fim, die zwar peinlich berühren, allerdings mit Absicht und die durch und durch menschlich sind.

Manch ein Plot-Twist mag bekannt sein und manch eine Figur ein wenig sehr ins Klischee lehnen, aber hier passen die Teile so gut zusammen, dass man nur von „Mehr als die Summe der einzelnen Teile“ sprechen kann.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist wie gut Kyas Perspektive auf die Welt, die Natur und ihren Umgang mit Gefahren dargestellt werden. Analytisch, pragmatisch, klar und auf die Natur bezogen absolut unbefangen, was moralische Ansprüche betrifft, denn sie folgt einer klaren Logik, welche ihr einerseits ihr Leben und andererseits das Leben in den Sümpfen vorgegeben haben.

Alles in allem: Absolut sehenswert. Wirklich großartig gefilmt, toll gespielt und sehr fein geschnitten. Kann man angreifen, wird man aber nicht wollen, denn das Gesamtpaket ist fesselnd und sympathisch.

Ganz großes Geschichten-Erzählen!

„Where The Crowdads Sing“ bzw. „Der Gesangt der Flußkrebse“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, mich richtig gut abgeholt habende, Punkte.

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