Dokumentation | Darkagent http://darkagent.blogsit.net We love being entertained! Wed, 08 Nov 2023 09:18:06 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.4.5 Candy Land (2023 Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/11/09/candy-land-2023-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/11/09/candy-land-2023-filmkritik/#respond Thu, 09 Nov 2023 05:00:57 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35920 An einem Truck-Stop irgendwo in der Einöde Amerikas leben ein paar Frauen und ein junger Mann gemeinsam als Sex-Arbeiter:innen in den Tag hinein. Sie haben keine Illusionen und es ist nicht ihr Lebenstraum, aber sie halten sich damit über Wasser … Weiterlesen

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An einem Truck-Stop irgendwo in der Einöde Amerikas leben ein paar Frauen und ein junger Mann gemeinsam als Sex-Arbeiter:innen in den Tag hinein. Sie haben keine Illusionen und es ist nicht ihr Lebenstraum, aber sie halten sich damit über Wasser und die einhellige Meinung herrscht, dass es durchaus schlimmere Jobs gibt.

Eines Tages werden sie von einem Prediger angesprochen, der ihnen helfen und sie auf den rechten Weg zurückführen möchte, aber die Gruppe lässt ihn ziemlich lieblos abblitzen. Also ziehen er und seine Truppe wieder ihrer Wege.

Kurz darauf steht Remy (Olivia Luccardi) vor der Tür von Sadie (Sam Quartin). Sie war Teil der Predigergemeinschaft, hat aber genug davon und möchte nun endlich ein anderes Leben. Nach zögerlichen Kontakten wird sie in die Gruppe aufgenommen und in deren Arbeit eingeweiht.

Es gibt neben all dem aber ein Problem: nämlich Tote. Zuerst ein einzelner Mann, der auf der Toilette, offensichtlich erstochen und danach rituell positioniert, gefunden wird. Aber nach und nach werden es mehr Tote und die Frage stellt sich, ob die Prediger weitergezogen sind oder vielleicht ein anderes Spiel spielen?

„Candy Land“ ist ein komplizierter Film und die Zielgruppe ist schwer zu beschreiben. Das liegt daran, dass der Film in der ersten Hälfte mehr ein Doku-Drama als ein Horrorfilm ist und dann in der zweiten Hälfte mehr Satire auf Horrorslasher als ernstzunehmender Slasher. Man kann es nicht mal so richtig als Charakterstudie über religiöse Verblendung bezeichnen, denn dazu geht der Film dann doch zu wenig in die Tiefe, also … was ist dieser Film?

Nun, mit zwei Worten kann ich dienen: Sehr gut. Das ist er nämlich wirklich und die oben genannten Faktoren spielen da eine große Rolle. Die erste Hälfte des Films dient nämlich dazu, die Figuren besser kennenzulernen. Die Damen (und der eine Herr) in der Gruppe sind keine dummen Abziehfiguren, sondern tatsächlich eine Gruppe von unterschiedlichen Personen mit unterschiedlichen Motivationen, die sich hier zusammengerauft haben und die auch zusammenhalten. Das wird wirklich super vermittelt und man mag die gesamte Truppe irgendwie. Außerdem wird ihr Leben und ihr Alltag ziemlich kompakt und – wie ich meine – sehr informativ gezeigt. Dass da ein ganzes System an komplexen Regeln und Gesten und ähnlichen Dingen vorherrscht, damit einem niemand (rechtlich gesehen) vorwerfen kann, man würde da wetas Illegales machen und die „Workarounds“, die es dazu braucht … allein das war schon spannend und interessant anzusehen.

Dazu nutzt man natürlich Remy als Neue in der Gruppe, der die anderen alles beibringen und zeigen müssen. Und die junge Dame lernt auch tatsächlich relativ schnell wie das alles funktioniert. Auch die Freier werden nur in Ausnahmefällen als widerwärtige Spinner dargestellt, sondern als Menschen, die halt aus diversen Gründen die Ansprüche von Sexarbeiter:innen in Anspruch nehmen. Sei es der als Weihnachtsmann arbeitende Bruce (Bruce Davis), der sich nach Feierabend Entspannung bei den Damen holt oder der Sheriff, der ja eigentlich einschreiten sollte, aber halt leider in einer konservativen Gesellschaft lebt und verheiratet und schwul ist, weshalb dieser auch immer wieder mal auf die Dienste von Levi (Owen Campbell) zurückgreift und der Gruppe so gut es geht hilft, mal durch wegschauen, mal aktiver.

Was sich halt im Laufe der ziemlich überschaubaren Handlung rasch zeigt ist der Fremdkörper des „Slashers“. Da werden Menschen ermordert und so richtig juckt das niemand. Ich meine, ja man redet darüber man bewegt sich nur mehr in Gruppen aber sowas wie Detektivarbeit, wer das denn nun war … da ist nichts und da kommt nichts. Es wird zwar kurz mal erwähnt, dass es ein Truckstop am Rande des Nirgendwo ist und Ermittlungen keinen Sinn haben, weil der oder die Mörder:innen am nächsten Tag schon wieder irgendwo sein können, aber das ist halt auch irgenwdie … unbefriedigend. Vor allem, als die Leichen dann nach und nach mehr werden. Da muss dann halt schon mal der Groschen fallen, dass eventuell die Täter:in sich doch vor Ort befindet.

Dazu kommt, dass die Zuseher:innen relativ rasch wissen, wer die Hand am Mordwerkzeug hat und es ziemlich befremdlich ist, dass keine der anderen Figuren auch nur im Ansatz Verdacht schöpft, zumal der Verdächtigenkreis doch sehr eingegrenzt und bei kurz Nachdenken sogar auf eine Person reduzierbar ist. Ein paar Morde passieren im hellen Sonnenlicht in Autos von Freiern und – man verzeihe mir – wäre es nicht naheliegend, die Person, die zu diesem Freier ins Auto gestiegen ist vielleicht ein wenig … ich weiß nicht, zu beobachten? Ein Auge auf sie zu haben?

Aber gut – tatsächlich hat mich das nicht groß gestört. Ich habe relativ rasch auf „Ihr wollt also so tun, als würde das niemand merken. Okay, akzeptiere ich.“ umgeschaltet und mir einfach angesehen, wie die Geschichte weiterläuft. Man wünscht der Gruppe ja, dass die es irgendwann schnallen und sie davonkommen oder den/die Mörder:in aufdecken.

Spannend fand ich die Motivation hinter den Taten und es gibt sogar einen Moment, da dachte ich mir: Okay, jetzt ist das Morden vorbei, jetzt geht es um Liebe und Sympahtie. Tja, was soll ich sagen: Falsch gedacht. Ich will jetzt nicht spoilern, aber die Liebesszenen, die dann in Morde übergehen sind von der Person, welche die Morde verursacht, wirklich cool gespielt. Diese Aufregung und sexuelle Erregung, nicht aufgrund des körperlichen Akts, sondern erst, wenn Blut fließt, weil hier ja jetzt quasi Gottes Werk getan wird … das kann man im Gesicht ablesen. Das ist wirklich ziemlich gut gespielt, halbwegs unheimlich und gruselig und auch meistens ziemlich blutig.

Wie oben schon angeführt: Man muss schon mit ein wenig gutem Willen über ein paar offensichtliche Dinge hinwegblicken können, damit dieser Film hier funktioniert. Dafür traut er sich auch was. Allein die Eröffnungssequenz beginnt mit einem oben-ohne-Ritt (im sexuellen Sinn) im Führerhaus eines Trucks und folgt dann diversen Mitgliedern der Gruppe von Auto zu Auto mit immer wieder kurzen Blicken zu den Szenen, die sich dann in den Autos und/oder Toiletten abspielen. In Summe alles harmlos, aber die Musik, der Schnitt und auch die Schriftart der Texteinblendungen – das ist ein cooles Gesamtbild und fängt die Stimmung zwischen „Ist halt Arbeit“, „Sex ist gut“ und „Irgendwann bin ich hier weg“ sehr gut ein.

Das Ende ist dann … seltsam und mutig gleichzeitig, weil es irgendwie mit dem Truckstop wenig zu tun hat, man es nicht kommen sieht und … hm, man halt dann doch merkt, was der Sheriff (William Baldwin) für eine Dumpfbacke ist. Auch davor gibt es eine Szene mit der ich absolut nicht gerechnet hatte, nämlich wird eine Person aus der Gruppe vergewaltigt, was ebenfalls in einem Blutbad endet. Die Szene fand ich tatsächlich verstörend, weil sie knallhart ist und absolut ernst und sich so vom Rest des Films abhebt. Bei all dem „Suspension Of Disbelief“, zu dem man sich im restlichen Film durchringen muss, ist dieser Szene hier absolut realistisch. Aber der Umgang damit war dann wieder … ich weiß nicht … ich fand ihn gut, denn die Person kämpft zwar damit, hat ihre Probleme weiterzumachen wie davor und gleichzeitig wird es mit einer „Kann in so einem Job passieren, auch wenn es Scheiße ist“-Einstellung auch irgendwie nicht so richtig Thema. Ich kann es schwer beschreiben, aber ich mochte diese Ambivalenz.

Die Schauspieler:innen machen ihre Sache sehr gut und eine Zeit lang hatte ich sogar vergessen, dass ich mir hier einen Spielfilm anschaue und dachte, es wäre eine Dokumentation. Da hilft sicher mit, dass die Damen und Herren zum größten Teil einfach unbekannte Gesichter sind.

Alles in allem war ich positiv überrascht und auch wenn man keine Logik erwarten darf, vor allem von den Charaktern wenn es um Hinweise auf den oder die Mörder:in geht, so war ich doch die ganze Zeit über interessiert zu sehen, wie das weitergeht, wie es aufhört und wie es endet.

Gratulation an John Swab, der hier das Drehbuch verfasst und auch Regie geführt hat. In Summe unterhaltsam (aber ich muss nochmals betonen, wie dumm die Aufmerksamkeitsspanne und die Kombinationsfähigkeiten der Damen bzgl. Mörder:innensuche sind. Oder wie egal ihnen diese eine Zeitlang sind. Das muss man aushalten können ohne sich zu ärgern, sonst hält man glaube ich den Film nicht aus) und handwerklich sehr gut gemacht. Eine wirklich spannende Mischung.

Und weil wir gerade bei „Gratulation“ sind – ich hatte Olivia Luccardi („It Follows„) nicht wiedererkannt! Die Dame ist auch bei „Soft & Quiet“ mit dabei, in welchem sie eine andere, heftige, sehr heftige Rolle spielt, und ich habe sie nicht wiedererkannt! Respekt. Gleiche Person, aber völlig andere Wirkung. Fr. Luccardi sollte man im Auge behalten. Und nicht zu vergessen: Owen Campbell, der eine sehr mutige Rolle übernimmt und diese absolut mit Charme und Ausstrahlung zu mehr macht als ich dachte (den guten Mann kenne ich aus „X“ von Ti West). Wow, sag ich nur. Wow.

Was ich am Trailer super finde: Er spoilert nichts! Nichts! Nachdem das ja schon quasi ein Alleinstellungsmerkmal ist: Ansehen!

„Candy Land“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, die Truckstop-Arbeiter:innen als echte Gruppe und sympathische Menschen darstellende, Punkte.

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Elephant (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2023/04/08/elephant-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2023/04/08/elephant-filmkritik/#respond Sat, 08 Apr 2023 05:00:04 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=35341 Es ist ein völlig normaler Tag in der High School. Schülerinnen und Schüler gehen ihren wichtigen und unwichtigen Tagesabläufen nach. Nichts Außergewöhnliches per se. Bis zwei Schüler mit Waffen zur Schule kommen und anfangen alle und jeden, den/die sie sehen … Weiterlesen

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Es ist ein völlig normaler Tag in der High School. Schülerinnen und Schüler gehen ihren wichtigen und unwichtigen Tagesabläufen nach. Nichts Außergewöhnliches per se.

Bis zwei Schüler mit Waffen zur Schule kommen und anfangen alle und jeden, den/die sie sehen über den Haufen zu schießen.

Das ist vermutlich die kürzeste Zusammenfassung eines Films, die ich je getippt habe. Aber tatsächlich ist das der Inhalt von „Elephant“. Ich habe den Film damals, als er rausgekommen ist im Jahre 2003 gesehen und ich war sprachlos. Ich bin es immer noch, wenn ich es genau nehme. Und gleichzeitig bin ich voller Rededrang. Was Gus Van Sant („Good Will Hunting“) hier abgeliefert hat ist ein schweres Stück Film, welches sich beim Ansehen alledings richtig leicht anfühlt. Aber um zu begreifen, warum dieser Film gut und sehenswert ist, muss man ein wenig ausholen.

Zuerst mal die technischen Aspekte des Filmemachens: Der Film ist brilliant gefilmt. Es gibt viele „Tracking Shots“, in denen einfach die Schülerinnen oder Schüler mit der Kamera verfolgt werden und man beobachtet sie in ihrem Alltag. Es gibt wenig Schnitte, die Kamera geht bei Nahaufnahmen nah ran und dann folgt sie wieder mit mehr Abstand, usw. Wirklich großartige Kameraarbeit und Bilder, die hängen bleiben, nicht weil sie so außergewöhnlich und bombastisch sind, sondern weil sie Alltag sind. Ganz normaler Alltag, den wir alle in der einen oder anderen Form kennen.

Und das macht es dann so hart, wenn der Bruch kommt und die Schießerei losgeht. Ohne wirkliche Vorwarnung. Ohne Grund. Ohne merkliche Veränderung in der Bildsprache. Das Gezeigte bleibt „banal“, wenn so etwas wie zwei amok laufende Schüler banal sein kann. Es wird nichts auf die Wirkung hin inszeniert. Es gibt hier keine Bilder bzw. Szenen, die „schocken“ sollen, sondern es wird einfach gezeigt was passiert. Ob man geschockt ist oder nicht, liegt am eigenen Empfinden, aber es wird nicht von der Inszenierung (oder gar Musik) irgendwie aufgebaut. Das ist ein Wagnis und führt natürlich dazu, dass jede/r Seher:in verschieden reagieren wird, es macht es aber auch – finde ich – unmöglich diese Form der Gewalt bzw. diese Form der Darstellung von Gewalt „cool“ oder „geil“ oder wie auch immer zu finden. Es die Banalität der Gewalt, fast beiläufig. Ein Zucken des Fingers. Ende. Emotionslos fast. Das kann man unmöglich cool finden. Es ist fast … langweilig. Und deshalb trifft es so hart, weil es schlichtweg so nah und echt und banal wie im wirklichen Leben ist.

Dazu kommt das brillante Skript, welches so gut wie mit allen Traditionen bricht und dadurch auch die Bildsprache unterstreicht. Oder die Bildsprache unterstreicht das Skript. Wie man es halt sehen mag. A würde ohne B nicht funktionieren.

Es gibt nämlich nicht wirklich Hauptfiguren in diesem Film. Ja, schon, natürlich, aber nicht im üblichen Sinne. Und schon gar nicht in der üblichen Inszenierung. Filme bestehen ja im Regelfall aus „Wenn, dann“ oder anders gesagt aus einem Auslöser und einer Reihe von daraus resultierenden Konsequenzen, die aufgrund der Charaktere ihren Lauf nehmen. Man weiß im Regelfal, warum am Ende XY gegen YX kämpft. Man weiß, warum Person F diese oder jene Sache tut. Wir bekommen eine Melange aus Ursache und Wirkung präsentiert. Was anderes sind Filme nicht, wenn man es genau nimmt. Und im Zentrum steht immer ein, oder mehrere, Konflikt(e).

Das fehlt hier völlig. Hier gibt es keine Ursache-Wirkung. Hier gibt es nur: Folgendes passiert. Kein Aufbau dieser Szene im Sinne einer Abfolge von Aktivitäten, die auf diese Konsequenz hinauslaufen. Kein Spannungsaufbau im Sinne von Herr G hat das hier gemacht, deshalb wird später dies oder jenes mit ihm passieren. Hier gibt es Mädchen M. Die hat ein Schulprojekt und ihr Ziel ist es, dieses umzusetzen und dafür muss sie A, B und C machen. Und wir begleiten sie dabei. Und am Weg zu C trifft sie auf die Schulkollegen mit Waffen, die sie ohne ein Wort darüber zu verlieren erschießen. Punkt.

Das ist starker Tobak, wirft unzählige Fragen auf und ist echt nicht leicht auszuhalten, weil es schlichtweg die Sicherheit, die man üblicherweise beim Filmsehen hat, rausnimmt und man nie weiß, was passiert. Und: Man weiß nie, warum. Sicher kann man in viele Dinge, die Van Sant zeigt, hineininterpretieren was er damit sagen wollte, aber das ist es ja: Er sagt es nicht. Er zeigt was passiert. Ende.
(Und ja, natürich ist mir klar, dass die Auswahl dessen, was man zeigt ja bereits eine Selekton der Darstellung ist und somit auch eine Entscheidung, welchen Teil der Information ich als Filmemacher weglasse und es allein schon dadurch keine Objektivität geben kann, weil ich zB allein schon mehrere parallel laufende Handlungen chronologisch zeigen muss und auch diese Entscheidung bereits eine Beeinflussung der Wahrnehmung der Seher:innen darstellt, usw. … ja, danke. Ich kenne die Theorien und Diskussionen aus der Filmtheorie.)

Der Titel des Films ist eigentlich die große Lösung zum Verständnis, wie dieser Film gedacht und gemacht ist: Es gibt eine Geschichte (ich glaube sie kommt aus Indien), die in etwa so geht: Drei weise Männer streiten sich, wer der Klügste ist. Da kommt ein vierter Mann und sagt: „Ich kenne da einen Test, mit dem können wir das rausfinden.“ Alle drei bekommen die Augen verbunden und werden rund um ein großes Tier aufgestellt. Sie müssen mit ihren Fingern ertasten, was sie da vor sich haben. Der erste steht beim Bein. Tastet herum. Ist sich, weil er ja so klug ist, sicher: „Das ist ein Baumstamm.“ Der zweite hat den Rüssel erwischt und meint siegessicher: „Dummkopf. Ich fühle doch: Es ist eine Schlange!“ Und der Dritte wiederum, der beim Bauch gelandet ist, ruft: „Ihr habt ja keine Ahnung: Hier haben wir ein Nilpferd!“. Keiner hat recht. Weil keiner das gesamte Bild sieht: Einen Elefanten nämlich. Soll heißen: Jede Wahrnehmung kann nur ein Teil des Ganzen sein. Wenn du nicht weißt, wie groß das Ganze ist, kannst du dir nie sicher sein, ob du auch das Ganze siehst. Oder mit den Worten von Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation): „Wer in einem Haus steht kann es nicht zeitgleich von außen ansehen“.

Dieser Film funktioniert genauso: Es gibt keine einfache, klare, simple Antwort auf die Gewalt in diesem Film. Es gibt keine „eine“ Urasche und die Wirkungen daraus. Es ist ein komplexes Bild, mit ganz vielen „wenn, dann“ oder besser: mit ganz vielen „könnte nicht vielleicht?“.

Und das macht diesen Film so unheimlich stark und gleichzeitig heftig: Er sagt nichts und dadurch fast alles. Er ist unheimlich brutal, aber zeitgleich auch überhaupt nicht. Er ist der Balanceakt zwischen Frage(n) und Antwort(en). Und das macht er quasi perfekt.

„Elephant“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, schockierend nachdenklich machende, Punkte.

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JFK – Tatort Dalles (1991 Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2022/07/14/jfk-tatort-dalles-1991-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2022/07/14/jfk-tatort-dalles-1991-filmkritik/#respond Thu, 14 Jul 2022 05:00:47 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=34583 Jim Garrison (Kevin Costner) ist der Staatsanwalt von New Orleans. Und am Tag als JFK ermordet wird, ist er genauso entsetzt wie alle Amerikaner:innen. Jahre später liegt der Bericht der Warren-Kommission vor, der belegt, dass Lee Harvey Oswald (Gary Oldman), … Weiterlesen

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Jim Garrison (Kevin Costner) ist der Staatsanwalt von New Orleans. Und am Tag als JFK ermordet wird, ist er genauso entsetzt wie alle Amerikaner:innen. Jahre später liegt der Bericht der Warren-Kommission vor, der belegt, dass Lee Harvey Oswald (Gary Oldman), ein Einzeltäter, JFK erschossen hat.

Aber Garrison ist skeptisch. Er liest den Bericht und findet so viele Ermittlungsfehler, dass er seiner Wut und seinem Frust freien Lauf lässt und mit seinem Team selbst zu ermitteln beginnt. Und er stößt auf einen Berg aus Widersprüchen, welche die Theorie des „Einzeltäters“ ad absurdum führt. Allen voran ein Video, welches klar zeigt, dass einen zweiten Schützen von vorne gegeben haben muss. Und Zeugen, die diesen gesehen haben.

Aber nichts davon findet sich im Bericht der Kommission wieder. Also beschließt er, die Sache neu aufzurollen und er macht sich dabei ganz, ganz viele Feinde auf ganz hoher Ebene …

Tatort Dalles. Wir alle wissen, wie die Ermordung von JFK abgelaufen ist. Auto. Kurve. Schuss. Tränen. Tot. In Kurzform. Lee Harvey Oswald hat JFK erschossen, wurde verhaftet und noch bevor er vor Gericht gestellt werden konnte, wurde auch er – unter Polizeischutz! – erschossen. Akte geschlossen.

Nur, dass das so nicht stimmt. Nicht stimmen kann. Und was Oliver Stone („Platoon“, „Natural Born Killers“) in seinem dreieinhalb Stunden-Epos an Informationen reinpackt, mit Originalaufnahmen unterlegt, das sucht erstmals seinesgleichen. Ich finde – und das sage ich nicht leichtfertig – dass diese dreineinhalb Stunden beeindruckender und spannender sind als jeder einzelne der „Herr der Ringe“-Filme. Und Ja, das kommt von mir.

Meine einzige und große Erinnerung an den Film ist ein Gerichtssaal. Kevin Costner hält eine Rede. Er erklärt der Jury und den Anwesenden gerade die Wunden, die JFK und die anderen im Tatort-Auto hatten. Und es gab von Oswald drei Schüsse. Zwei davon kann man nachvollziehen, bleibt einer übrig. Und dieser eine Schuss muss für (ca.) 15(!) Wunden herhalten. Die Kugel müsste zum Beispiel in der Luft einen U-Turn gemacht haben. Und im Körper eine 90-Grad-Wendung, außerdem müsste sie hart sein, wie Stahl, denn die angebliche Kugel, die man gefunden hat, war unversehrt. Physikalisch unmöglich.

In meiner Erinnerung war JFK ein spannendes Gerichtsdrama, aber tatsächlich ist das nur die letzte dreiviertel Stunde des Films. Davor sind Zeugenaussagen, Kombinationen, Widersprüche, Verschwörungen, Ermittlungen, Morddrohungen und alles, was einen wahnsinnigen Krimi ausmachen würde.

Mit eine riesengroßen Unterschied: Alles hier ist wahr und belegt.

Ich kann also allen nur empfehlen, sich diesen Film anzusehen. Ich meine, man weiß ja mittlerweile, wie genau es die amerikanische Regierung mit der Wahrheit nimmt (ich sag nur „unwiderlegbare Beweise“ und „Irak“). Aber was man hier geboten bekommt, das toppt alles, was man irgendwie mal wo gehört oder gelesen hat.

Und es kommt von Oliver Stone.

Wir haben es hier also nicht mit irgendwelchen wilden abstrusen Theorien zu tun, sondern tatsächlich mit fundiert recherchierten Tatsachen und Ereignissen, die extrem spannend und haargenau rekonstruiert wurden. Und ich kann es nur wiederholen: Der Film ist ein Wahnsinn. Jede einzelne Sekunde ist spannend. Ich wollte mehrmals abschalten und am nächsten Tag weiterschauen (es ist ja doch ein langer Film), aber ich habe (da lief der Film erst eine gute Stunde) keinen Moment gefunden, der mich so losgelassen hätte, dass ich abschalten konnte und ich habe ihn bis zum Ende weitergeguckt.

Der Film kam 1991 raus. Im Dezember dieses Jahres hat Oliver Stone diesen Film dem amerikanischen Kongress gezeigt. Nach Sichtung des Films haben sie die Veröffentlichung von einer ganzen Menge an geheimen Dokumenten bzgl. des JFK-Mordes und der Ermittlungen um Jahre vorgezogen. Tatsächlich hat Oliver Stone 2021 nochmals nachgereicht und einen zweistündigen Film „JFK Revisited: Through The Looking Glass“ veröffentlicht, der die neuen Dokumente einarbeitet und neue Hinweise darauf gibt, was geschehen sein könnte.

Und Ja, das hier ist ein Spielfilm – und allein an der Menge an bekannten und großartigen Schauspieler:innen, die hier mitspielen, sieht man bereits, was das hier für ein Monumentalwerk ist. Beispiele? Kevin Coster („Man Of Steel„) . Michael Rooker („Guardians Of The Galaxy„). Donald Sutherland („The Hunger Games: Catching Fire„). Tommy Lee Jones („Men in Black: International„). Gary Oldmand („Das fünfte Element„). Jack Lemmon. Walter Matthau. Vincent D’Onofrio („The Salton Sea„). Sissy Spacek („Carrie“). Laure Metcalf. Joe Pesci. Kevin Bacon („X-Men: First Class„). John Candy. Und so weiter. Und so weiter.

Oder besser: Was sehr wahrscheinlich passiert ist.

„JFK – Tatort Dallas“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, die Wahrheit schonungslos aufdeckende, Punkte

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Nomadland (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2022/07/09/nomadland-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2022/07/09/nomadland-filmkritik/#respond Sat, 09 Jul 2022 05:00:44 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=34616 Fern (Francis McDormand) hat so gut wie alles verloren. Ihren Mann, ihre Arbeit, ihr Zuhause. Seitdem lebt sie in ihrem Van. Sie fährt herum, verbringt ihren Sommer an Ort A mit einem saisonalen Job und fährt in der nächsten Jahreszeit … Weiterlesen

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Fern (Francis McDormand) hat so gut wie alles verloren. Ihren Mann, ihre Arbeit, ihr Zuhause. Seitdem lebt sie in ihrem Van. Sie fährt herum, verbringt ihren Sommer an Ort A mit einem saisonalen Job und fährt in der nächsten Jahreszeit weiter zum nächsten Ort, nächsten Job und das zieht sich so dahin.

Auf ihrem Weg lernt sie eine Menge Leute kennen, die aus verschiedenen Gründen ebenfalls in ihren Fahrzeugen leben. Sie alle haben sich dafür entschieden. Sie alle haben ihre Gründe. Genauso, wie Fern …

Ja, der Film hat drei Oscars gewonnen und Francis McDormand hat ihn einerseits produziert und andererseits auch die Hauptrolle übernommen. Das Drehbuch und die Regie stammen von Chloé Zhao, die als erste asiatische Frau einen Oscar für die beste Regie bekommen hat.

Ich muss offen sagen, dass Oscars für mich kein Maßstab für die Qualität eines Films darstellen. Dazu habe ich zu viele Oscar-prämierte Filme gesehen, die mich einerseits kalt gelassen haben und die ich andererseits sogar ziemlich schlimm fand (zB La-La-Land). Ist sicher Geschmacksache, ich weiß.

Außerdem ist meine Zeit mit Arthouse-Filmen (und so würde ich Nomadland nennen) schon lange vorbei ist. Ich habe ein paar Jahre lang wirklich fast nur Arthouse-Filme gesehen und irgendwann reichte es mir so richtig. Nennen wir es Übersättigung.

Und Ja, noch was: Meine Frau wollte „Nomandland“ sehen. Nicht ich. Aber was tut man nicht alles für die Liebe. Tatsächlich war ich positiv überrascht. Ich meine, für einen Film, der eigentlich keine Handlung hat, sondern nur eine chronologische Abfolge von Szenen, der quasi keine Schauspieler dabei hat, sondern nur echte Menschen von ihren Problemen erzählen lässt und sie dabei filmt, der wunderschön fotografiert ist, aber im Grunde nur schöne Landschaften und erschöpfte Menschen zeigt, ist er erstaunlich unterhaltsam und spannend.

Sicher, die Spannung kommt zu einem großen Teil (zumindest bei mir) daher, dass ich darauf gewartet habe, dass mal die Handlung beginnt – und ja, ich gebe zu: Es gibt tatsächlich eine Handlung und eine Charakterentwicklung bei Fern. Und die Schauspieler:innen, die im Film sind (Francis McDormand und David Strathairn), spielen wirklich, wirklich gut. Tatsächlich so gut, dass man – wenn man ihre Gesichter nicht kennen würde – nicht wüsste, wer hier wirklich die Person IST, die er oder sie spielt, und wer nur eine Rolle spielt.

Der Film lebt in erster Linie von drei Dingen: Von den wunderschönen Aufnahmen, vor allem der Landschaften. Von Francis McDormand, die in jeder Szene zu sehen ist und die absolut großartig spielt. Und zu guter Letzt, aber am meisten, von der unbekannten, seltsamen Welt und ihren Bewohner:innen, die man so sicher nicht kennt. Swanke, Robert und alle anderen. Ihre Geschichten gehen nahe, da man auch merkt, dass sie echt sind.

Ich kann schwer beurteilen, wie viel Drehbuh oder Regie in diesem Film steckt, weil ich nicht weiß, wie oft man einfach die Kamera hat laufen und Francis McDormand und die anderen Leute reden ließ ohne sie zu unterbrechen, aber macht das einen Unterschied?

Ich würde also „Nomadland“ nicht als „spannend“ bezeichnen, sondern in erster Linie als einen faszinierenden Einblick in eine Parallelwelt, die man so nicht kennt. Hätte ich einen Oscar dafür hergegeben? Nein. Ist es sehenswert? Ja, doch.

„Nomadland“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, optisch wundervolle und menschlich berührende, Punkte.

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Der Maulwurf – Undercover in Nordkorea (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2022/06/07/der-maulwurf-undercover-in-nordkorea-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2022/06/07/der-maulwurf-undercover-in-nordkorea-filmkritik/#respond Tue, 07 Jun 2022 05:00:21 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=34537 Es ist die dümmste Idee, die man haben kann: Man schleicht sich als Maulwurf in Nordkorea ein, weil man wissen will, wie das dort so läuft. Man erinnere sich daran, was mit dem Studenten passierte, der ein Plakat von einer … Weiterlesen

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Es ist die dümmste Idee, die man haben kann: Man schleicht sich als Maulwurf in Nordkorea ein, weil man wissen will, wie das dort so läuft. Man erinnere sich daran, was mit dem Studenten passierte, der ein Plakat von einer Wand geklaut hat (Zur Info: Er ist gestorben an Hirnschäden, die sich niemand erklären konnte …).

Aber genau das passiert. Ulrich Larsen tritt der KFA (Korean Friendship Organisation) bei, um einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können, was so in Nordkorea passiert. Natürlich ist das gefährlich. Und was relativ harmlos anfängt entwickelt sich im Laufe der Jahre zu einer völlig irren Sache, die über Waffenkäufe, Inselkäufe, Besuche in Nordkorea und Uganda – bis hin zum Bau einer unterirdischen Fabrik führt, entwickelt.

Und alles davon ist wahr.

Mads Brügger hat vor ein paar Jahren (2006 um genau zu sein) einen Film namens „The Red Chapel“ gedreht. Für diesen Film hat er Dreherlaubnis und Einreiseerlaubnis in Nordkorea bekommen. Die Handlung? Kabarett in Nordkorea, aber mehr als Deckmantel, um einen Blick hinter den Vorhand werfen zu können. Das Filmergebnis hat den Menschen in Nordkorea nicht sehr gefallen, was darin resultierte, dass Mads Brügger Einreiseverbot bekommen hat. Große Überraschung.

Die wirkliche Überraschung ist, als sich Ulrich Larsen bei ihm meldet, weil er vorhat, mehr über die Machenschaften in Nordkorea zu erfahren und sein Plan ist es, in die KFA (Korea Friendship Association) einzusteigen, um vielleicht ein wenig mehr über die Dinge zu erfahren, die in Nordkorea passieren. Erst ist Mads nicht wirklich interessiert, sagt Ulrich aber, dass er sich melden soll, wenn etwas Spannendes passiert.

Und tja, was soll man sagen? Es passieren ganz, ganz viele spannende Dinge. Es dauert nicht allzu lange und Ulrich meldet sich wieder und die Dinge nehmen ihren Lauf. Sie nehmen sogar so sehr ihren Lauf, dass sie später einen Schauspieler engagieren müssen, der als Mr. James auftritt, ein Milliardär, der versucht sein Geld wo anzulegen und Nordkorea käme ihm gerade recht.

Und dann führt eins zum anderen. Waffenhandel. Waffenfabriken auf gekauften Inseln in Drittstaaten. Umgehen von Sanktionen. Und so weiter und so fort. Und das erschreckende an der ganzen Sache sind zwei Dinge:

a) Wie leicht es Ulrich fällt, da reinzukommen und Kontakte zu knüpfen. Es ist ja nicht so, dass er irgendwas heimlich macht. Ich meine, ja, er lügt wie gedruckt und gibt sich als Freund von Nordkorea aus (und bekommt sogar einen Orden dafür!), aber er filmt immerzu mit und das ist für alle okay, weil sie glauben, er würde es für Promotion bzw. Propaganda verwenden (dass diese Videos nie wo verwendet werden ist niemanden aufgefallen?). Und es ist echt erstaunlich: Plötzlich ist er in Nordkorea, trifft ranghohe Regierungsbeamte, stellt Kontakte zwischen den schrägsten Personen her und bekommt überall Zutritt wo er nur will. Da werden Waffengeschäfte eingefädelt als würde man das neue Prospekt vom nächsten Gartencenter durchsehen. Pläne für Waffenfabriken werden gemacht, die unterirdisch unter einem Ferienressort gebaut werden sollen, Dreiecksdeals werden angedacht (Nordkorea baut das Areal und die unterirdische Fabrik, A zahlt dafür mit Öl, welches er B für Nordkorea abkauft) und das alles, ohne Gegenchecks. Ich meine, der große Investor ist eine erfundene Figur. Seine Firma gibt es nicht. Und trotzdem werden Verträge gemacht und unterschrieben … völlig irre. Niemand macht einen Hintergrundcheck. Aber der Grund dafür ist simpel.

Nämlich b) wie irre und korrupt die alle sind. Und ich rede hier nicht von Nordkorea, sondern von allen, die mit ihnen handeln. Investoren, die Sanktionen umgehen, indem sie Schiffe auf hoher See die Waren austauschen lassen oder die Frachtpapiere ändern. Regierungsbeamte in anderen Ländern, die es ermöglichen, dass jemand Inseln kauft und Erlaubnisse gibt, dass dort auch private Landebahnen gebaut werden. Nie ausgesprochen, aber immer klar, worum es tatsächlich geht. Im Falle von der Insel gibt es auch einen Makler, der garantieren würde, dass die mehreren Tausend(!) Bewohner:innen der Insel innerhalb von vier Monaten geräumt werden würden. Bewohner:innen, die den Investor mit Freude empfangen, weil ihnen der Makler gesagt hat, dass er ein Krankenhaus dort bauen möchte. Lügen. Korruption. Lügen. Und alles ist so einfach, dass es wehtut.

Sollte man gesehen haben, um es zu glauben. Einfach irre. Und einfach wahr. So sieht die Welt aus. Nach Ansicht der Doku kann man nicht umhin zu 50% unterhalten zu sein, weil die Welt so irre und alles so surreal ist und zu 50% schockiert zu sein – aus genau den gleichen Gründen.

Was man allerdings nicht erwarten darf: In Nordkorea ist niemand undercover. Aber im Auftrag von Nordkorea. Und das sind zwei verschiedene Sachen. Aber egal.

„Der Maulwurf – Undercover in Nordkorea“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, das eigentlich Unmögliche zeigende, Punkte.

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Don’t F**k With Cats – Die Jagd nach einem Internet-Killer (Serienkritik) http://darkagent.blogsit.net/2022/05/24/dont-fk-with-cats-die-jagd-nach-einem-internet-killer-serienkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2022/05/24/dont-fk-with-cats-die-jagd-nach-einem-internet-killer-serienkritik/#respond Tue, 24 May 2022 05:00:58 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=34509 Ein Video mit dem Titel „1 Boy, 2 Cats“ taucht im Internet auf. Im Gegensatz zu den 300 Milliarden Millionen Katzenvideos ist dieses hier jedoch weder niedlich noch süß. Ja, die jungen Kätzchen im Video sind süß. Aber sie leben … Weiterlesen

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Ein Video mit dem Titel „1 Boy, 2 Cats“ taucht im Internet auf. Im Gegensatz zu den 300 Milliarden Millionen Katzenvideos ist dieses hier jedoch weder niedlich noch süß. Ja, die jungen Kätzchen im Video sind süß. Aber sie leben nicht lange. Sie werden auf grausame Art und Weise von einem jungen Mann, dessen Gesicht man nicht sehen kann, gefoltert und umgebracht.

Das bringt eine Reihe von Tierliebhaber:innen dazu, herausfinden zu wollen, wer dieser Kerl ist. Sie analysieren das Video, suchen nach Hinweisen und kommen so nach und nach dem Kerl auf die Spur. Rein durch Online-Recherchen. Schnell zeichnet sich das Bild eines Psychopathen ab, der natürlich bemerkt hat, dass er gejagt wird. Und er beginnt mit seinen Jäger:innen ein böses Spiel zu spielen.

Die Frage, die im Raum steht: Wird es bei Tiermorden bleiben? Und wie viele werden es werden?

Ich bin von einer Bekannten auf diese Dokumentation aufmerksam gemacht worden. Zwar hatte ich den Titel schon mehrmals gelesen, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, mir diese dreiteilige Miniserie anzusehen. Irgendwie hat mich der Titel nicht angesprochen und eine Internet-Mörderjag klang jetzt auch nicht besondern beeindruckend. Aber gut, wenn mir etwas so mit Nachdruck empfohlen wird, dachte ich, dann guck ich halt mal rein.

Und dann habe ich mir alle drei Folgen in einem Rutsch angesehen (sie dauern jeweils eine Stunde). Holy S**t. Ich bin kein Fan von „Real Life“-Morddokumentationen, überhaupt nicht, aber was hier abgeht ist ein Wahnsinn. Immer, wenn man denkt, man wüsste, was passiert und was los ist, schlägt die Realität einen Haken und man denkt sich: „Echt jetzt?!“ Irre.

Und ich meine alles(!) hier ist irre. Das beginnt bei den Tierliebhaber:innen, die unglaubliche Zeit investieren, um den Typen zu finden und dabei eine Geduld an den Tag legen, die einfach unglaublich ist. Da werden Filme Bild für Bild ausgedruckt und nach Hinweisen gesucht. Da werden ganze Städte in Google Streetview abgesucht, weil man eine bestimmte Treppe sucht, damit man feststellen kann, an welchem Ort eine bestimmte Person war. Da passieren Dinge und Überlegungen – Wahnsinn.

Und dann kommt man zu den Dingen, die entdeckt werden und … dann fängt der richtige Wahnsinn an. Wer dahinter steckt, wie verdreht diese Person ist, was für Spielchen hier gespielt werden, welche Hinweise gelegt werden und welche Querverweise … es ist unglaublich, dass dies alles hier wirklich passiert ist. Einfach unglaublich.

Die Dokumentation besteht in erster Linie aus Leuten, die erzählen, was sie warum wie gemacht haben. Also welche Motivationen sie hatten, aber auch welche Ideen sie hatten und was sie wie gesucht oder entdeckt haben. Welche Rückschlüsse sie gezogen haben und wie sie A mit D zu F kombinierten – und damit richtig lagen. Wahnsinn. Dazwischen werden diese Schritte (Google-Suchen, Bilderfunde, etc) gezeigt und es wird einfach niemals langweilig.

Für alle unter euch, die sich Tiere, die getötet oder gefoltert werden nicht ansehen möchten: Ich kann euch beruhigen, man sieht nicht was passiert. Es reicht eh, dass es die Protagonisten erzählen. Es ist trotzdem aufwühlend, aber tatsächlich so gut gemacht, dass euch die Befürchtung ihr müsstet euch Tierquälereien ansehen, nicht zu haben braucht.

Ich kann diese 3teilige Dokumentation nur allen ans Herz legen, die bei einer spannenden Jagd nach Hinweisen mitfiebern wollen und und ich kann euch eins sagen: Spätestens zum Ende des ersten Teils werdet ihr wissen wollen, was weiter passiert ist und ihr werdet euch wünschen, dass sie den verdammten Kerl schnappen.

Der Titel des Films kommt übrigens von der obersten und wichtigsten Regel im Internet: „Lasst Katzen in Ruhe“.

„Don’t F**k With Cats“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, mitreissende, erschreckende, Punkte.

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This Changes Everything – Das ändert alles (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2021/08/31/this-changes-everything-das-aendert-alles-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2021/08/31/this-changes-everything-das-aendert-alles-filmkritik/#respond Tue, 31 Aug 2021 06:00:55 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=33646 Stell dir vor, du lebst in einer Welt voll von endlichen Ressourcen. Stell dir vor, in dieser Welt würde es Menschen geben, die diese Ressourchen ausbeuten und sich nicht darum kümmern, irgendjemand die Lebensgrundlage zu rauben. Dann stell dir noch … Weiterlesen

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Stell dir vor, du lebst in einer Welt voll von endlichen Ressourcen. Stell dir vor, in dieser Welt würde es Menschen geben, die diese Ressourchen ausbeuten und sich nicht darum kümmern, irgendjemand die Lebensgrundlage zu rauben. Dann stell dir noch vor, diese Menschen würden das alles tun, um ein paar Zeilen Code zu bekommen.

Der Code befindet sich in Transaktionen. Diese werden in Börsen oder Banken gemacht. Und der Sinn dahinter ist, immer mehr einer imaginären Sache namens „Geld“ zu bekommen. Weil Geld ja alles rechtfertigt.

Dann stell dir noch vor, es gibt Menschen, die sich dagegen wehren von ihrem eigenen Land vertrieben zu werden und der Staat in welchem sie leben, lässt sie durch die Polizei verjagen, um einem anonymen gesichtslosen Konzern zu erlauben ganze Wälder abzuholzen und Trinkwasser zu vergiften.

Und stell dir vor: Du lebst in genau dieser Welt.

Naomi Klein ist vielleicht nicht vielen ein Begriff. Ich kannte sie hauptsächlich weil ich vor ein paar Jahren das Buch „Die Schock-Strategie“ von ihr gelesen habe und es war das mit Abstand deprimierndste Sachbuch, welches ich je in die Finger bekommen habe. Klein schafft es zwar auf den letzten Seiten des Wälzers in eine Richtung zu gehen, die zumindest ein bisschen Optimismus weckt und die Hoffnung auf die Rettung der Welt zulässt, aber man merkt schon sehr stark, dass im Regelfall die mit dem Geld gewinnen, weil sie sich einfach Gesetze kaufen oder die Anwälte bezahlen um existierende Gesetze so auszunutzen, dass sich eigentlich alles irgendwie legal machen lässt. Moral? Kennt man nicht mal mehr vom Hörensagen. Gewinn und Wachstum. Alles andere ist egal.

Wobei die Ironie nicht verloren gehen darf, denn Wachstum ist ja ein Wort, welches eigentlich aus der Natur kommt. Und – werte Leserinnen und Leser – seid ehrlich: Euer erste Gedanke beim Wort „Wachstum“ war „Wirtschaftswachstum“, oder? Ich wette, ihr habt an keinen Baum oder Gras oder Büsche gedacht. Sagt ja auch schon was aus, nicht wahr?

Jedenfalls hat die gute Fr. Klein noch ein weiteres Buch geschrieben, welches im Original auf den Titel „This Changes Everything“ hört und im Deutschen mit „Die Entscheidung: Kapitalismus oder Klima“ übersetzt wurde. Trifft es nicht zu 100%, aber zumindest ist der Inhalt ziemlich klar vermittelt. Und Fr. Klein ist jemand, die gut und ausführlich recherchiert. Im Falle von „This Changes Everything“ ist es so, dass parallel zum Buch auch eine Dokumentation produziert wurde.

Und auch diese Dokumentation zeigt im Grunde nur, wie dämlich „wir“ (so als Menschheit in Summe) sind. Aber es wird auf eine sympathische Art gezeigt. Ich nehme nur mal den Anfang des Films (der auch im Buch super beschrieben ist). Es zeigt ein Treffen von Wissenschaftlern, die darüber diskutieren, wie man dem Klimawandel Herr werden kann. Und eine (durchaus populäre Idee) ist es, ein Gift in die Atomsphäre zu sprühen, welches das CO2 bindet und somit die Erwärmung verhindern kann. Super. Problem gelöst. Nein, leider nicht, denn dieses „Gift“ müsste man immer wieder in die Atmospähre sprühen, denn wenn man einmal damit angefangen hat, dann darf man nicht mehr aufhören und wenn man aufhört, dann bricht das System zusammen und holt die Erwärmung, die aufgehalten wurde, quasi im Zeitraffer nach. Und – fast vergessen – ein weiterer Nebeneffekt wäre, dass man den Himmel verdunkelt. Permanent.

Matrix, irgendwer?

Und wir reden hier von einem Sci-Fi-Film, sondern von einer Dokumentation. Und diese Herren meinen das durchaus ernst. Die diskutieren das völlig sachlich und absolut seriös. Wahnsinn, oder? Wir vergiften die Atmosphäre und ein Lösungsvorschlag lautet: „He! Wir könnten doch ein anderes ‚Gift‘ nehmen und das als Gegengift einsetzen? Klar, wäre der Himmel dann dunkel und wir wissen auch nicht fix, ob es funktioniert und wenn wir es anfangen haben, dann könenn wir – egal welche Auswirkungen es hat – auch nicht mehr aufhören damit. Außerdem, ui, das wäre jetzt peinlich, wenn ich das nicht erwähnt hätte, ist es so, dass wir das halt nur über jenen Ländern machen könnten, die sich das leisten können. Also, sorry, lieber Kontinent Afrika und andere finanziell arme Gegenden der Welt. Dann kriegt ihr halt noch mehr Probleme, aber das ist halt dann so.“

Ich kann nur wiederholen: Das wird ernsthaft diskutiert.

Und das ist nur der Anfang des Films. Okay, ich gebe Entwarnung. So schräg geht es nicht weiter, aber die Bedenken, die auftauchen bleiben den ganzen Film lang und mehr als nur einmal fragt man sich in welcher Welt wir leben und wie es soweit kommen konnte. Und tatsächlich zeigt Klein mit ihrem Filmteam ganz gut, wie es so weit kommen konnte. Das Stichwort: Der Siegeszug des Kapitalismus. Der Siegeszug der Dampfmaschine, der bedeutete, wir können Produktionsketten von der Natur unabhängig machen. Die Distanzierung von der Natur und der Gedanke „Wir machen uns die Welt Untertan.“

Und mit den Konsequenzen leben wir jetzt. Sicher, Klein und ihr Team geben sich auch Mühe und zeigen, welche Gegenbewegungen sich mittlerweile dagegen stemmen. Welche Bemühungen es gibt, um der Geldgier einen Riegel vorzuschieben, aber am Ende bleibt trotzdem die sehr nüchterne Erkenntnis: Solange dieser Gedanke vorherrscht, wird sich nichts ändern.

Aber wenn (und das ist nur ein sehr kleines ‚aber‘), wenn man es schaffen könnte, den Menschen zu zeigen, dass es ein Märchen ist, dass wir uns die Welt nicht unteran machen können, sondern langfristig mit ihr arrangieren (und im besten Fall sogar gut stellen) müssen, dann … nun, dann gibt es vielleicht Hoffnung für uns alle …

„This Changes Everything“ bekommt 8,5 von 10 möglichen, sachlich erschreckende, aber wichtige Informationen liefernde, Punkte.

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Blackfish (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2021/05/15/blackfish-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2021/05/15/blackfish-filmkritik/#respond Sat, 15 May 2021 06:00:52 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=33289 Dawn Brancheau wird am 24. Februar 2010 von dem Orca Tilikum getötet. Das Tier ist ein sich in Gefangenschaft in Sea World beindlicher, so genannter Killer-Wal. Gabriela Cowperthwaite ist Dokumentarfilmerin und hatte in einem Bericht gelesen, dass der Wal seine … Weiterlesen

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Dawn Brancheau wird am 24. Februar 2010 von dem Orca Tilikum getötet. Das Tier ist ein sich in Gefangenschaft in Sea World beindlicher, so genannter Killer-Wal. Gabriela Cowperthwaite ist Dokumentarfilmerin und hatte in einem Bericht gelesen, dass der Wal seine Trainerin nur deshalb unter Wasser gezogen und getötet hat, weil sie so unvorsichtig war und beim Training die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

Alle, die sich jetzt dachten: „Bitte, was?“ hatten den gleichen Gedanken wie Fr. Cowperthwaite, die diese Begründung irgendwie seltsam und unglaubwürdig fand. Also hat sie versucht den Weg bzw. das Leben des Wals „Tilikum“ nachzuzeichnen und findet am Ende eine ganz, ganz andere Erklärung …

Natürlich. Sea World hat ein Statement abgegeben, in welchem es den Film „Blackfish“ als Propaganda mit einer Agenda (welche Propaganda hat denn bitte keine Agenda?) bezeichnet. Wer den Film beziehungsweise die Dokumentation gesehen hat, weiß auch, warum das genau so kommen musste.

Ich hatte schon mehrfach gehört, dass „Blackfish“ spannend ist und sehr nachdenklich stimmt, war aber lange Zeit der Meinung, dass mich ein Film über einen Wal jetzt nicht so richtig interessiert. Nachdem im Jahr 2020 die Menge an Filmen, die mich interessierten aber eher zurückging und auch 2021 bis jetzt fast nur Enttäuschungen („WW84„) und nur vereinzelte Highlights („Zack Snyder’s Justice League„) bereithielt, dachten ich, ich gebe dem Film mal eine Chance.

Und ich muss sagen, dass der Film wirklich, wirklich spannend war. Ob es sich um Propaganda handelt kann ich leider nicht beurteilen, aber die Dinge, die gezeigt werden, die beschrieben werden und die Personen, die vorkommen, wirkten auf mich durch die Bank sehr authentisch und überzeugend. Von meinem Desinteresse mir über eine Stunde lang eine Dokumentation über einen Wal anzusehen war nach fünf Minuten nichts mehr übrig. Im Gegenteil. Ich habe mitgelitten, mich gefragt, wie das sein kann, die Menschheit als Ganzes verflucht und überlegt, ob ich als Einzelperson Sea World für irgendwas verklagen kann.

Man merkt schon: Der Film wühlt emotional auf und ich garantiere euch, dass niemand nach dem Film die Welt für einen bunteren und besseren Ort hält. Tatsächlich ist es nur erneut ein Beispiel, wie sehr Geld die Welt regiert und wie arrogant wir Menschen sind. Unser Umgang mit Tieren (gilt vermutlich auch für einige Zoos, die wir kennen) ist einfach eine Frechheit.

Und wer nach „Blackfish“ der Meinung ist, dass Wale ja nur dumme Tiere sind, der oder die hat wohl nicht richtig aufgepasst. Ich bin ein bisschen sprachlos gewesen, wie wenig ich tatsächlich über diese unglaublich sozialen und intelligenten Tiere wusste und ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich bei einem Film wie diesen tatsächlich aus Mitleid weinen musste. Geschenkt: Die Vorstellung, dabei zusehen zu müssen, wie mir jemand mein Baby wegnimmt und ich nicht weiß, wann ich es wiedersehen werde … da wird mir als Vater natürlich ziemlich unwohl im Bauch, aber dass ich diese „Eltern“-Empathie gegenüber einem Wal empfinde … damit hatte ich nicht gerechnet. Wer jemals die Schreie (oder „Walgesänge“, wie es im Schönsprech so nett heißt) einer Walmutter gehört hat, der man das Kind wegnimmt, weiß wie sich Leid anhört. Da hat es mir fast mein Herz zerrissen.

Ich für meinen Teil kann behaupten nie in Sea World gewesen zu sein und sollte ich jemals in Amerika landen, dann weiß ich, was ich meiden werde. Das wird Sea World zwar egal sein, aber hey – das brauche ich für mein Gewissen. Ein Wahnsinn, was da passiert. Einer der Jäger, die Tilikum damals gefangen und von seinen Eltern entfernt haben, hat es ziemlich plakativ, aber vermutlich (mit Tränen und um Fassung ringend) gesagt: „I am no fool. I’ve been to two wars. I’ve seen things. And I … I did things.“ Schüttelt den Kopf. „But the worst thing I’ve ever done was taking that whale away from his family.“

Was noch hängenblieb: Wale sind fantastische, faszinierende, gutmütige und unglaublich soziale Wesen. Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder ohne Demut von diesen Tieren reden oder denken kann.

„Blackfish“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, faszinierende und berührende und wütend machende, Punkte.

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Nur eine Frau (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2021/04/22/nur-eine-frau-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2021/04/22/nur-eine-frau-filmkritik/#respond Thu, 22 Apr 2021 06:00:57 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=33219 Aynur (Almila Bagriacik) ist ermordet worden. Sie wurde erschossen. Von ihrem eigenen Bruder. Ein so genannter Ehrenmord. Der Weg, den die Deutsche, deren Familie aus der Türkei stammt, genommen hat, hat nicht in tief religiöse Welt ihrer Herkunftsfamilie gepasst. Nach … Weiterlesen

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Aynur (Almila Bagriacik) ist ermordet worden. Sie wurde erschossen. Von ihrem eigenen Bruder. Ein so genannter Ehrenmord. Der Weg, den die Deutsche, deren Familie aus der Türkei stammt, genommen hat, hat nicht in tief religiöse Welt ihrer Herkunftsfamilie gepasst.

Nach ihrem Tod erzählt Aynur rückblickend, wie alles gekommen ist, wie es kam und warum sie der Meinung ist, dass nicht nur die Person, welche den Abzug gedrückt hat, schuld an dem ist, was ihr widerfuhr, sondern auch die Personen rundherum.

Dies ist ihre Geschichte. Und obwohl das Ende bekannt ist, ist der Weg dorthin nicht weniger erschreckend.

Das Ergebnis ist eine Tatsache: Der Mord ist passiert. Der Weg dahin, der in dieser Dokumentation nachgezeichnet wird, ist das Resultat aus Gesprächen und Recherchen und zeigt eine Frau, die mutig damit beginnt, ihren eigenen Weg zu gehen. Zuerst verlässt sie den sie schlagenden Ehemann, dann verlässt sie ihre Familie, die ihr ihren Willen aufzwingen will und letzten Endes wird sie sogar (oder ist knapp davor) sich als Elektrikerin in einer Männerdomäne zu behaupten.

Aber um von A nach Z zu gelangen bricht sie alle Regeln, die ihre Religion und ihre Familie (allen voran ihre Brüder) ihr vorschreiben und der tief religiöse Teil ihrer Familie kämpft mit ambivalenten Gefühlen. Sie lieben ihre Schwester und wollen sie auf den ihrer Meinung nach „richtigen Weg“ zurückholen. Die Methoden sind halt von außen betrachtet eher fragwürdig, wenn ich das mal so diplomatisch sagen darf.

Und am Ende, als klar ist, dass Aynur sich nicht bekehren lässt, sondern weiter ihren Weg verfolgen wird, da gibt es dann nur noch eine Konsequenz und die allerletzte Frage: „Bereust du deine Sünden?“

Als der Film zu Ende war bin ich stumm und starr ein paar Minuten neben meiner Frau gesessen, die genauso sprachlos war wie ich. Mir war nicht klar in welcher Welt wir leben, in welcher Dinge rund um uns (also in diesem Fall in Deutschland, aber machen wir uns nichts vor – diese Geschichte kann sich überall wiederholen) passieren, von denen zumindest ich nur ganz, ganz wenig mitbekomme.

Und um es gleich mal abzuwehren: Nein, ich hatte nicht den Eindruck, dass der Film eine rassistische oder Anti-Irgenwas-Message hatte oder gar als Propaganda gegen den Islam oder ähnliches gedacht war. Hier geht es schlichtweg um eine Frau, die sich emanzipiert und sich von den Werten und Wegen ihrer Elterngeneration trennt, nur um bei jenen in Ungnade zu fallen, die diese Werte als einzigen Weg sehen sich selbst und ihre Welt verstehen zu können. Und welche die Gesetze in ihren heiligen Büchern auch sehr klar vorgelebt bekommen.

Das Erschreckendste an dem Film ist weniger, dass Aynur am Ende ermordet wird. Von der eigenen Familie. Das wirklich erschreckende an dem Film ist, was innerhalb der Familie passiert. An Beeinflussung. An der Veränderung der Familie rundherum, die am Ende der absoluten Überzeugung ist, dass die einzige Lösung der Mord an der eigenen Schwester, die sie großteils ja ehrlich lieben, darstellt. Und am Ende, als die Tat begannen wurde, da sitzt ein junger Mann in einem Gerichtssaal, schüttelt die Uhr, die er als Geschenk für den „Dienst an der Familie“ bzw. der Wiederherstellung der Ehre bekommen hat, in Richtung Zeugin und sein Gesichtsausdruck lässt keinen Zweifel zu, dass er an diesem Punkt der vollen Überzeugung ist, alles richtig gemacht zu haben, es wieder tun würde und die Geste eine absolute Drohgebärde ist: Siehst du, was ich gemacht habe? Siehst du, was auch dir passieren könnte?

Großen Respekt an Sherry Hormann, die bei diesem Film hier Regie geführt hat und noch größeren Respekt an Florian Öller, der das Drehbuch verfasst hat. Das muss eine extrem schwere Gradwanderung gewesen sein, aber sie haben es hinbekommen, einen Film über einen Ehrmord und den Wahnsinn dahinter, zu drehen, ohne auf eine gesamte Religion loszugehen. Und extremen Respekt vor Almila Bagriacik, welche Aynur wirklich mitreißend spielt. Nicht immer sympathisch, aber immer glaubwürdig.

Und die Schauspielerinnen und Schauspieler, welche die Familie von Aynur spielen, vor allem die Brüder: Wow, sag ich nur. Wow. Da läuft es mir kalt den Rücken runter. Alle Achtung und Hut ab.

„Nur eine Frau“ ist eine Dokumentation in Spielfilmform und bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, von allen involvierten großartig gespielte und gemachte, Punkte.

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The Social Dilemma (Filmkritik) http://darkagent.blogsit.net/2020/11/17/the-social-dilemma-filmkritik/ http://darkagent.blogsit.net/2020/11/17/the-social-dilemma-filmkritik/#respond Tue, 17 Nov 2020 06:00:02 +0000 http://darkagent.blogsit.net/?p=32815 Was wäre, wenn alle Algorithmen nur dazu dienen würden, die Nutzer*innen auszuspionieren und online zu halten? Was wäre, wenn alle Social-Media-Programme nur dazu dienen würden, Daten zu sammeln, um mit Werbung Geld zu verdienen? Was wäre, wenn alle „Netzwerke“ den … Weiterlesen

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Was wäre, wenn alle Algorithmen nur dazu dienen würden, die Nutzer*innen auszuspionieren und online zu halten?
Was wäre, wenn alle Social-Media-Programme nur dazu dienen würden, Daten zu sammeln, um mit Werbung Geld zu verdienen?
Was wäre, wenn alle „Netzwerke“ den Sinn hätten, den Nutzer*innen durch ausgewählte Beiträge ein Gefühl von „Hier sind andere wie ich“ zu vermitteln, um ihnen eine Menge Produkte verkaufen zu können?

Was wäre, wenn diese Dinge wahr wären und euch das jene erzählen, die diese Dinge entweder erfunden oder programmiert haben?

Dann würde ihr euch gerade „The Social Dilemma“ ansehen.

In Zeiten einer weltweiten Pandemie interessiert es eigentlich niemand, was online so passiert. Sollte man meinen. Denn die sozialen Netzwerke sind ja nur dazu da, uns zu vernetzen und die Möglichkeit zu geben, mit alten und neuen Freunden in Kontakt zu bleiben. Das hat nichts mit „Informationsblasen“ oder mit „Manipulation“ zu tun, denn immerhin ist das Zeug ja gratis, also was kann da schon der Haken sein?

Tatsächlich ist die Sache anders. Das wissen wir alle. Das spüren wir alle. Das ahnen wir alle. Und spätestens seit der „Cambridge Analytica“-Sache, wissen wir auch, welche Folgen Social-Media-Manipulation haben kann. Und wenn ich an die vorhin erwähnte Pandemie denke und die Informationen (nennen wir es mal so, man könnte es treffender auch … Meinungen nennen, wobei das ja eine Information über die Person wäre, welche die Meinung teilt, woraus man dann ableiten kann, dass es ja tatsächlich eine Information ist … Watzlawicks „Man kann nicht nicht kommunizieren“ lässt grüßen), die da herumgeistern, dann bekommen diese Social-Media-Outlets eine ganz neue Bedeutung und einen ganz anderen Stellenwert.

Und ja, bei „The Social Dilemma“ dreht sich alles darum, wie diese Netzwerke funktionieren, wie sie Geld verdienen, wie sie Informationen horten, weiterverarbeiten und verkaufen und warum Profit an oberster Stelle steht. Moral hat da keinen Platz. Ehtik auch nicht. Und Gewissen? Genau. Das kennt man nicht mal vom Hörensagen.

Wir alle wissen (und wer es nicht weiß, der/die hat die letzten Jahre unter einem Stein geschlafen) haben Social-Media-Kanäle und überhaupt alle Gratis-Apps nur einen Zweck: Daten sammeln über Nutzer*innen, damit irgendjemand irgendwo damit Profit in finanzieller Hinsicht machen kann.

Das kann man jetzt Theorien nennen. Oder Meinung. Oder von mir aus auch Verschwörungstheorie.

Wären da nicht jene Menschen in dieser Dokumentation, die an genau diesen Programmen mit genau diesen Absichten gearbeitet haben und die nach und nach ihre Jobs kündigten, weil ihnen ihr Gewissen sagte: „Das kann ich nicht verantworten. Da kann ich nicht weiter mitmachen.“

Und als wäre diese Dokumentation nicht ohnehin schon eine gruselige Gänsehaut nach der nächsten, kommt der wahre Hammer am Ende. Die Interviewten werden gefragt, ob sie ihre Kinder mit den Werkzeugen/Netzwerken/Programmen interagieren lassen, die sie selbst geschaffen haben.

Es gibt ausnahmslos die gleiche Antwort: Nein. Nie und nimmer. Und mit welcher authentischen Vehemenz dieses „Nein“ kommt, das muss man erst mal sickern lassen.

„The Social Dilemma“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, Tatsachen unmissverständlich klar machende, Punkte.

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