Stung (Filmkritik)

Julia (Jessica Cook) hat nicht viel Zeit den Tod ihres Vaters zu betrauern, immerhin ist sie nun die Besitzerin seiner kleinen Catering-Firma und ist voll beschäftigt damit, sich und ihren Mitarbeiter Paul (Matt O’Leary), finanziell über Wasser halten zu können. Da kommt der Auftrag von Sydney (Clifton Collins Jr.) und seiner Mutter gerade recht. Ein abgelegenes Häuschen und beinahe ausschließlich betagte Gäste, das klingt nach Ruhe, da kann eigentlich nur wenig schief gehen.

Leider hat aber niemand mit den mutierten Killer-Wespen gerechnet, die nicht nur sehr stechlustig sind, sondern auch gerne im Eiltempo in menschlichen Wirten heranwachsen und deren Körper beim Schlüpfen, nur in kleinen Stückchen zurück lassen. Zeit für Paul zu beweisen, dass er Herr der Lage ist, immerhin soll Julia ja endlich auch mal beeindruckt sein von ihm und Bürgermeister Caruthers (Lance Henriksen) sollte ebenso gerettet werden, denn der will erstens wieder gewählt werden und hat zweitens Julia bereits ihren nächsten Job versprochen.

Stung Jessica Cook

Nach einigen Kurzfilmen und seiner Arbeit im Bereich der visuellen Effekte, ist dies das Regiedebüt des Deutschen Bennie Diez. Laut Interview sollte dieses Projekt eine Art Hommage an sogenannte Creature-Feature Filme sein, die es richtig gemacht haben, so wie Aliens, Tremors, Gremlins oder Slither. Was dabei dann raus gekommen ist, ist ein kleiner feiner Instant-Spass, der durchaus geerdeter wirkt, als man zunächst vermuten könnte und Charaktere zu bieten hat, die sich echt anfühlen und von Darstellern mit dem jeweils richtigen Gespür für ihre Figur gespielt werden.

Ein langweiliger Catering-Auftrag, unsympathische Gäste und lästige Insekten. Authentisch wohl nicht zuletzt, weil Drehbuchautor Adam Aresty Erfahrung mit diesem Job hat, werden so die beiden Hauptfiguren Julia und Paul eingeführt in die Handlung. Er mag sie, doch sie spielt die Unnahbare und konzentriert sich voll auf die Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt könnte auch noch eine romantische Komödie aus der Story werden, doch plötzlich kommen die Riesen-Wespen ins Spiel. Was dann abgebt, kommt zwar nicht gänzlich unerwartet, doch verfehlt es seine Wirkung nicht.

Überfordert mit der Situation wie unsere beiden Helden (ok, ein wenig irren Spaß an dem Wahnsinn hat man auch sofort), beobachtet man nun als Zuschauer irritiert, wie Schleim, Blut, lose Körperteile und aus Menschen ausschlüpfende Wespen das Szenario regieren. Dabei fallen sofort die feinen, weil handgemachten Effekte auf, die ein wohliges Oldschool-Feeling erzeugen und weit entfernt sind von Trash-Filmen mit miesem CGI-Overkill. Aus Budget-Gründen kommt zwar auch hier der Computer zum Einsatz, doch kann dies die Grundatmosphäre nicht wirklich trüben.

Das Mädchen retten und heil aus der Sache wieder rauskommen. Matt O’Leary (Mother´s Day) als Paul, hat einen ganz nüchternen Zugang an diese außergewöhnliche Situation, wächst im Laufe der Handlung immer mehr über sich hinaus und ist klar der emotionale Anker im Film. Vor allem in Verbindung mit Jessica Cook als Julia, die bis jetzt vor allem als Model tätig war, doch eine unglaublich natürliche Leinwandpräsenz hat, schön, witzig, ehrlich und kämpferisch zugleich wirkt und somit klar überleben muss. Dabei werden beide nie zu Übermenschen, sondern sie bleiben normale Menschen, die trotz Rückschlägen, kämpfen bis zum Schluß.

Neben der Gesamtsituation sind es dann vor allem Lance Henriksen (Aliens) als ständig Alkohol suchender und trinkender Bürgermeister und Clifton Collins Jr. (Pacific Rim) als leicht unheimliches Muttersöhnchen, die für die nötige, komödiantische Entlastung sorgen. Henriksen glänzt mit trockenen, zynischen Sprüchen und hat diese Aura an sich, dass er schon einiges erlebt hat. Collins Jr. hingegen ist der unterdrückte Egoist, der im weiteren Verlauf nicht nur eine psychische Veränderung durchmacht, was keinem passenderen Charakter passieren hätte können und herrlich krank und überdreht präsentiert wird.

Natürlich bleibt dies zu jedem Zeitpunkt ein kleiner Film, doch mehr Geld heißt ja nicht immer automatisch, dass auch das Ergebnis besser ist. Was ein Regisseur, der das Genre liebt und selbst Fan ist, junge talentierte Darsteller plus spielfreudige Veteranen alles auf die Beine stellen können, ist hier einfach sehr schön zu sehen. Hinzu kommen die gelungenen Effekte, eine gehörige Brise Wahnsinn und Figuren, die dank Drehbuch und den Schauspielern schon im Keim ersticken, dass dies jemals zu einem seelenlosen, Over the Top Nonsens verkommen könnte. Fertig ist das gelungene Creature-Feature. Ich würde sagen Aufgabe erfüllt Mister Diez!

„Stung“ bekommt von mir 7,5/10 die Liebe zu Insekten wohl niemals mehr aufbauen könnende Empfehlungspunkte.


One thought on “Stung (Filmkritik)

  1. Ja, der war super! Hammereffekte! Super SchauspielerInnen, cooles Drehbuch und gerade eklig genug, um kultig zu sein, aber nicht zu eklig, um ernst genommen werden zu müssen.

    Ein ziemlich cooler Film mit einem – grandiosen – abartigen Ende!

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