47 Ronin (Filmkritik)

Im Japan des 18ten Jahrhunderts gelingt dem Halbblut Kai die Flucht vor seinen dämonischen Lehrmeistern aus dem mysteriösen Tengu Wald. Er wird daraufhin von Lord Asano und seinen Männern gefunden und es wird ihm erlaubt, auch wenn die Samurai des Lords ihn als minderwertig betrachten, unter ihnen in ihrem Reich zu leben. Jahre später ist aus dem jungen Mann ein fähiger Krieger (Keanu Reeves) geworden, der heimlich in die Tochter des Lords verliebt ist.

Als jedoch die List eines befeindeten Lords und dessen Hexe (Rinko Kikuchi) zum Tode seines Meisters führt, wird er in die Sklaverei verkauft und Oishi (Hiroyuki Sanada), der Anführer der örtlichen Samurai, wird gemeinsam mit seinen Männern zu Ronin, einer als unehrenhaft angesehenen Gruppe von Kriegern ohne Meister. Auch wenn der Kampf verloren scheint, das ungebrochene Ehrgefühl der Samurai führt dazu, dass sie ein letztes Mal in den Kampf ziehen, um ihren Anführer zu rächen. Doch um Aussicht auf Erfolg zu haben, wäre die Hilfe von Kai unbedingt notwendig.

47 Ronin

Die (mehr oder weniger) wahre Geschichte der 47 Ronin, wurde ja bereits einige Male im japanischen Raum verfilmt. Nun hat sich mit dem Regiedebüt von Carl Rinsch, erstmals auch eine amerikanische Produktion an den Stoff getraut. Der Film sollte ursprünglich schon im November 2012 ins Kino kommen, wurde dann aber wegen der 3D Nachbearbeitung verschoben und schließlich wegen Nachdrehs erst im Dezember 2013 in Amerika veröffentlicht. Der Regisseur wollte die Story eher klassisch japanisch, das Studio hatte jedoch Angst davor, dass die Amerikaner zu wenig Bezugspersonen haben und wollten mehr Szenen mit Keanu Reeves haben.

Ob es nun an der langen Wartezeit lag, an Reeves fehlender Starpower, an der Unerfahrenheit des Regisseurs oder dem mit Weihnachten unglücklich gesetzten Starttermin ist eigentlich schon egal, der Film wurde auf jeden Fall zu einem Riesenflop, der dem Studio wahrscheinlich circa 170 Millionen Dollar Verlust einbringen wird. Finde ich persönlich eigentlich schade, denn eine Produktion aus Amerika die so untypisch wirkt, bekommt man viel zu selten zu sehen. Ausserdem fiel bei diesem Thema auch die Angst weg, dass bei finanziellem Erfolg eine billige Fortsetzung nachgeschoben worden wäre, denn diese Geschichte ist hier definitiv fertig erzählt worden.

Gleich vorweg muss ich hier mal die für mich größte Schwäche des Filmes ansprechen und das ist dessen Oberflächlichkeit. Eine echte Verbindung zu den positiven Figuren auf zu bauen war irgendwie nur schwer, eigentlich aber gar nicht möglich. Wer sterben wird wusste man Großteils sowieso von der Natur der Story her und die wenigen gefühlvollen Momente erscheinen seltsam distanziert, nicht greifbar oder unmittelbar, wie ich sie gerne gehabt hätte.

Die Erweiterung der Story um die Fantasy-Ebene und um die Figur von Reeves, fand ich aber nicht nur sehr gelungen, sondern diese beiden Tatsachen gehörten mit zu den unterhaltsamsten Pluspunkten des gesamten Werkes. Angefangen von der Hexe in weißer Fuchs-Form, die neckisch grinst, über das Wald-Wesen mit seinen Hörnern und den (ich glaube) vier Augenpaaren und der künstlich geschaffenen Giftspinne, bis hin zur finalen Verwandlung der Hexe in eine beinahe drachenähnliche Riesenschlange. Kommt alles einigermaßen plakativ daher, sieht aber gut aus und bringt ordentlich Schwung in die Sache.

Auch Keanu Reeves (Man of Tai Chi) hat auf Grund seiner mystischen Lehrer einen „sich in einen Nebel ähnlichen Zustand verwandeln, um blitzschnell angreifen zu können“ Special Move drauf, ist aber wohl vor allem hier, weil er einfach noch immer The One (The Matrix) ist. Er spielt hier wie immer sich selbst und wo man anderen mangelnde Schauspielkunst unterstellen müsste, kann man ihn ohne weiteres einfach nur als unglaublich cool einstufen. Furchtlos, emotionslos und voll mit Ehrgefühl, so sieht unser ultimativer Held nun mal aus.

Am meisten aus ihrer Rolle macht Rinko Kikuchi (Pacific Rim). Ihre Hexe ist nicht nur überheblich und mysteriös, sondern auch verführerisch und angsteinflössend. In einigen Momenten darf sie auch schön ihren Wahnsinn aufblitzen lassen und ihre Freude an ihren grausamen Taten. Ihr zuzusehen macht unglaublich Spass, sie ist auch die einzige spannende Figur unter den Bösewichten, die man gerne bei ihren Aktionen beobachtet. Hiroyuki Sanada (Wolverine: Weg des Kriegers) als Anführer der Ronin sollte ich auch noch erwähnen, er füllt seine Rolle nicht nur mit der nötigen physischen Energie, sondern auch mit der nötigen Würde.

Den 3D Effekt fand ich hingegen vollkommen unnötig, er war zwar in keiner Szene aufdringlich, aber auch nie eine Bereicherung für das Gesamtergebnis. Die Effekte an sich hingegen passten in die märchenhaften Szenarios, es gibt einige optische „Wow“ Momente, große Patzer hat man sich keine geleistet. Hinzu kommen atmosphärische Landschaftsaufnahmen, markante Gebäude/Settings und teilweise ziemlich farbintensive Kostüme, die zusammen mit der logischerweise oft traditionell asiatisch klingenden Filmmusik, den Zuschauer in diese eigene Welt hinein führen.

Was man also bekommt ist ein (beinahe) völlig ernst gemeintes und schön anzusehendes Fantasy-Spektakel mit netten Effekten, dass einiges Wissen über japanische Kultur mit sich bringt und Affinität zu ihr auch einfordert. Die Actionszenen sind gut gefilmt und knackig in der Länge, nichts in diesem Bereich dauert so lange, dass es langweilen würde. Reeves muss man einfach mögen für seine Eigenheiten, aber das ist für mich sowieso schon lange klar. Einzig dieses grundlegende Problem, dass man nie emotional mitgerissen wird vom gesamten Geschehen hinterlässt dann am Ende den Gesamteindruck, dass man das Gesehene zwar gerne erlebt hat, dass es aber ziemlich sicher bei einer einmaligen Sichtung bleiben wird.

„47 Ronin“ bekommt von mir 6,5/10 die Ehre über die Liebe stellende Empfehlungspunkte.


One thought on “47 Ronin (Filmkritik)

  1. Es gibt keinen coolen Szenen in denen Keanu mitspielt – die Szenen sind cool WEIL Keanu mitspielt.
    Ich meine, wer kann diese Sager „I know what you are – I am not afraid of you“ so emtionslos und trocken bringen und trotzdem dermaßen cool wirken außer THE ONE.

    Zum einmaligen Ansehen war der Film super. Kein Meisterwerk aber sicher sehenswert.

    Vor allem auch die Szene in der Höhle „Whatever you see – don’t draw your sword“ fand ich extrem gut gemacht.

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