Drecksau – Filth (Filmkritik)

Bruce Robertson (James McAvoy) ist Polizist in Edinburgh, Schottland. Er verbringt die meiste Zeit seines Lebens damit, die Menschen um ihn herum (vor allem seine Kollegen), die er verachtet, mit seinen Psychospielchen zu manipulieren und den Rest mit Alkohol, Drogen und schrägen Sexbekanntschaften. Als eine mögliche Beförderung in Aussicht steht, dreht Robertson voll auf und verliert dabei immer mehr den Bezug zur Realität. Dass er nebenbei einen Mordfall an einem japanischen Studenten ermitteln soll, wird dabei schnell zu Nebensache.

Filth

Es gibt diese seltenen Gelegenheiten, in denen man sich nach dem Sehen eines Films die Frage stellt: Was war denn das jetzt? Drecksau (oder Filth wie er im englischsprachigen Raum so schön heißt) basiert auf dem gleichsprachigen Roman von Irvine Welsh, der uns Werke wie „Trainspotting“ beschert hat. Dass das Buch „Drecksau“ wieder einmal etwas Besonderes ist, sollte klar sein, da der Roman einen Teil seiner Geschichte aus der Sicht eines Bandwurmes erzählt.

Aber wie funktioniert jetzt die Umsetzung auf der Leinwand? An dieser Stelle mache ich mal einen symbolischen Knicks vor Jon S. Baird, der hier in gleich zweifacher Hinsicht erstklassige Arbeit geleistet hat. Erstens hat der Schotte es geschafft hier ein Drehbuch zu schreiben, das ohne merkbare Einschnitte dem Roman gerecht wird (den ich aber nicht gelesen habe). Der Film kommt ohne Längen aus und man hat dennoch nicht das Gefühl es würde etwas fehlen – etwas das nicht selbstverständlich ist.

Zweitens gibt es auch an seiner Regie nichts auszusetzen. Baird hatte scheinbar eine sehr konkrete Vorstellung, was er hier zeigen wollte und hat es auch geschafft seine Vision auf die Leinwand zu bannen. Vom relativ tristen Polizeialltag über Robertsons Eskapaden bis zu dem Punkt, wo sich dieser endgültig von der Realität verabschiedet hat, greift hier alles ineinander und funktioniert vor allem durch den Kontrast der jeweiligen Momente großartig.

Von Seiten der Schauspieler hat man das Beste genommen, was man in Großbritannien finden konnte und natürlich sticht einer hier besonders hervor: James McAvoy (Trance). Als Detective Sergeant Bruce Robertson zeigt er scheinbar mühelos ein unglaubliches schauspielerisches Talent. McAvoy sieht hier nicht nur aus, als hätte er permanent einen fetten Kater, sondern er fängt auch sowohl die manischen als auch die depressiven Phasen seines Charakters ein (und den Übergang), inklusive dem Wahnsinn der die Rolle sonst noch so ausmacht.

Was kann man über Robertson selbst noch sagen? Der ist eine der Personen, die so viele „Besonderheiten“ hat, dass jeder Psychiater seine Freude mit ihm hätte. Er spielt mit seiner Umwelt auf eine äußerst makabre und sadistische Art und Weise und zerbricht am Ende an seinem eigenen Wahnsinn. Hin und wieder scheint man einen kurzen Blick auf den Menschen hinter dem Chaos erblicken zu können und ich für meinen Teil hätte dem Film ein Ende gewünscht, das weniger deprimierend ist (wobei sich das in Hinblick auf die Vorlage vermutlich als schwierig erweist).

Aber wenn mir so ein Charakter am Ende des Films nicht egal ist, hat der Film doch etwas richtig gemacht, oder? In weiteren Rollen zu finden sind Jim Broadbent (Cloud Atlas) der als Robertsons Psychiater in ein paar abgefahrenen Szenen zu sehen ist, Jamie Bell (Die Abenteuer von Tim und Struppi) als Robertsons Partner, Imogen Poots (Fright Night) als dessen Kollegin und Eddie Marsan (The Worlds End) als Robertsons (scheinbar) einziger Freund.

Alles in allem ist „Drecksau“ kein Film für jedermann, dafür aber einer mit diesem gewissen britischen Charme, der den Zuschauer dazu einlädt, sich auf emotionale Art und Weise von der Realität zu verabschieden. Gelungen ist auch der Soundtrack, der das Gezeigte untermalt und beinahe so wirkt, als hätte hier jemand ein paar seiner persönlichen Lieblings-Songs untergebracht.

Eines möchte ich noch erwähnen und das betrifft die englischsprachige Fassung. Hier wird schottisches Englisch in seiner ausgeprägtesten Form gesprochen und daher ist der Film in dieser Form nicht wirklich einfach zu verstehen. Dennoch verliert der Film in seiner deutschen Fassung gegenüber dem Original unglaublich viel.

Der Film „Drecksau“ bekommt von mir 7,5/10 langsam den Verstand verlierende Empfehlungspunkte.


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