Snow White and the Huntsman (Filmkritik)

Snow White (Kristen Stewart) hat es nicht leicht. Zuerst erschleicht sich die böse Hexe Ravenna (Charlize Theron) das Vertrauen ihres Vaters, ermordet kurze Zeit später eben diesen gleich noch in der Hochzeitsnacht und steckt ihre Stieftochter kurzerhand in ein Verließ. Snow White kann Jahre später jedoch in den dunklen Wald flüchten. Aus diesem Grund schickt ihr die böse Königin den Huntsman (Chris Hemsworth) hinterher, da er sich als einer der Wenigen dort auskennt.

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Regie geführt bei diesem Film hat der Engländer Rupert Sanders. Der hatte bis zu diesem Film keinerlei nennenswerte Vorkenntnisse und aus diesem Grund ist es geradezu erstaunlich, dass Sanders sein Erstlingswerk mit einem Budget von schlappen 170 Millionen Dollar inszenieren durfte. Sein Regiedebüt ist prinzipiell nicht schlecht, hat aber einige Schwächen, von denen die Meisten aber klar nicht der Regie zugeordnet werden können.

„Snow White and the Huntsman“ hat mit dem Märchen „Schneewitchen“ der Gebrüder Grimm nicht viel mehr gemein, als die grundsätzliche Idee. Hier hat man die alte Geschichte neu interpretiert und eine eigene Welt voller Fabelwesen und Zauber erschaffen. Dabei hat man großzügig und relativ unverschämt von anderen Genrevertretern wie z.B. „Herr der Ringe„, „Harry Potter“ oder „Alice im Wunderland“  (und vielen mehr) geborgt. Dass so etwas funktionieren kann, hat schon „Avatar“ gezeigt, nur hier wirkt das Ergebnis in erster Linie schlecht zusammengewürfelt.

Optisch ist der Film eine wahre Pracht, auch wenn, wie bei Filmen in dieser Preisklasse sonst üblich, auf den Einsatz von 3D verzichtet wurde. Von der Märchenwelt im Allgemeinen bis zum Spieglein im Speziellen sieht alles großartig aus – hier weiß man wohin das Budget geflossen ist. Im Laufe der Geschichte muss Snow White (so heißt die Gute übrigens auch in der deutschen Fassung) gleich mehrere Episoden er- und überleben, bevor alles gut wird. Eigenartig an dieser Stelle ist (vor allem wenn man die Laufzeit von über zwei Stunden bedenkt), dass zwischendurch immer wieder ein wenig von der Handlung zu fehlen scheint. Zwar hat man dieses Gefühl öfter mal bei einem Film, hier tritt dieser unschöne Effekt aber mehrmals auf.

Kristen Stewart (Twilight) würde optisch ja ganz gut in die Rolle von „Schneewittchen“ passen, dennoch macht sich an dieser Stelle wieder einmal bemerkbar, dass das eben nur die halbe Miete ist. Daher wirkt der „Superstar“ entweder furchtbar gelangweilt (ich glaube ja inzwischen sie kann gar nicht anders), oder so als hätte sie gerade Menstruationsbeschwerden. Stewart schafft es nicht zu beweisen, dass der Hype, der mit der Twilight-Filmreihe rund um ihre Person begonnen hat, gerechtfertigt ist und wird in erster Linie deswegen in Erinnerung bleiben, weil sie eine Affäre mit dem Regisseur hatte.

Charlize Theron (Prometheus) hat so gar nichts mit der klassischen Vorstellung einer Hexe zu tun. In ihrer Rolle zeigt sie eine (im Vergleich zu ihrer Kollegin) gewaltige Palette an Emotionen und stiehlt ihrer viel jüngeren Kollegin die Show. Des Weiteren ist sie auch das optische Highlight des Filmes, da das ehemalige Model mit ihren diversen Outfits ihrer Kollegin (die ihrer Rolle entsprechend eher schlicht gehaltene Kleidung trägt) ganz klar die Show stielt.

Dadurch ergibt sich auch das größte Problem des Filmes. Wie kann er für mich funktionieren, wenn mir die böse Hexe von der Inszenierung her viel lieber ist, als ein lustloses Scheewittchen? Dabei saugt die Kamera beide förmlich ein und irgendwann hat auch der letzte Zuschauer verstanden, dass Sanders auf Frauen steht. Während der Film von den werten Damen regelrecht dominiert wird, kommen die Herren der Schöpfung vergleichsweise schlecht weg.

Zwar kann Chris Hemsworth (Thor) zeigen, dass er für seine Arbeit nicht notwendigerweise einen Hammer braucht (eine große Axt tut es nämlich auch), er ist aber nur dabei und spielt nicht mit, was aber in erster Linie am Drehbuch liegen dürfte. Sam Spruell (The Hurt Locker) als schmierigen Bruder der Hexe wünscht man als Zuseher schon nach kurzer Zeit den Tod, während Sam Claflin (Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides) als Snow White’s zukünftige bessere Hälfte, nur sehr kurz vorkommt.

Offenbar hat man versucht hier eine eigene, wenn nicht sogar neue Fantasywelt zu erschaffen – geschafft hat man das leider mit nur mäßigem Erfolg. Da der Film aber finanziell erfolgreich war, was gerade in Anbetracht des investierten Budgets eine reife Leistung ist, ist „Snow White and the Huntsman 2“ bereits in der Planung.

Der erste und bis jetzt einzige Teil bekommt von mir 6,5/10 Empfehlungspunkte, von denen kein einziger Kristen Stewart zuzuschreiben ist.


2 thoughts on “Snow White and the Huntsman (Filmkritik)

  1. Hier kann ich dir auf voller Linie recht geben.

    Kristen Stewart hat es in meinen Augen in keinem einzigen ihrer Filme (die ich gesehen habe) geschafft irgendwelche Emotionen wirklich glaubwürdig darzustellen. Man hat das Gefühl, sie spielt eigentlich immer sich selbst, das irgendwie komische, ungelenke Mädl, dass es eigentlich nicht wirklich mag im Mittelpunkt zu stehen. Und Stewart 1000 x schöner als Charlize Theron? Also bitte…

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